Schwuler Sex unter Drogen: «Ich war körperlich völlig am Ende»
Der schwule Wiener Dorian erzählt in einer ORF-Sendung, wie die Drogensucht seine Karriere zerstört hat.
Dorian ist 29 und offen schwul. Lange Zeit galt er als politisches Talent. Er arbeitete unter anderem in Wien als Bezirksrat für die SPÖ. Doch dann hat die Drogensucht seine Karriere zerstört. Dorian ging zu schwulen Chemsex-Partys. «Das Äusserste, glaube ich, was ich unterwegs war, waren tatsächlich fünf Tage am Stück. Ich war körperlich völlig am Ende. Aber noch immer getrieben von der Substanz», erzählt Dorian in der ORF-Sendung «Thema».
Um einen guten Einblick in die die Szene und die damit verbundenen Tabus zu bekommen, hat sich der ORF-Journalist Christoph Feuerstein eineinhalb Jahre lang damit beschäftigt. Das Ergebnis seiner Recherchen sind in der «Thema»-Spezialausgabe mit dem Titel «Sex auf Drogen - Warum der gefährliche Trend zunimmt» zu sehen.
In der 50-minütigen Sendung wird ausführlich auf Chemsex eingegangen. Der Begriff Chemsex beschreibt den Konsum von chemischen Substanzen beim Sex unter meist schwulen oder bisexuellen Männern. Mit den Substanzen, die oft auf Partys eingenommen werden, können die Männer stundenlang hemmungslosen Sex haben. Verwendet werden dabei etwa Crystal Meth, GHB/GBL, Mephedron und Ketamin.
Chemsex ist weltweit und auch im deutschsprachigen Raum in der schwulen und queeren Szene weit verbreitet. In Teilen der schwulen Community und in Dating-Apps werden dafür auch Begriffe wie «High and Horny» (HnH) und «Party and Play» (PnP) verwendet. Chems werden unter anderem geraucht, gesnifft, aber auch oral oder anal eingenommen, gelegentlich auch gespritzt. Die konsumierten Substanzen bergen verschiedene Risiken.
Der Wiener Arzt Horst Schalk ist dankbar, dass das Thema endlich aufgegriffen wird. Schalk ist in Österreich in der schwulen beziehungsweise queeren Szene zu einer Anlaufstelle für Betroffene geworden. Er erzählt in der ORF-Sendung, dass er in seiner Arztpraxis täglich mit den Folgen von Sex unter dem Einfluss chemischer Substanzen zu tun hat. Das Problem ist laut Schalk, dass Menschen durch die neue Art chemischer Drogen besonders schnell abhängig werden. Die Drogen verringern nicht nur das Schmerzempfinden, sondern schädigen auch dauerhaft die inneren Organe.
Doch nicht nur schwule oder bisexuelle Männer haben Sex auf Drogen. «Mein Freund und ich haben eigentlich immer nur Sex auf Drogen gehabt. Je öfter man konsumiert und dann Sex hat, desto weniger interessiert einen Sex ohne Drogen», erzählt Tanja in der ORF-Sendung. Die Drogenabhängigkeit führte bei der 46-jährige Burgenländerin dazu, dass sie bis heute unter schweren Depressionen und Angstzuständen leidet. Tanja erzählt, dass sie zuvor 15 Jahre lang verheiratet gewesen sei. In der Ehe sei das Sexleben am Ende kaum mehr vorhanden gewesen sei. Sie sei aus der Beziehung ausgebrochen. Doch die neu erhoffte Freiheit mit scheinbar ungezwungenem Sex auf Drogen wurde für sie zur Falle.
Aus einer grossen österreichischen Studie aus dem Jahr 2017 über Chemsex ist bekannt, dass rund 20 Prozent aller befragten Personen angaben, in den vergangenen 12 Monaten mindestens die Hälfte aller sexuellen Kontakte unter Einfluss diverser Substanzen erlebt zu haben. Knapp die Hälfte der befragten MSM kam aus Wien (MANNSCHAFT berichtete).
Die Sendung über Chemsex wird am Montag (21. Juli um 21.05 Uhr ) auf ORF2 ausgestrahlt.
Michael Esteves Pereira kandidiert bei der «Mr. Gay Europe»-Wahl in Amsterdam. Mit seinem Projekt «Safe to Grow» will der Kinderarzt Safe Spaces im Gesundheitswesen für Kinder und Jugendliche schaffen (MANNSCHAFT berichtete).
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