Jesse Tyler Ferguson: Die lauteste Kritik an «Modern Family» kam von Queers

Es gab 250 Folgen der preisgekrönten Serie

Die Hochzeit von Mitch und Cam in der Serie «Modern Family». (Bild: ABC)
Die Hochzeit von Mitch und Cam in der Serie «Modern Family». (Bild: ABC)

Im Frühjahr 2020 verabschiedete sich eine der berühmtesten TV-Familien der Jetztzeit mit einem Farewell-Finale: «Modern Family» endete mit der finalen 11. Staffel.

Ausgestrahlt hat die Erfolgsserie der US-Sender ABC, der 2009 die Show erstmals in die Welt schickte, bevor sie über etliche Umwege schliesslich bei Netflix landete.

Jesse Tyler Ferguson erklärte jetzt in einer Podcast-Folge von «Dinner's on Me», die Kritik an seiner Figur aus «Modern Family» sei am lautesten aus der schwulen Community zu vernehmen gewesen und habe sich auf ihre Darstellung des schwulen Paares bezogen. Queers hatten das Lebensmodell von Cam und Mitch als «homonormativ» abgelehnt und zu «angepasst» eingestuft, um wirklich «queer» zu sein.

Dabei waren ihre Figuren eines der wenigen stabilen schwulen Paare im amerikanischen Fernsehen und damit wegweisend für die LGBTIQ-Community. Einer Umfrage von Hollywood Reporter aus dem Jahr 2012 zufolge gab ein Viertel der US-Amerikaner*innen (27 %) an, wegen Fernsehsendungen wie «Modern Family» und «Glee» würden sie die Ehe für alle befürworten – ein deutlicher Anstieg gegenüber früheren Umfragen.

In der Podcast-Folge sprach nun Ferguson über den «Druck», in einer beliebten Serie bei einem grossen Sender einen schwulen Mann darzustellen: «Man wird für alles kritisiert, was man tut, aber die lauteste Kritik kam meiner Meinung nach immer aus der Schwulen-Community. Sie hatten das Gefühl, ich würde ihre Vorstellung von einer schwulen Beziehung oder einem schwulen Mann nicht repräsentieren.»

Ein Jahr nach dem Serienstart gab es bei Facebook sogar eine Kampagne mit der Forderung nach mehr Intimität zwischen den Männern: Mitchell und Cam sollten sich im Fernsehen küssen! Die Serienmacher*innen reagierten mit der Folge «Der Kuss», die das scheinbare Fehlen körperlicher Intimität zwischen den beiden mit der emotional distanzierten Erziehung der Figuren erklärte.

Der Schauspieler des Mitchell sagt heute: «Von uns kann nicht erwartet werden, jeden Homosexuellen zu repräsentieren. Wir konnten nur diese beiden Personen repräsentieren. Ausserdem ist Mitch im Grunde eine Version von mir … Daher weiss ich nie, wie ich es aufnehmen soll, wenn Leute sagen, er sei stereotyp.»

Beim Debüt der Serie 2009 war es eine Art Erdrutsch, dass das schwule Paar Cam und Mitch mit ihrem Adoptivkind eine von drei absolut gleichberechtigt dargestellten Familien sind. Die Darstellerin der Lily outete sich kürzlich als bisexuell (MANNSCHAFT berichtete).

Der Erfinder der Serie, Steve Levitian, sagte damals, dass die Inklusion von Cam und Mitch immer Teil des Plans gewesen sei: «Als mein Kreativpartner Chris Lloyd und ich diese Sendung entwarfen, fragten wir uns, was genau die verschiedenen Paare sein sollten. Wir wussten sofort, dass wir ein schwules Paar dabei haben wollten, die ein Baby adoptieren. Wir kannten mehrere Leute wie sie, und sie waren unser Vorbild.»

In einem Interview erzählte Eric Stonestreet, Fergusons Partner in der Serie, vor ein paar Jahren: «Leute auf der Strasse sprechen mich an und erzählen mir, was ihnen unsere Charaktere bedeutet haben. Mir hat eine Frau aus Australien berichtet, dass unsere Serie Sichtbarkeit geschaffen habe für gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern, und das habe ihrer Tochter geholfen, mit Bullys umzugehen. Sie sagte, ihre Tochter würde in der Schule permanent gehänselt, weil sie zwei Mütter habe. Die Mutter riet ihr, sich die Serie anschauen und zu beobachten, wie sehr Mitch und Cam ihre Tochter lieben. Das sei genau das gleiche.»

Stonestreet ergänzt: «In einer Serie mitzuspielen, die auch gesellschaftlich wichtig ist, ist eine wirkliche Ehre. Die Preise von LGBT-Gruppen [wie Human Rights Campaign, Anm.] bedeuten uns viel, weil sie uns bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und euch auf eine fundierte Weise und in einem positiven Licht im Fernsehen repräsentieren.»

Jenseits der Kameras startete Ferguson übrigens selbst eine «moderne Familie» mit seinem Ehemann Justin Mikita: Die beiden haben zwei Kinder (MANNSCHAFT berichtete).

Jasna Fritzi Bauer ist wieder solo: Katharina Zorn zeigt sich überrumpelt. Der «Tatort»-Star gab die Trennung einseitig bei Instagram bekannt (MANNSCHAFT berichtete).

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