Zwei queere Personen von Taliban bei Fluchtversuch verhaftet

Maryam Ravish und Maeve Alcina Pieescu wollten mit dem Flugzeug in den Iran ausreisen

Maeve Alcina Pieescu (l.) mit Maryam Ravish und Parwen Hussain, eine Woche vor der Verhaftung in Kabul
Maeve Alcina Pieescu (l.) mit Maryam Ravish und Parwen Hussain, eine Woche vor der Verhaftung in Kabul (Bild: Handout der Familie / The Independent)

Laut Medienberichten sind eine 19-jährige lesbische Frau und eine 23-jährige trans Person von den Behörden am Flughafen in Kabul aufgegriffen worden, als sie versuchten, ein Mahan-Air-Flugzeug nach Teheran zu borden.

Es geht demnach um Maryam Ravish und Maeve Alcina Pieescu. Ravishs gleichgeschlechtliche Partnerin Parwen Hussaini gab die Informationen weiter an die britische Zeitung The Independent. Sie erklärt, dass sie und Ravish – als Paar – zusammen mit eine*r weiteren Freund*in versucht hätten, dem Taliban-Regime zu entkommen um «frei» leben zu können.

Die beiden Frauen hätten sich 2021 ineinander verliebt, heisst es. Allerdings hätten sie ihre Beziehung beendet, wegen des Drucks der Taliban gegen queere Menschen. 2023 seien Hussaini und Ravish jedoch wieder zusammengekommen und hatten nun ein «neues Kapitel» ihres Lebens im Iran anfangen wollen.

Geschichte dokumentieren

Über mehrere Monate hat laut Zeitungsbericht die LGBTIQ-Organisation «Roshaniya» einen Plan ausgearbeitet, um alle drei Personen zu evakuieren. Dabei entstanden Kosten von rund 4‘600 Euro. Der Independent schreibt, die Organisation habe auch geplant, diese Geschichte zu dokumentieren, um zu zeigen, wie es gleichgeschlechtlichen Paaren in Afghanistan aktuell geht.

Während Hussaini das Flugzeug ohne Probleme borden konnte, wurden Ravish und Pieescu von Sicherheitskräften vormittags angehalten. Diese überprüften die Telefone der beiden – und entdeckten dabei, dass sie «Mitglieder der queeren Community» sind.

Der CEO von Roshaniya, der Journalist Nemat Sadat, sagte gegenüber dem Independent, dass beide Frauen von bewaffneten Taliban-Männern vom Flughafengebäude hinaus zu einem Auto abgeführt worden seien.

Folter und sexuelle Belästigung

Sadat fürchte, die beiden seien nun in einem Gefängnis «irgendwo in Kabul». Dort seien die Bedingungen besonders für trans Menschen «extrem krass».

Zwar würden cis Frauen öfter freigelassen werden, wenn Familienmitglieder für sie bürgen, aber trans Personen würden in den Gefängnissen oft gefoltert und sexuell belästigt. (MANNSCHAFT berichtete übers Vorgehen der Taliban gegen Homosexuelle.)

«Sie wusste, dass ihre Familie uns niemals akzeptieren würde»

Parwen Hussaini, lesbische Aktivistin

«Sie wusste, dass ihre Familie uns niemals akzeptieren würde», sagt Hussaini über ihre Freundin. Deshalb hätten sich beide auch für eine Flucht entschieden. «Nun verbringe ich jede wache Sekunde allein im Iran und werde von Schuldgefühlen übermannt, dass meine Partnerin in Afghanistan im Gefängnis sitzt, wegen unseres Versucht, ein freies Leben zu führen.»

Wie es scheint, ist die besonders bei Queers beliebte Bernice Frankel – besser bekannt als Bea Arthur aus den «Golden Girls» – das neueste Opfer des Kampfes der Trump-Administration gegen «Diversity, Equity and Inclusion» (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare