Serie
«Feige Entscheidung» – Netflix cancelt schwule Serie «Boots»
Die queere Coming-of-Age-Serie «Boots» über einen ungeouteten Marine sorgte im Herbst mit fast zehn Millionen Streams in der ersten Woche für Furore. Doch nun hat Netflix beschlossen, keine zweite Staffel der Coming-of-Age-Comedy-Drama-Serie zu bestellen.
Nach Informationen des Portals Deadline sei die Entscheidung nicht einfach gewesen. «Boots» erzielte schliesslich gute Kritiken (90 % bei Rotten Tomatoes, sowohl von der Kritikern als auch von Zuschauer*innen) und sorgte für Aufsehen in der Popkultur. Die Serie genoss internen Rückhalt, heisst es. Netflix führte Gespräche mit dem Produktionsstudio Sony Pictures Television und analysierte gleichzeitig die Langzeit-Zuschauerzahlen.
Um die Chancen der Serie zu verbessern, habe Sony im August sogar die Verträge mit mehreren Hauptdarstellern verlängert, darunter Miles Heizer, Liam Oh und Kieron Moore. Doch aufgrund der strengen Exklusivitätsbedingungen von Netflix sei es für ein externes Studio praktisch unmöglich, eine Serie nach ihrer Absetzung durch den Streamingdienst weiterzuverkaufen. Das heisst: «Boots» bekommt keine zweite Staffel.
Basierend auf Greg Cope Whites Memoiren «The Pink Marine», erzählt die Serie die wahre Geschichte eines jungen Mannes, der 1990 zur US-Marine geht – in einer Zeit, in der Homosexualität im Militär streng verboten ist.
Der Autor Paul Rudnick äusserte sich empört über die Nachricht und schrieb auf X: «Netflix sollte sich schämen, die grossartige Serie ,Boots' basierend auf Greg Cope Whites wunderbarer Autobiografie ,The Pink Marine', nach nur einer Staffel abgesetzt zu haben. Die Serie wurde von Kritikern hochgelobt und war regelmässig in den Top Ten der Streaming-Dienste vertreten. Eine feige Entscheidung», so der Autor.
Die Netflix-Produktion von Andy Parker startete am 9. Oktober und kletterte innerhalb weniger Tage auf Platz zwei der globalen Netflix-Charts. Laut dem Streamingdienst verzeichnete die Serie vom 13. bis 19. Oktober 9,4 Millionen Views – doppelt so viele wie in der Vorwoche. Doch nicht die Quote allein machte «Boots» zum Phänomen.
Pentagon: «Woker Müll» In einer Stellungnahme, die ursprünglich von Entertainment Weekly veröffentlicht wurde, hatte sich Pentagon-Sprecher Kingsley Wilson scharf über die Serie geäussert: Das Verteidigungsministerium, so Wilson, werde unter der Regierung von Präsident Donald Trump und Verteidigungsminister Pete Hegseth zur «Wiederherstellung des Kriegerethos» zurückkehren (MANNSCHAFT berichtete).
Netflix warf er vor, den Zuschauer*innen «ständig woken Müll» zu präsentieren und mit Serien wie «Boots» «ideologische Agenden» zu fördern. Es ist das erste Mal in der US-Geschichte, dass das Pentagon offiziell auf eine Fernsehserie reagiert – und damit seine Haltung zur queeren Sichtbarkeit im Militär offenlegt.
Queere Geschichte trifft politische Realität Hauptdarsteller Miles Heizer, selbst offen schwul, sprach gegenüber The Guardian über die unerwartete Aktualität der Serie: «Als wir mit den Dreharbeiten begannen, war uns nicht bewusst, dass die Geschichte plötzlich wieder so relevant werden würde. Während der Produktion begann die Realität, unsere Fiktion einzuholen.»
Die Dreharbeiten starteten 2023 – zu einer Zeit, in der in den USA bereits erste politische Angriffe gegen queere Inhalte in Schulen, Medien und der Armee zunahmen.
Im Frühjahr 2025 befahl Verteidigungsminister Hegseth der US-Marine, das nach dem Schwulenaktivisten Harvey Milk benannte Schiff umzubenennen. Begründung: Die «Kriegerkultur» des Militärs müsse wiederhergestellt werden.
Aus «Mr. Leather Berlin» wird «Mr. Fetish Berlin» – «Es geht nicht darum, Leder zu ersetzen» (MANNSCHAFT berichtete)