10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung

Zu Tränen gerührt: Jim Obergefell 2015 vor dem Obersten Gerichtshof der USA.
Zu Tränen gerührt: Jim Obergefell 2015 vor dem Obersten Gerichtshof der USA. (Bild: Elvert Barnes, Flicker)

2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.

In einem Interview mit dem US-Magazin Out äussert sich Obergefell besorgt über die politischen Entwicklungen seit der Amtsübernahme von Donald Trump und seiner Administration. «Seit Trump im Amt war, habe ich das Gefühl, dass unsere Rechte zurückgedrängt werden», sagt er. Besonders der wachsende Einfluss konservativer Richter*innen und queerfeindliche Strömungen innerhalb der Regierung bereiten ihm Sorgen. «Ich fürchte wirklich, dass die gleichgeschlechtliche Ehe ausradiert werden könnte», sagt Obergefell. «Es fühlt sich so an, als würde sich unser Land rückwärts bewegen.»

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom 26. Juni 2015 war ein Meilenstein und legalisierte die Ehe für alle in den ganzen USA (MANNSCHAFT berichtete). Der Weg dahin begann mit einer sehr persönlichen Geschichte. Jim Obergefell lebte mit seinem Partner John Arthur im Bundesstaat Ohio. Als John an ALS erkrankte und sein Gesundheitszustand sich rapide verschlechterte, wollte das Paar heiraten. Doch Ohio erkannte gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht an.

Die beiden reisten 2013 in den Bundesstaat Maryland, der die Ehe für alle bereits eingeführt hatte. Dort gaben sie sich das Jawort – in einem medizinischen Flugzeug auf dem Rollfeld, weil John das Bett nicht mehr verlassen konnte. Zurück in Ohio wollten sie ihre Ehe offiziell anerkennen lassen. Doch die Behörden lehnten ab. Jim sollte nicht einmal als Ehemann auf Johns Sterbeurkunde genannt werden. Diese Erfahrung führte zur Klage, die später unter dem Namen Obergefell v. Hodges bekannt wurde.

«Ich hätte nie gedacht, dass unsere Liebe zu einem Fall vor dem höchsten Gericht des Landes führen würde», erinnert sich Obergefell im Interview. Der Moment der Urteilsverkündung war für ihn überwältigend. «Zum ersten Mal in meinem Leben als offen schwuler Mann fühlte ich mich wie ein gleichwertiger Amerikaner.» Diesen Moment erlebte Ehemann John nicht mehr – er verstarb wenige Monate nach ihrer Eheschliessung in Maryland.

«Wir dürfen nicht vergessen, wie weit wir gekommen sind – und wie schnell das alles wieder verloren gehen kann.»

Jim Obergefell

Jetzt, zehn Jahre später, sei diese Errungenschaft bedroht. Die LGBTIQ-Community müsse wachsam bleiben. «Wir dürfen nicht vergessen, wie weit wir gekommen sind – und wie schnell das alles wieder verloren gehen kann.» Eine Aufhebung der Ehe für alle wurde bereits im Januar 2025 thematisiert: im Parlament des Bundesstaats Idaho (MANNSCHAFT berichtete).

Trotz aller Rückschläge bleibt Obergefell kämpferisch. «Ich erzähle meine Geschichte nicht nur mit Stolz, sondern auch mit der Hoffnung, dass sie andere zum Handeln inspiriert», sagt er. «Denn Gleichberechtigung ist nichts, das man sich einmal erkämpft und dann für immer behält. Sie muss ständig verteidigt werden.»

Mehr: Donald Trump droht Moderatorin Rosie O’Donnell mit Ausbürgerung (MANNSCHAFT berichtete)

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