Erst will Sieger JJ ESC 2026 «ohne Israel» – nun rudert er zurück
Der ORF war zuvor auf Distanz gegangen
Österreichs ESC-Gewinner JJ stösst mit seinem Wunsch nach einem Ausschluss Israels beim nächsten Song Contest auf taube Ohren bei Veranstaltenden und Ausrichtenden.
«JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder», sagte ein Sprecher des österreichischen Senders ORF in einer ersten Reaktion. Für den Sender stünden beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter habe zudem eindeutige Richtlinien, die Politik von Unterhaltung trennten, so der ORF, der das grösste Musik-Event der Welt nach JJs Sieg voraussichtlich im Mai 2026 ausrichtet.
Die EBU erklärte, ihre Rolle sei es, einen Song Contest zu organisieren, der auf Zusammenhalt, Diversität und Inklusion achte. Die EBU sei ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und nicht staatlicher Stellen. «Die EBU steht weiterhin im Einklang mit anderen internationalen Organisationen, die derzeit ebenfalls daran festhalten, israelische Teilnehmer in grosse Wettbewerbe einzubeziehen.»
JJ will laut einem Zeitungsbericht, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Österreich ohne das diesmal zweitplatzierte Israel stattfindet. «Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt», zitierte die spanische Zeitung El País den 24-jährigen Johannes Pietsch. «Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äussern.»
«Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äussern.»
ESC-Sieger JJ
Auf Nachfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA relativierte der Sänger seine Aussagen: «Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äussern.»
Die beim ESC teilnehmenden Länder müssen nicht zwingend Teil Europas sein, dafür aber Mitglieder in der European Broadcasting Union (EBU). Israel war zuerst 1973 beim ESC dabei und gewann seitdem viermal den Wettbewerb.
Israels Teilnahme wurde in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem beispiellosen Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50'000 Menschen umgekommen.
Israel war in Basel am vergangenen Wochenende mit der Sängerin Yuval Raphael (24) und dem Lied «New Day Will Rise» im ESC-Finale auf Platz zwei gelandet; im Publikumsvoting hatte die Sängerin sogar den ersten Platz erreicht. Nur die Punkte der Dutzenden Fachjurys aus europäischen Ländern bescherten Österreich und JJ («Wasted Love») den Sieg.
Die Europäische Rundfunkunion ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC), den es seit 1956 gibt.
Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in der Nacht zum vergangenen Sonntag in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song «Wasted Love» die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen (MANNSCHAFT berichtete).
Auch Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer*innen in einem offenen Brief kürzlich geäussert.
Israels am ESC teilnehmender Fernsehsender Kan hat unterdessen nach den Beschwerden anderer TV-Anstalten über die Stimmabgabe betont, dass Israel alle Wettbewerbsregeln befolgt habe. Gegenteilige Andeutungen (MANNSCHAFT berichtete) entsprächen nicht den Tatsachen, teilte der öffentlich-rechtliche Sender Kan mit. Das europäische Publikum liebe die israelische Sängerin und ihren Song, hiess es in einer Erklärung mit Blick auf das in diesem Fall besonders unterschiedliche Voting von TV-Publikum und nationalen Fachjurys.
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