Homosexualität, Zölibat, Priesterinnen – Erwartungen an den neuen Papst
Bislang ging es um den toten Papst Franziskus. Nun richten sich alle Augen auf die Wahl des Nachfolgers. Wer könnte die Nummer 267 werden?
Der alte Papst ist nun Geschichte (MANNSCHAFT berichtete). Ein einfaches Grab in der Marienkirche Santa Maria Maggiore, darauf nur sein Name in Latein: Franciscus. Jetzt geht es darum, wer der Nachfolger wird. Noch gibt es nicht einmal einen Termin, wann das Konklave zur Wahl des 267. Pontifex beginnt (auch wenn viele mit dem 5. oder 6. Mai rechnen) - Namen werden aber bereits ausgiebig gehandelt.
Darunter Anders Arborelius: Der Bischof von Stockholm wäre ein äusserst ungewöhnlicher Papst. Geboren 1949 in der Schweiz trat er mit 20 zum katholischen Glauben über. Franziskus machte ihn zum ersten Kardinal aus Skandinavien und zum Berater in Sachen Ökumene. In Deutschland ist der Schwede bekannt, weil er als Apostolischer Visitator Vorwürfe gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki untersuchte.
Oder Raymond Burke: Der 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner von Franziskus. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformen wie den Segen für homosexuelle Paare. Manche sehen Burke als Kandidaten von Donald Trump. Seine Chancen: eher gering.
In Deutschland hatte das Zentralkomitee der Katholiken einen Reformprozess angestossen. Nun formuliert die Präsidentin Erwartungen an einen neuen Papst.
Die deutschen Gläubigen erhoffen sich von einem neuen Papst vor allem mehr Gleichberechtigung und Vielfalt. «96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken erwarten von ihrer Kirche dringend Reformen», sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
«Viele wünschen sich vor allem, dass ihre Kirche die Vielfalt des Lebens und der Gläubigen anerkennt. Es geht darum, dass Frauen gleichberechtigt in der Kirche mitarbeiten können sollten, etwa als Priesterinnen», sagte Stetter-Karp. Das könne die deutsche Kirche nicht für sich entscheiden.
«Beim Thema Vielfalt spielt auch der Umgang mit Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften eine Rolle. Der Zölibat steht ebenso infrage. Strukturell geht es vielen Lai*innen um die Überwindung des Klerikalismus. Sie fordern Teilhabe an der Macht in der Kirche sowie Rechenschaftspflicht und Transparenz der Führung.»
«Die Wahrheit ist, dass beim Thema Verhütung sehr viele Gläubige überhaupt nicht mehr nach dem Katechismus schauen und fragen. Und zwar nicht nur junge Menschen.»
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp
Zum Thema Verhütung dagegen gebe es inzwischen wahrscheinlich keine besonderen Erwartungen mehr an einen neuen Papst. «Die Wahrheit ist, dass beim Thema Verhütung sehr viele Gläubige überhaupt nicht mehr nach dem Katechismus schauen und fragen. Und zwar nicht nur junge Menschen, sondern auch Menschen meiner Generation», sagte die 69-Jährige.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist die Vertretung der Lai*innen, der Nicht-Kleriker*innen in den Pfarrgemeinden vor Ort. Zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz hat das ZdK 2019 einen Reformprozess angestossen, den Synodalen Weg. Dieser rief in der römischen Kurie - der Zentralverwaltung in Rom - jedoch erhebliche Widerstände hervor. Zuletzt kam es wieder zu einer Annäherung.
Nach langem, hartem Kampf: Die «LGBT-freien Zonen» in Polen sind Geschichte (MANNSCHAFT berichtete).
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