Historischer Erfolg: Supreme Court öffnet die Ehe in ganz USA
Die Entscheidung fiel mit 5 zu 4 Stimmen knapp
Unermüdlich hatten sich die Befürworter der Eheöffnung in Amerika durch die Instanzen geboxt. Nach vielen Teilerfolgen aber auch etlichen Rückschlägen schafft das höchste US-Gericht nun klare Verhältnisse: Gleichgeschlechtliche Ehen sind rechtens – und zwar landesweit.
Nach einem bahnbrechenden Urteil dürfen Schwule und Lesben in den USA künftig im ganzen Land völlig legal heiraten. Das höchste Gericht sprach ihnen am Freitag nach ihrem jahrzehntelangen Kampf um Gleichberechtigung ein landesweites Recht auf gleichgeschlechtliche Eheschliessungen zu. Die in 13 von 50 Staaten sowie in Teilen von Missouri bestehenden Verbote der Ehe für Schwule und Lesben müssen damit aufgehoben werden. Präsident Barack Obama bewertete die Entscheidung als «Sieg für Amerika».
Die mit fünf zu vier Richterstimmen äusserst knappe Entscheidung des Supreme Court ist der bislang grösste rechtliche Erfolg für Schwule und Lesben in den USA. Gleichgeschlechtliche Paare dürften ihr grundlegendes Recht zu heiraten nun frei ausüben. «Nie wieder darf ihnen diese Freiheit verwehrt werden», schrieb Richter Anthony Kennedy stellvertretend für die fünf Befürworter. In ihrer Begründung stützten diese sich auf das im 14. Zusatzartikel zur US-Verfassung verankerte Gleichbehandlungsgebot. Derzeit erlauben 36 Staaten sowie der Bundesdistrikt Washington D.C. Ehen für gleichgeschlechtliche Paare.
«Amerika sollte sehr stolz sein», sagte Obama im Rosengarten des Weissen Hauses kurz nach Veröffentlichung des Urteils. «Diese Entscheidung wird dem bisherigen Flickenteppich an Regelungen ein Ende bereiten.» Die Amerikaner könnten stolz sein. Auf Twitter bezeichnete Obama das Urteil als grossen Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung und fügte den Hashtag #LoveWins («Liebe siegt») hinzu. Bei seiner Wahl im Jahr 2008 hatte er sich noch gegen die Öffnung der Ehe ausgesprochen, war vor seiner Wiederwahl im Jahr 2012 aber ins Lager der Befürworter gewechselt.
Kläger Jim Obergefell wollte bloss als Wittwer anerkannt werden
«Die heutige Entscheidung bestätigt, was Millionen quer durchs Land bereits tief in ihren Herzen wissen. Unsere Liebe ist gleich», sagte Hauptkläger Jim Obergefell. Er hatte sich durch die Instanzen gekämpft, um als Witwer seines im Alter von 48 Jahren gestorbenen Partners John Arthur anerkannt zu werden. Obama rief Obergefell am Freitag an, um zu dem juristischen Sieg persönlich zu gratulieren. «Sie haben dieses Land nachhaltig verändert», sagte der Präsident über die Lautsprecher des Telefons.
Vor dem Gerichtsgebäude in Washington versammelten sich Hunderte Befürworter der Eheöffnung. Kurz nach der Entscheidung fielen sie sich jubelnd in die Arme, feierten die Entscheidung und sangen die amerikanische Nationalhymne. «Ich wollte immer heiraten. Ich wollte immer eine Familie haben», sagte der 22 Jahre alte Adam Boyd, der aus Wyoming angereist war.
In ihren Gegenstimmen kritisierten die vier unterlegenen Richter die Entscheidung mit deutlichen Worten. «Das Urteil ist in einem Stil abgefasst, der so anmassend ist wie sein Inhalt egoistisch ist», schrieb Richter Antonin Scalia in seiner abweichenden Begründung. Kritiker kündigten zugleich an, das Urteil mit allen Mitteln anzufechten. «Die heutige Entscheidung ist vollkommen unrechtmässig», teilte der Verband National Organization for Marriage (NOM) mit. «Wir weisen sie zurück und die Amerikaner werden es auch tun.»
Auch die Präsidentschaftskandidaten nutzten die Chance, um sich zum Thema «Ehe für alle» zu positionieren. Der Supreme Court hätte die Entscheidung den Bundesstaaten überlassen müssen, schrieb Jeb Bush, der als Favorit für die republikanischen Vorwahlen gehandelt wird. Das Wahlkampf-Logo von Hillary Clinton erschien dagegen in den Regenbogenfarben der LGBT-Gemeinde. «Stolz, einen historischen Sieg für Ehe-Gleichheit zu feiern», schrieb die Demokratin auf Twitter.
Das Thema spaltet die Amerikaner seit Jahren. Schon zum Auftakt der Verhandlungen Ende April hatten sich die Richter uneins gezeigt. Jüngsten Umfragen zufolge zählt sich die Mehrheit der Bevölkerung aber mittlerweile zu den Befürwortern. Vor allem im letzten Jahrzehnt hat sich die Stimmung zugunsten der Homo-Ehe gewandelt.
«Die Liebe hat gewonnen»: Hollywood jubelt über Urteil zur Homo-Ehe Auch Hollywood jubelt mit. «Die Liebe hat gewonnen», freute sich Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres (57) am Freitag auf Twitter. Mit der Schauspielerin Portia de Rossi ist sie seit 2004 zusammen und seit 2008 verheiratet. Oscar-Moderator und Schauspieler Neil Patrick Harris (42) dankte dem Obersten Gericht: «Es ist ein neuer Tag», schrieb Harris auf Twitter. Mit Ehemann David Burtka ist er seit 2010 Vater von Zwillingen.
Der britische Star Ian McKellen (76) freute sich über eine «wunderbare Nachricht». «Herzlichen Glückwunsch Amerika», hiess es in einer Mitteilung von McKellen und seinem Kollegen Derek Jacobi (76). Sie wollten am Sonntag bei der Gay Pride Parade in New York feiern. Auch der britische Sänger Sam Smith (23) jubelte: «Alle 50 Staaten. So glücklich». Es sei noch ein langer Weg mit vielen Kämpfen, aber heute wolle er trinken und feiern.
«Wir sind heute so stolz darauf, Amerikaner zu sein», twitterte der US-Sänger Lance Bass (36). Nun hätten alle Schwulen und Lesben die Freiheit zu lieben. Das frühere Mitglied der Popgruppe ‚N Sync hatte seinem Lebensgefährten Michael Turchin im vorigen Dezember das Ja-Wort gegeben. «Heute ist es wunderbar», stimmte die Schauspielerin Anna Kendrick (29) auf Twitter in den Jubel ein.
Das könnte dich auch interessieren
Post würdigt Keith Haring und «Golden Girls»-Star
Dies wurde jetzt in den USA für 2025 angekündigt
Von Newsdesk Staff
Kurznews
++ Katholische Forderung nach LGBTIQ-Schutz ++ Festnahme nach Beleidigung ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Gendern
Queerfeindlichkeit
Religion
News
News
Bekommt Polen einen queerfreundlichen Präsidenten?
Polen wählt im kommenden Jahr seinen neuen Präsidenten. Regierungschef Tusk schickt einen queerfreundlichen Politiker ins Rennen. Bei der letzten Wahl gab es für den 52-Jährigen ein vielversprechendes Ergebnis.
Von Newsdesk/©DPA
International
Coming-out
«Schäme micht nicht»: Sänger Khalid outet sich
Der Grammy-Gewinner war zuvor von einem Kollegen als schwul beschimpft worden
Von Newsdesk Staff
Musik
News