Erzbistum Köln und Vielfalt? Nur «Worthülsen ohne Bedeutung»

Out-in-church-Gruppe vermisst Respekt und Akzeptanz

Archivbild
Die Regenbogenfahne wird vor Kölner Kirchen aufgehängt (Archivbild) (Bild: Oliver Berg/dpa)

Die Kölner Out-in-church-Gruppe äussert sich zu einer Meldung des Erzbistums über den Umgang mit queeren Schüler*innen. Anlass ist ein Eklat der vergangenen Woche, nur einen Tag nach dem Kölner CSD.

Bei der Einweihung des neuen Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk mit dem umstrittenen Kardinal Rainer Woelki ist es am Montag vergangener Woche zu einem Eklat um die Verwendung des Regenbogen-Symbols gekommen. Laut Kölner Stadt-Anzeiger wurden Mitarbeitende vor der Einweihung im Eröffnungsgottesdienst und beim Festakt aufgefordert, das Zeichen für queere Vielfalt und Respekt nicht zu zeigen. In einem Schreiben der Schulleitung hiess es demnach, provokative Kleidung, die sich gegen den Arbeitgeber wende oder eine persönliche Botschaft vermitteln solle, sei zu unterlassen, etwa eine Krawatte in Regenbogen-Farben.

Out in Church schreibt nun in einer Mitteilung, anlässlich des Eklats sah sich das Erzbistum wohl zu einer Stellungnahme gezwungen, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Auch über den Bereich Schule hinaus würden darin Aussagen getroffen, die die Kölner Gruppe nicht unkommentiert lassen könne.

«Der Verweis auf die langjährige LGBTIQ-Pastoral wirkt auf queere Menschen im Bistum wie blanker Hohn», sagt Christian Ansorge von Out in Church. «Seit Jahren versuchen queere Mitarbeitende und Engagierte von Out in Church mit den Bistumsverantwortlichen in eine fruchtbare Zusammenarbeit einzutreten – bislang ohne Erfolg.»

«Den Bereich LGBTIQ-Pastoral als wichtiges Arbeitsfeld des Bistums zu benennen, ist geradezu unverschämt»

Ramona Kielblock, Out in Church

«Die wenigen Gespräche, die in den vergangenen Jahren stattfanden, wurden immer von Out In Church initiiert und blieben jedes Mal ohne tatsächliches Ergebnis. Im Vergleich zu den Bemühungen einiger anderer Bistümer im Bereich der Queerpastoral rangiert Köln ganz klar unter den Schlusslichtern» so Ansorge.

«In Form einer Audienz ein Gespräch zu gewähren, ist unserer Ansicht nach kein offener Dialog und den Bereich LGBTIQ-Pastoral als wichtiges Arbeitsfeld des Bistums zu benennen, ist geradezu unverschämt», erklärt Ramona Kielblock, Vorstandsmitglied von Out in Church.

Kardinal Rainer Maria Woelki (Foto: Oliver Berg/dpa)
Kardinal Woelki

«Unsere Anliegen finden kein Gehör und versprochene Rückmeldungen bleiben aus. Wir konnten bislang keinerlei ernsthaftes Interesse an queeren Menschen und ihren Themen seitens des Erzbistums erkennen», so Kielblock weiter.

In öffentlichen Bekenntnissen werde regelmässig ein Bild von Offenheit und Respekt gezeichnet, was dem Auftreten und Agieren der Bistumsverantwortlichen in keinerlei Weise entspricht. So wurde vor wenigen Wochen beispielsweise eine «Handreichung zur Anwendung von Amoris Laetitia» an Seelsorgende verschickt, deren Sprachgebrauch eine deutliche Ablehnung gegenüber gleichgeschlechtlichen Ehen und Partnerschaften erkennen lasse.

Bereits bei einer Protestkundgebung vor einigen Tagen habe Theologin Mirjam Gräve als Rednerin von Out in Church auf das widersprüchliche Verhältnis zum Regenbogen hingewiesen. Der werde auf der Internetseite des Erzbistums doch als «ein leuchtendes Zeichen dafür, dass Gottund Menschen miteinander verbunden sind» sowie als «ein Zeichen für Frieden und Vielfalt» beschrieben, war aber bei der Kölner Schuleröffnung anscheinend unerwünscht.

Für Out in Church stehe fest: «Solange der Regenbogen als Provokation oder Kampfsymbol gegen die Kirche aufgefasst wird, kann das Erzbistum keinesfalls authentisch an der Seite queerer Menschen stehen. So lange bleiben alle Bekenntnisse zu Vielfalt und Akzeptanz blosse Worthülsen ohne jede Bedeutung.»

Out in Church ging Anfang 2022 mit einem kollektiven Coming-out und einem Manifest an die Öffentlichkeit. In der prämierten begleitenden ARD-Doku «Wie Gott uns schuf» wurden über 100 Mitwirkende vorgestellt. Vor zwei Jahren wurde die Initiative mit der «Trompete von Jericho» ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete).

Die Katholische Kirche Luzern hat eine queere Bibel gestaltet. Seelsorger Meinrad Furrer will in Nacherzählungen LGBTIQ-Facetten verdeutlichen (MANNSCHAFT berichtete).

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