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Segen für Homo­paare: «Überfällig» aber «weiter dis­kriminierend»

Nur ein eher kleiner Schritt, meint #Outinchurch

papst franziskus
Papst Franziskus (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche unter bestimmten Bedingungen geebnet. Das trifft weitgehend auf Zustimmung, es gibt aber auch Kritik.

Österreichs Bischöfe begrüssen die Entscheidung. «Die heutige Bekanntgabe des Glaubensdikasteriums habe ich mit Freude aufgenommen», sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, laut Kathpress am Montagabend. Segnen sei ein Grundbedürfnis, «das grundsätzlich niemandem verwehrt werden darf – wie Brot», so der Erzbischof.


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Auch der künftige Bamberger Erzbischof Herwig Gössl begrüsst die Klarstellung von Papst Franziskus. «Damit wird ein wichtiger Wunsch vieler Gläubiger aufgegriffen, der auch im Synodalen Weg seinen Ausdruck fand.»


Die Erklärung aus Rom betone aber die Unterscheidung von einer Eheschliessung, die nach kirchlicher Lehre weiterhin Mann und Frau vorbehalten ist, wie Gössl am Montag mitteilte. Eine Verwechslung einer Segnung mit einer Trauung müsse ausgeschlossen bleiben.

In Afrika werden da einige mit dem Kopf schütteln.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx spricht von einem Schritt in die richtige Richtung. Zwar «eiere» das Schreiben etwas herum, und die Wortwahl sei auch nicht ganz glücklich, sagte Marx am Dienstag im Münchner Presseclub. Jedoch: «Für uns mag das nur ein kleiner Schritt sein. Aber für manche in der Weltkirche ist das gewaltig, das so zu hören, dass das möglich sein soll. In Afrika werden da einige mit dem Kopf schütteln.»

Für Michael Fuchs, den ehemaligen Generalvikar des Bistums Regensburg, ist die Entscheidung des Vatikan falsch. Nicht mit mir, schrieb er bei X (vormals Twitter).


Das offen schwule Mitglied des CDU-Präsidiums, Jens Spahn, erklärte dagegen auf X, «es wurde Zeit».

Der liebe Gott freut sich über jedes Paar, das Verantwortung füreinander übernimmt. Es wurde Zeit, dass der Vatikan das auch so sieht. https://t.co/5Fop4VzzP7

— Jens Spahn (@jensspahn) December 18, 2023

Die Erklärung zur Möglichkeit der Segnung für queere Paare wirke wie ein «unerwartetes und vorgezogenes Weihnachtsgeschenk», kommentiert Miki Herrlein, Vorstandsmitglied bei OutInChurch. Bei aller Freude über den vermeintlichen Fortschritt bleibe aber doch festzustellen, dass es sich tatsächlich doch nur um einen eher kleinen Schritt handelt. Immerhin gehe er in die richtige Richtung.

Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse. Es gibt nur Liebe.

Auch der Queer-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hat die Entscheidung des Vatikans als «längst überfälliges Signal» bezeichnet. «Damit erhalten auch in Deutschland all diejenigen Rückendeckung, die gleichgeschlechtliche Paare segnen wollen», sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse. Es gibt nur Liebe.» Eine kirchliche Unterscheidung in reguläre und irreguläre Partnerschaften, wie sie der Vatikan vornehme, sei aber weiterhin diskriminierend.

Ob gleichgeschlechtliche Paare einen Segen bekommen dürfen, ist eine der Streitfragen der katholischen Kirche. Am Montag veröffentlichte der Vatikan ein Schreiben zur Glaubenslehre, in dem von der «Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren» die Rede ist (MANNSCHAFT berichtete). Damit stellt er homosexuelle Partnerschaften nicht mit der herkömmlichen Ehe gleich.

Die Katholische Kirche Luzern hat eine queere Bibel für die Pride gestaltet. Seelsorger Meinrad Furrer will in Nacherzählungen LGBTIQ-Facetten verdeutlichen (MANNSCHAFT berichtete).


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