Nach Abschiebung: Schwuler Friseur aus Venezuela wieder frei
Man hielt Romero für ein Bandenmitglied
Andry José Hernández Romero, der 2024 legal in die USA eingereist war, nachdem er vor queerfeindlicher Gewalt in seinem Heimatland geflohen war, ist wieder frei.
Er wurde im Rahmen eines Gefangenenaustauschs nach Venezuela zurückgeschickt. Das berichtet u.a. das US-Portal 10News.
Romero wurde noch unter der Biden-Regierung festgenommen, nachdem er im vergangenen Sommer legal die Grenze zu San Diego überquert hatte, um Asyl zu beantragen. Diesen März deportierte die Trump-Regierung ihn und mehr als 200 weitere venezolanische Männer in ein berüchtigtes Gefängnis in El Salvador, ein sogenanntes «Terrorism Confinement Center».
US-Behörden warfen ihm aufgrund seiner Tätowierungen Verbindungen zu gewalttätigen Banden vor, obwohl Anwälte erklärten, er sei nicht vorbestraft. Romero sass 125 Tage im Gefängnis - einer Einrichtung in El Salvador, die bekannt ist für ihre Gewalt gegen LGBTIQ und die zutiefst unmenschlichen Bedingungen.
Am Mittwoch (23. Juli) wurde Romero nun unter Tränen mit seinen Eltern in Capacho Nuevo, Venezuela, wiedervereint. Melissa Shepard, Leiterin der Rechtsabteilung des Immigrant Defenders Law Center, sagte: «Seine ganze Stadt wartete auf ihn und bereitete ein Essen vor.»
Auf Fotos sind klatschende Menschen zu sehen, während Romero auf Blumen und einen Kuchen blickt, der in den Farben der venezolanischen Flagge dekoriert ist.
«Ich bin kein Gangmitglied. Ich bin schwul. Ich bin Friseur.»
Andry Hernández Romero
«Ich bin kein Gangmitglied. Ich bin schwul. Ich bin Friseur.» So zitierte der amerikanische Fotojournalist Philip Holsinger den jungen Mann, kurz nachdem dieser in El Salvadors berüchtigtes Mega-Gefängnis (CECOT) eingeliefert worden war. Hernández sei geknebelt, gedemütigt und geschlagen worden. Er habe geweint, gebetet und nach seiner Mutter gerufen, berichtete Holsinger in Time.
Vom Kostümbildner zum Verdächtigen Hernández wuchs im westvenezolanischen Capacho auf, wo er bereits als Kind beim traditionellen Dreikönigsfest mitwirkte – einer religiös-kulturellen Veranstaltung, die für ihn zur Berufung wurde. Er designte Kostüme, schminkte die Teilnehmer*innen und liess sich schliesslich zwei Kronen tätowieren – das Symbol der Heiligen Drei Könige. Die Behörden schlossen aufgrund der Kronen jedoch auf eine Banden-Mitgliedschaft.
«Wenn ich gewusst hätte, dass diese Krönchen ihn ins Gefängnis bringen würden, hätte ich sie nie gestochen», sagte sein Tätowierer José Manuel Mora der BBC.
Im Mai 2024 verliess Hernández Venezuela in Richtung USA. Dort stellte er im August einen offiziellen Asylantrag an der Grenze in San Ysidro, Kalifornien. Der Grund: Verfolgung wegen seiner sexuellen Orientierung und seiner politischen Haltung. Doch statt Schutz zu erhalten, kam er in das Gefängnis der Polizei- und Zollbehörde (ICE) in Otay Mesa bei San Diego. Dort begann, was Anwält*innen als beispiellosen Bruch rechtsstaatlicher Prinzipien bezeichnen.
Abgeschoben – trotz laufendem Verfahren Obwohl sein Asylverfahren noch lief, wurde Hernández am 15. März 2025 zusammen mit 260 weiteren Personen nach El Salvador abgeschoben – direkt in das Hochsicherheitsgefängnis CECOT. Die Behörden verweigerten ihm sogar die Teilnahme an seiner eigenen Anhörung per Video.
Am 28. Mai wurde sein Asylantrag von einem Einwanderungsgericht in San Diego offiziell abgewiesen. Die Begründung: Hernández befinde sich nicht mehr im Land. Ein Berufungsverfahren läuft derzeit vor dem Board of Immigration Appeals.
Kritik und Proteste Menschenrechtsorganisationen, queere Gruppen und Politiker*innen kritisierten das Vorgehen scharf. «Dass ein Mensch aufgrund eines Tattoos verschwinden kann, ohne je vor Gericht gestanden zu haben, sollte uns alle alarmieren», sagte Toczylowski in einer Pressemitteilung. «Wenn das Andry passieren kann, kann es jedem passieren.»
Eine Freundin, Reina Cárdenas, berichtete gegenüber NBC, dass Hernández seine Stelle beim staatlichen TV-Sender in Caracas aufgrund seiner Sexualität verloren hatte. «Er träumte davon, einen Schönheitssalon zu eröffnen und seine Eltern finanziell zu unterstützen», sagte sie. Stattdessen landete er unrechtmässig im Gefängnis.
Mehr: Impfstoff gegen HIV – Trump-Regierung stoppt Finanzierung (MANNSCHAFT berichtete)
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