Hosi Wien warnt: Unsachliche Berichte gefährden trans Menschen

Der Verein weist auf reale Gefahren verzerrter Recherchen hin

Demonstration für trans Rechte
Symbolfoto (Bild: Ehimetalor Akhere Unuabona/Unsplash)

Die Hosi Wien kritisiert die Medienberichterstattung über den Fall «Walter alias Waltraud» und mahnt zu verantwortungsvollem Journalismus in Bezug aus trans Thematiken. Gleichzeitig löst die finanzielle Förderung der Beratungsstellte Courage* durch die Stadt Wien politische Kontroversen aus.

Die Umtragung des Geschlechts von Walter P., bekannt als Ex-Rotlicht-Boss, auf «Frau Waltraud» hat in den österreichischen Medien und der Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen (MANNSCHAFT berichtete). Die Kronen Zeitung veröffentlichte Anfang Oktober einen Artikel über die offizielle Geschlechtsänderung auf allen Personaldokumenten, die auf einem psychologischen Gutachten basiert. Durch diese administrative Anpassung könne «Frau Waltraud» einer Gefängnisstrafe entgehen und vier Jahre früher in Pension gehen, so die Kronen Zeitung.

Förderung für Courage löst politische Debatte aus Die Beratungsstelle Courage*, spezialisiert auf den Themenbereich Geschlechtsdysphorie bzw. Genderinkongruenz, die Walter für das psychologische Gutachten empfohlen hatte, erhielt kürzlich einen Zuschuss von 130‘000 Euro von der Stadt Wien. Dies löste Kritik insbesondere von der FPÖ aus. FPÖ-Chef Dominik Nepp bezeichnete die Vorgehensweise als «völligen Wahnsinn», und Parteikollege Leo Lugner kritisierte das «Gefälligkeitsgutachten» des Psychologen, der von Courage* empfohlen worden war.

Die Hosi Wien verweist auf die aktuelle Stellungnahme von Courage* und mahnt in einer Pressemitteilung diese Woche zu verantwortungsvollem Journalismus. «Unvollständige und verzerrte Recherchen gefährden trans Menschen real», betont Obfrau Ann-Sophie Otte. Sie appelliert an Medien, gründlich zu recherchieren, um politischer Stimmungsmache und Hetze vorzubeugen.

Johannes Wahala, Leiter der Courage*-Beratungsstellen, stellt klar, dass der Verein Walter alias Waltraud keine Unterstützung für eine Personenstands- oder Vornamensänderung ausgestellt habe. Es habe auch keinen Verweis an einen Psychiater gegeben. Wahala betont die professionelle Vorgehensweise von Courage*: Stellungnahmen erfolgen erst nach fundierter Diagnostik, mehreren Gesprächen und interner Fallkonferenz. Im konkreten Fall sei die Person nach dem Erstgespräch nicht mehr erschienen, daher habe es keine weitere Begleitung gegeben.

«Wir handeln verantwortungsvoll, schützen Betroffene und verhindern Missbrauch», so Wahala. «Unser Ansatz zeigt, wie professionelle psychosoziale Arbeit im LGBTIQ-Bereich aussehen muss.»

Rechtliche Schritte noch offen Das Bundeskriminalamt hat im Zusammenhang mit dem Fall eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien erstattet. Ob ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher strafbarer Handlungen, darunter ein «Gefälligkeitsgutachten», eingeleitet wird, ist bislang noch nicht entschieden.

Johannes Wahala stellt in seinem öffentlichen Statement detailliert klar: «Am 24. September 2024 hat eine Person unsere Beratungsstelle mit dem Anliegen einer Stellungnahme für eine Personenstands- und Vornamensänderung aufgesucht. Die übergebene klinisch-psychologische Stellungnahme wurde vom Standesamt nicht anerkannt. Unsere Beratungsstelle hat weder eine Stellungnahme ausgestellt noch Hilfestellung für einen Psychiater gegeben, und die Person ist zu einem Folgetermin nicht mehr erschienen.»

Und weiter: «In unseren Beratungsstellen erfolgt jede Diagnostik umfassend: mehrere Sitzungen mit transkundiger Fachperson, interne Fallkonferenz und erst danach eine allfällige Stellungnahme. Wir orientieren uns strikt an den Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit und den internationalen Standards of Care, um Hilfe zu leisten und Missbrauch vorzubeugen.»

«Wir appellieren an Medien, von unseriösen Berichten Abstand zu nehmen, da diese bei Betroffenen und ihren Familien Ängste und Leid verstärken», so Courage* abschliessend.

Nicht nur Cynthia Nixon liebt ihn: Der Sieger der Bürgermeisterwahl in New York, Mamdani, macht Queers Mut (MANNSCHAFT berichtete).

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