Sophie Ellis-Bextor: «Die LGBTIQ-Community war für mich ein Vorbild»

«Perimenopop» ist frisch erschienen

Sophie Ellis-Bextor: «Die Community war für mich ein Vorbild.»
Sophie Ellis-Bextor (Bild: Bekky Calver)

Die britische Disco-Ikone Sophie Ellis-Bextor über ihr neues Album, queere Fans und warum das Leben mit 46 spannender ist, als dem Jugendwahn zu verfallen.

Sophie, dein Hit «Murder on the Dancefloor» hat ein riesiges Revival erlebt. Hängt dir der Song nie zum Hals raus? Überhaupt nicht. Mein 20-jähriges Ich wäre überglücklich, dass ich mit 46 immer noch genau das mache, was ich liebe. 

Songs verändern sich mit mir, sie wachsen, genau wie ich. Letztlich mache ich die Musik, die ich machen will, weil ich sie persönlich brauche. Dass Menschen ausgerechnet diesen Song mit mir verbinden, ist kein Fluch, sondern ein Geschenk.

Für viele queere Menschen bist du ein wichtiger Ally und eine Inspiration. Was bedeutet dir die LGBTIQ-Community? Sie hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Hundertprozentig. Als ich jünger war, hatte ich viele Unsicherheiten, wie das beim Aufwachsen eben oft ist.

Die Community war für mich ein Vorbild. Ich habe angefangen, Musik zu machen, weil ich das Gefühl hatte, nicht dazuzugehören. Dass Menschen wie Schwule und Lesben mochten, was ich machte, hat mir geholfen, zu wachsen und zu mir zu stehen.

Du warst Gastjurorin bei «RuPaul’s Drag Race UK». Wie war das für dich? Ich wurde spontan angefragt – eine Stunde später stand ich mit Diamanten im Haar vor der Kamera. Die Show berührt so viele, gerade junge Mädchen, weil sie zeigt, wie man sich eine Persona erschafft, um sich stärker, geschützter oder lustiger zu fühlen.

Geschichten, in denen sich Menschen verletzlich zeigen, rühren mich sehr. Und dass RuPaul diese Performancekunst in den Mittelpunkt der modernen Kultur gerückt hat, ist phänomenal.

Gerade in Zeiten, in denen die Rechte vieler queerer Menschen wieder infrage gestellt werden – wie nimmst du die Stimmung in Grossbritannien wahr? Ich erlebe zwei Realitäten: die eine in den Medien, die andere in meinem Alltag. London war für mich immer ein Ort, an dem ich Liebe und Offenheit gegenüber queeren Menschen gespürt habe.

Gleichzeitig sind Stimmen mit schädlichen Meinungen lauter geworden, und viele fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt. Ich selbst werde das als weisse, heterosexuelle Frau nie vollständig nachempfinden können, aber ich sehe, wie sich die Atmosphäre verändert.

Auch beim Eurovision Song Contest warst du präsent, als du die britischen Punkte verkündet hast. Könntest du dir vorstellen, selbst einmal als Kandidatin anzutreten? (lacht) Nein. Ich liebe den ESC, aber ich möchte nicht auf der Bühne stehen und Grossbritannien vertreten. Die Idee klingt zwar spannend, doch wir schneiden meistens schlecht ab. Ich bin zu ehrgeizig, um null Punkte zu riskieren. Deshalb bleibe ich lieber beim Punkte-Vergeben.

Dein neues Album «Perimenopop» steht in den Startlöchern. Was erwartet uns? Ein optimistisches Album, das zurück zu meinen Wurzeln geht – Disco-Pop, etwas, das ich lange nicht gemacht habe. Ich wollte genau diesen Sound, schon bevor der Hype um «Murder on the Dancefloor» losging. Durch den Erfolg konnte ich mit Menschen arbeiten, die sonst vielleicht keine Zeit gehabt hätten. Die Platte strahlt Freude aus und zeigt, wo ich im Leben stehe. 

Mit dem Albumtitel verweist du offen auf dein Alter. Was gefällt dir am Älterwerden? In vielerlei Hinsicht geht es mir heute besser als früher. Ich liebe es, Erfahrungen zu haben und über Jahre gewachsene Beziehungen zu pflegen mit meinem Team, meinen Freund*innen, meinem Partner.

«Ich bin stolz darauf, älter zu sein, mich besser zu kennen und zu wissen, was ich will.»

Sophie Ellis-Bextor

Es sind die gleichen Leute, die meine Artworks machen, wie zu Zeiten meines Debüts. Es ist schön, auf eine gemeinsame Geschichte zurückzublicken. Ich bin stolz darauf, älter zu sein, mich besser zu kennen und zu wissen, was ich will. Dadurch kann ich schneller zu dem übergehen, was Spass macht.

Dein Erfolg reisst nicht ab: Du bist gerade auf deiner grössten Headliner-Tour unterwegs, mit Auftritten in der Royal Albert Hall. Wie schaffst du es, auf der Bühne so viel Energie auszustrahlen? Danke – das ist lieb gesagt. Mir ist wichtig, dass die Leute das Gefühl haben, es hat sich gelohnt, zu meinem Konzert zu kommen. Vieles ist bei mir ganz einfach: Sobald die Musik anfängt, denke ich «Juhu!» und los geht’s.

Ich versuche, mich vom Publikum tragen zu lassen und seine Energie zurückzugeben. Natürlich steckt auch harte Arbeit dahinter, aber für mich ist es das Schönste, auf der Bühne alles zu geben.

Sie hat gerade den Lauf ihres Lebens. Die letztjährige Single «Padam Padam» katapultierte Kylie Minogue zurück in höchste Chartregionen. Plötzlich ist die australische Popveteranin wieder cool und angesagt. Wir treffen sie in London (MANNSCHAFT-Interview).

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