Segensfeiern für Homosexuelle: Katholische Kirche wird konkret
Man bringe «Paaren, die in Liebe verbunden sind, Anerkennung entgegen»
Lange konnten sie nur inoffiziell stattfinden, doch jetzt hat die katholische Kirche in Deutschland eine Handreichung für Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare herausgebracht. Kritik kommt vom Verein Out in Church.
Die katholische Kirche in Deutschland hat eine Handreichung für Segensfeiern für homosexuelle Paare veröffentlicht. «Die Kirche bringt Paaren, die in Liebe verbunden sind, Anerkennung entgegen und bietet ihnen Begleitung an», heisst es in dem Papier. Deshalb solle die bereits vielerorts geübte Praxis bestärkt werden, Paare aller geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen - aber auch zum Beispiel Geschiedene und Wiederverheiratete - mit einem Segen in ihre Partnerschaft zu begleiten.
Eine solche Handreichung zu erarbeiten, war auf einer der Synodalversammlungen zur Reform der Kirche vor zwei Jahren beschlossen worden. Dieser sogenannte Synodale Weg wird von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in dem die Laien organisiert sind, gemeinsam beschritten. Früher fanden die Segensfeiern auch schon statt, aber oft inoffiziell, ohne dass gross darüber gesprochen wurde. Traditionell sah die Kirche Homosexualität als Sünde.
Der Verein Out in Church spricht von einem «Segen zweiter Klasse» und einem «pinkgewaschenen pastoralen Scheinheiligenschein». Angesichts einer erneut verpassten Chance, Diskriminierung abzubauen, bekräftige man nun die Forderung, dass die katholische Kirche LGBTIQ-Personen bzw. -Paaren den Segen Gottes sowie den Zugang zu den Sakramenten nicht vorenthalten dürfe.
Eine Kirche, die sich auf Jesus und seine Botschaft beruft, müsse jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegentreten und eine Kultur der Diversität fördern. Anlass dieser klaren Positionierung ist laut Out in Church das Ergebnis der 97. Sitzung der Gemeinsamen Konferenz der Deutschen Bischofskonferenz DBK und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ZdK am 4. April in Bonn. Dort wurde eine Handreichung für Seelsorger*innen zu Segnungen für Paare, die sich lieben, mit grosser Mehrheit der stimmberechtigten Personen beschlossen. Doch das Ergebnis sei enttäuschend.
In dem Beschlusstext heisst es u.a. «Die Segnungen sollen so gestaltet sein, dass es zu keiner Verwechslung mit der gottesdienstlichen Feier des Ehesakraments kommt.» Damit bleibt diese Handreichung weit hinter dem Beschluss der Synodalversammlung vom 10. März 2023 zurück, kritisiert der Verein.
Das letzte Wort bei der Umsetzung der Handreichung hat zudem der Diözesanbischof, also der Chef des jeweiligen Bistums. Die meisten Bischöfe dürften wohl mitziehen, einige Konservative könnten die Reform jedoch in ihrem Verantwortungsbereich aufhalten.
Das Papier legt keinen festen Ablaufplan für die Segensfeiern fest, sondern betont im Gegenteil, dass sie flexibel mit Blick auf die Lebenssituation der jeweiligen Personen gestaltet werden sollen. Ratsam seien im Vorfeld «gemeinsame Überlegungen, die die Wünsche und Anliegen des Paares aufgreifen».
Die gesamte Gestaltung der Segensfeier einschliesslich der Musik und des Gesangs solle von Wertschätzung der um den Segen bittenden Menschen geprägt sein. Gleichzeitig soll sie so ablaufen, dass sie nicht mit einer regulären Trauung verwechselt werden kann. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist in der katholischen Kirche ein Sakrament mit besonderem Status.
Die römische Glaubenskongregation hatte 2021 klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen (MANNSCHAFT berichtete). Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte sich dem umstrittenen Nein des Vatikan angeschlossen. Die Entscheidung wurde aber auch heftig kritisiert, unter anderem hatten sich zahlreiche katholische Gremien und Verbände dagegen gewandt.
Zuvor hatte die damalige CDU-Agrarministerin Julia Klöckner mit «grossem Unverständnis» auf das Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Partnerschaften reagiert. «Italien liegt zwar in Europa, der Vatikan scheint aber gerade in einem anderen Universum unterwegs zu sein» sagte die Theologin, die Mitglied im Zentralkomitee deutscher Katholiken ist (MANNSCHAFT berichtete) und mittlerweile Bundestagspräsidentin.
Ende 2023 gab es dann aber neue Leitlinien, die es Priestern erlauben, Homosexuelle gemeinsam zu segnen – allerdings unter strengen Einschränkungen (MANNSCHAFT berichtete). Der jetzt verstorbene Papst Franziskus wurde dafür kritisiert (MANNSCHAFT berichtete).
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