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Sonne, Kultur und Gay Games: Zu Besuch in Valencia

Das erwartet dich in der lebensfreudigen Stadt an der spanischen Mittelmeerküste

Die Altstadt von Valencia
Die Altstadt von Valencia (Bild: Alexey Fedorenko)

Valencia lockt mit mediterranem Flair, kreativen Vierteln und einer lebendigen queeren Szene. Gerade im Rahmen der Gay Games 2026 lohnt sich ein Besuch besonders. Wir waren bereits vor Ort.

Valencia vereint Strandambiente, urbane Energie und entspannte Urlaubsatmosphäre – hier lässt sich das Leben geniessen. 

Die Stadt ist grün, gepflegt und sauber, Parks und Gärten wie der Turia-Garten laden zum Verweilen ein, während die Architektur vom gotischen Seidenmarkt bis zur futuristischen Stadt der Künste und Wissenschaften glänzt. Valencia strahlt Lebensfreude aus: Die Menschen sind relaxed, offen und sehr gastfreundlich. Tourist*innen werden hier deutlich herzlicher aufgenommen als in anderen Grossstädten wie Barcelona.

«Tourist*innen werden hier deutlich herzlicher aufgenommen als in anderen Grossstädten wie 
Barcelona.»

Ein Höhepunkt ist das Frühlingsfest Las Fallas, das jedes Jahr zum Josefstag vom 15. bis 19. März die Stadt in einen bunten Ausnahmezustand versetzt. Feuerwerk, brennende Figuren und Strassenkunst zeigen die ausgelassene, lebensfrohe Seite der Valencianer*innen.

Gleichzeitig gibt es Spannungen: Die konservative Stadtregierung sorgt in jüngster Vergangenheit immer wieder für Konflikte mit der LGBTIQ-Community, etwa beim Hissen der Regenbogenflagge (siehe Queer Life). Mit Blick auf die Gay Games 2026 werden diese Differenzen besonders sichtbar: Valencia steht vor der Herausforderung, sich als internationale queere Destination zu präsentieren und gleichzeitig die Anliegen der lokalen Community ernst zu nehmen.

Valencia in einem Tag: deine Must-sees Bei unserem Besuch in Valencia wollten wir nicht nur die Klassiker der Stadt erkunden, sondern auch die Orte entdecken, die Einheimische schätzen. Ganz oben auf unserer Liste standen der Turia-Garten, die Stadt der Künste und Wissenschaften, das kreative Viertel Russafa und das neue Museum der Milliardärin Hortensia Herrero.

Die Stadt der Künste und Wissenschaften ist ein Wahrzeichen Valencias.
Die Stadt der Künste und Wissenschaften ist ein Wahrzeichen Valencias (Bild: Corrado Wyssen)

Ein Spaziergang oder eine Fahrradtour durch den Turia-Garten vermittelt sofort das Gefühl, mitten im Grünen zu sein. Der ehemalige Flusslauf des Turia erstreckt sich über neun Kilometer durch Valencia und verbindet Parks, Sportanlagen, Spielplätze und kleine Brücken. Besonders schön ist es hier im Frühling, wenn die Beete blühen und die Sonne die Wege erhellt.

Die weitläufige Anlage lässt genügend Raum, sodass Jogger*innen und Familien gut aneinander vorbeikommen und der Park nie überfüllt wirkt. Während der Flutkatastrophe im Oktober 2024 erreichte der umgeleitete Flusslauf seine Kapazitätsgrenze, was die Innenstadt allerdings vor grösseren Schäden bewahrte. 

Die Stadt der Künste und Wissenschaften beeindruckt mit futuristischer Architektur. Schon der Aussenbereich mit Wasserbecken und offenen Plätzen ist ein Erlebnis für sich und lädt zum Flanieren und Fotografieren ein. Hier soll übrigens das Village der Gay Games entstehen (siehe Box). In dieser «Stadt» sind diverse Einrichtungen untergebracht, darunter ein Museum, ein 3D-Kino, ein Planetarium, ein Opernhaus und das Ozeonagrafische Aquarium. Wer sich nicht entscheiden kann: Unser Favorit ist das Aquarium, das grösste seiner Art Europas!

Russafa zeigt die lebendige Seite Valencias: Cafés, kleine Shops, Street Art und Märkte prägen das Viertel. Auch ist die queere Community hier am sichtbarsten. Ein Spaziergang vermittelt ein Gespür für den Alltag der Stadtbewohner*innen und bietet zahlreiche Möglichkeiten, lokale Spezialitäten zu probieren, etwa frisches Gebäck, Tapas oder kleine Snacks auf den Wochenmärkten.

Der Eingangsbereich im neuen Museum Centro de Arte Hortensia Herrero
Der Eingangsbereich im neuen Museum Centro de Arte Hortensia Herrero (Bild: Corrado Wyssen)

Ein Besuch des neuen, modernen Centro de Arte Hortensia Herrero (Bild) im restaurierten Palacio Valeriola zeigt eine hochkarätige Sammlung zeitgenössischer Kunst. Auf 3500 m² präsentieren rund 50 internationale und spanische Künstler*innen Werke von Anselm Kiefer, David Hockney oder Olafur Eliasson. Das Museum entstand nach sieben Jahren Restaurierung und wird von der Kunstmäzenin Hortensia Herrero, Vizepräsidentin der Supermarktkette Mercadona, finanziert. 

Wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann auch Ausflüge an die Küste einplanen: Nur 20 Minuten von der Altstadt entfernt liegen die Sandstrände Malvarrosa und Patacona, ideal für ein Mittagspicknick oder einen Nachmittag am Meer nach dem Sightseeing.

Am Stadtstrand Patacona lädt eine breite Promenade zum Flanieren ein
Am Stadtstrand Patacona lädt eine breite Promenade zum Flanieren ein (Bild: Adobe Stock)

Etwas abgeschiedener und bei der queeren Community beliebt ist die Playa de l’Arbre del Gos, ein gegenüber Nudismus offener Strand, den man am besten mit dem Auto oder Fahrrad erreicht.

Valencia

Autonome Gemeinschaft — Valencia Sprache — Spanisch, Valencianisch Einwohner*innen — zirka 825 000 Beste Reisezeit — Frühling (April–Juni) und Herbst (September–Oktober) bieten angenehme Temperaturen und weniger touristischen Andrang. Im Sommer (Juli–August) kann es sehr heiss werden, ideal für Strandliebhaber*innen. Im März verwandelt das berühmte Las-Fallas-Fest die Stadt in ein buntes Spektakel aus Kunst, Feuer und Musik. Einreise — EU- und Schweizer Staatsangehörige benötigen zur Einreise lediglich einen Personalausweis bzw. die ID Weitere Informationenvisitvalencia.com

Queer Life Valencia hat eine lebendige, sichtbare Szene: Besonders in den Vierteln Russafa und El Carmen locken queere Bars, Cafés und Clubs. Ideal also für entspannte Abende oder durchtanzte Nächte.

Spanien gilt 2025 weiterhin als eines der freundlichsten Reiseziele für LGBTIQ-Menschen weltweit. In Valencia fühlen sich Reisende meist willkommen, sollten aber wie in jeder Grossstadt wachsam bleiben, etwa wegen Taschendiebstahl oder kleineren Betrugsmaschen.

Politisch erlebt die Region eine Verschiebung nach rechts: Seit 2023 regieren PP und Vox gemeinsam (siehe Abschnitt zu Gay Games). Das führte 2024 dazu, dass die Pride erstmals nach 37 Jahren ohne Abschlussfeier stattfand und stattdessen mit einem Protest endete. 2025 verzichtete die Stadt darauf, die Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen. Stattdessen wurde die Fassade nur in Regenbogenfarben angestrahlt, was von der Community als symbolische, aber inhaltsleere Geste kritisiert wurde.

La Lola Valencia (Bild: zVg)

Insidertipps

La Lola La Lola, seit 2002 in der Altstadt Valencias, ist ein beliebter Rückzugsort für Liebhaber*innen mediterraner Küche mit einem modernen, gemütlichen Flair, inklusive Terrasse und Blick auf das historische Strassenbild. Die Speisekarte ist 100 % glutenfrei, von Paellas mit dem typischen Rundkornreis «Albufera» bis hin zu gesunden Tapas aus hiesigen Markt-Frischwaren. Ein weiteres Highlight unseres Besuchs: Pulpo a la brasa con puré de boniato, gegrillter Oktopus auf Süsskartoffelpüree. Eine gute Adresse für authentische valencianische Küche. Reservierungen dringend empfohlen!

Doyoubike Valencia (Bild: zVg)

Doyoubike Doyoubike ist ein Fahrradverleih mit einer breiten Auswahl an Stadträdern, E-Bikes, Tandems und Mountainbikes. Die Mitarbeitenden beraten zu geeigneten Routen durch die Stadt oder entlang der Küste und bieten auch geführte Touren in der Gruppe an. Valencia verfügt über ein gut ausgebautes Radwegenetz, das grösstenteils sicher ist, besonders auf den Hauptachsen und in Parks wie dem Turia-Garten. In den engen Gassen der Altstadt sollten Radfahrende jedoch vorsichtig sein. Auch für Meerestouren stehen unter anderem Paddleboards, Kajaks und Schnorchelausrüstung bereit.

Eine Kulinarik-Hochburg Safranreis, Huhn, Kaninchen und frische Bohnen machen die Paella Valenciana zum kulinarischen Herzstück Valencias – ein Gericht, das auf keiner «To eat»-Liste fehlen darf. Ebenfalls auf die Bucketlist gehört ein Abstecher in den Mercado Colón: ein historischer Markt voller bunter Stände, mit frischem Obst, Gemüse, Meeresfrüchten und lokalen Spezialitäten. Der Markt pulsiert vor Farben, Düften und Stimmen und wird von Tourist*innen genauso wie von Einheimischen besucht. 

Gay Games 2026 Die Gay Games – oft als queere Olympische Spiele bezeichnet – sind der weltweit grösste LGBTIQ-Breitensportevent und finden alle vier Jahre statt, das nächste Mal vom 27. Juni bis 4. Juli 2026 in Valencia. Warum also nicht die Reise in Spaniens Osten mit einer sportlichen Teilnahme verbinden?

Auf dem Programm stehen 35 Sportarten, darunter Klassiker wie Badminton, Schwimmen und Volleyball bis hin zu neueren Disziplinen wie Dodgeball, E-Sports oder Padel. Wer sich weniger leistungsorientiert messen möchte, kann etwa Colpbol (ein inklusiver Teamsport) oder die regionale Variante des Handballs, Pilota valenciana, ausprobieren.

Das Sportprogramm wird von diversen Community- und Kulturevents begleitet: Neben der Eröffnungsfeier sind eine Ausstellung zu Diversity im Design, ein Chorfestival und Cheerleading für alle geplant. Das zentrale Village entsteht in der futuristischen Stadt der Künste und Wissenschaften, einem architektonischen Wahrzeichen Valencias.

Basketball bei den Gay Games Paris 2018
Basketball bei den Gay Games Paris 2018 (Bild: Gay Games)

Die Planung wurde 2023 zur Belastungsprobe, als Valencias Stadtregierung nach den Kommunalwahlen neu besetzt wurde – von einer Koalition aus der konservativen PP und der rechtspopulistischen bis rechtsextremen VOX. Weil LGBTIQ-Organisationen und der Stadtrat bei Planung und Finanzierung gleiches Stimmrecht haben, traten vier queere Gruppen aus dem Organisationskomitee zurück.

Trotz dieser Differenzen bleiben die Gay Games 2026 auf Kurs. Der Dachverband, die Föderation der Gay Games, betont, dass die Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen nicht leichtfalle, er sie aber als Chance sehe, die LGBTIQ-Community vor Ort gesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich zu stärken. – gaygamesvalencia2026.com

Kerstin Ott ist eine der erfolgreichsten Schlagerstimmen. Auf ihrem fünften Album «Für immer für dich» verbindet die 43-Jährige Lebensfreude, Melancholie und Sixties-Soul. Wir sprachen mit ihr über Heimwerken, Ehrgeiz und den Abschied von alten Süchten (MANNSCHAFT-Interview).

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