Aids-Hilfe Österreich wird 40, mit Unterstützung von Ralf König

Ralf König, Comicautor und Zeichner, sitzt in seinem Atelier
Ralf König (Bild: Oliver Berg/dpa)

Am Freitag (5. September) feiert die Wiener Aids-Hilfe mit einem grossen Strassenfest ihr 40-jähriges Bestehen. Zu den Höhepunkten gehören eine Ausstellung über die Geschichte der Organisation und die Zusammenarbeit mit dem schwulen Comic-Künstler Ralf König.

Die österreichische Aids-Hilfe hat Grossartiges geleistet. Dies soll am 5. September bei einem grossen Strassenfest in Wien gefeiert werden. 

Die Veranstaltung wird um 15.30 Uhr von Prominenten aus Politik und Gesellschaft eröffnet. Erwartet wird unter anderem Österreichs Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann. Auf der Bühne werden verschiedene Musiker*innen und Stand-up-Comedians auftreten. Die Kombination von ernsten Themen mit Unterhaltung und Humor ist ein wesentliches Merkmal der Arbeit der Aids Hilfe. 

Ein wichtiger Bestandteil des Fests ist die Jubiläums-Ausstellung «40 Jahre Aids-Hilfe in Österreich». Gezeigt werden historische Dokumente, die zeigen, wie gross die Angst vor 40 Jahren gewesen ist. Damals wurde eine HIV-Diagnose oft als Todesurteil und als soziales Stigma angesehen. Im Jahr 1985 wurde die erste österreichische Aids-Hilfe in Wien gegründet. Später wurden eigene Zentren in den Bundesländern eröffnet. 

Ein weiterer Höhepunkt des Fests ist die Zusammenarbeit mit dem schwulen Comic-Künstler Ralf König. Er ist seit den 1980er-Jahren für sein Engagement in der Aufklärung über HIV / Aids bekannt. Für eine Spendenaktion hat Ralf König 65 exklusive Kunstdrucke einer überarbeiteten Version seiner Illustration «Pride» zur Verfügung gestellt. Die Drucke sind gegen eine Mindestspende von 95 Euro erhältlich. Alle Einnahmen aus dem Verkauf kommen Projekten der Aids Hilfe Wien für Menschen mit HIV zugute. 

Viele Infektionen werden erst spät entdeckt  Nach Schätzung der österreichischen HIV-Kohortenstudie lebten im Vorjahr rund 8400 Personen mit HIV in Österreich - das sind bei knapp 9 Millionen-Einwohner*innen etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung.

Ein knappes Drittel der Menschen mit HIV in der Kohorte haben keine österreichische Staatsbürgerschaft. Aufgrund der Datenlage wird geschätzt, dass über 90 Prozent der HIV-infizierten Personen eine Diagnose haben und etwa 98 Prozent der Betroffenen in Österreich eine retrovirale Therapie (ART) erhalten.

Die genaue Erfassung aller Menschen, die mit HIV leben, variiert jedoch. Expert*innen gehen von einer höheren Dunkelziffer aus. So wird für Österreich die Zahl der Menschen mit HIV auf rund 11'000 bis 12'000 geschätzt. Hier sind aber abgelehnte Asylwerber*innen und Saisonarbeiter*innen noch nicht berücksichtigt. 

Österreich hat eine der höchsten Pro-Kopf-Raten an HIV-Tests in Europa, über 75 Tests pro Jahr pro 1'000 Personen. Dennoch werden eine beträchtliche Anzahl von Patient*innen (über 40 Prozent) erst spät diagnostiziert, ihr Immunsystem ist um Diagnosezeitpunkt bereits geschwächt. 

Spätdiagnosen sind besonders häufig bei älteren Menschen über 50 Jahren und Personen mit heterosexuellem Übertragungsrisiko zu finden. Der niedrigste Anteil an Spätdiagnosen findet sich bei jungen Menschen und bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).

Laut den zuletzt verfügbaren Zahlen lag die Anzahl der HIV-Neudiagnosen bei 401 pro Jahr. Die meisten der 401 Neudiagnosen wurden in Wien (183), in Oberösterreich (45), gefolgt von der Steiermark (38) und Tirol (38) gestellt. Burgenland bildet mit vier neudiagnostizierten Fällen das Schlusslicht. Nach Übertragungswegen sind 53 Prozent der Neudiagnosen in Österreich Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). 30 Prozent sind heterosexuelle Kontakte (davon 51,5 Prozent Frauen) - und 7 Prozent intravenös Drogennutzende.

Als Gründe dafür, dass die Infektion lange unbemerkt bleibt, können mangelndes Risikobewusstsein sowie mangelndes Wissen zu sexueller Gesundheit genannt werden. Auch spielt die Angst vor eine Diagnose, auch aufgrund möglicher gesellschaftlicher Diskriminierung, eine Rolle. Je früher eine HIV-Diagnose gestellt wird, desto erfolgreicher kann eine HIV-Therapie verlaufen und desto mehr können die betroffenen Personen davon profitieren. 

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