Ex-Rotlicht-Boss will als trans Frau ins Frauengefängnis
In Österreich änderte ein Ex-Rotlicht-Boss sein Geschlecht als weiblich, um in ein Frauengefängnis zu kommen. Die Geschichte sorgt für heftige Debatten.
Walter P. ist ein ehemaliger Rotlicht-Boss, der zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Er änderte daraufhin sein Geschlecht auf weiblich und will jetzt ins Frauengefängnis. Seine Geschichte wurde in der Kronen Zeitung, der grössten Tageszeitung Österreichs, veröffentlicht.
Der Bericht sorgt nun im Land für heftige Debatten. Walter P. erzählte der Kronen Zeitung, dass er zunächst von den Behörden weggeschickt worden sei, weil sein Äusseres keine besonders weiblichen Merkmale gehabt habe. «Ich empfand das als sexistisch. Denn wie muss eine Frau aussehen? Braucht man lange blonde Haare, falsche Wimpern und einen Minirock, um eine Frau zu sein», so Walter.
«Dann ging es ruckzuck, und binnen einer Woche war ich eine Frau mit allen entsprechenden Ausweisdokumenten als Waltraud»
Waltraud P.
Kurz danach habe er sich ein psychiatrisches Gutachten besorgt. «Dann ging es ruckzuck, und binnen einer Woche war ich eine Frau mit allen entsprechenden Ausweisdokumenten als Waltraud», sagt Waltraud, die darauf besteht, als Frau angesprochen zu werden.
Das Angebot der Justiz, eine Fussfessel zu bekommen, lehnte Waltraud ab. Sie möchte ihre Strafe in einem Frauengefängnis in einer Mehrbettzelle mit anderen Frauen absitzen.
«Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein zweites Gutachten gemacht, dass ich nicht alleine liegen kann«, erklärte Waltraud. Nach dem Geschlechtswechsel habe sie auch ein Schreiben von der österreichischen Pensionsversicherungsanstalt bekommen. Darin habe es geheissen, dass Waltraud als Frau um fast vier Jahre früher in Pension gehen könne.
«Ich wollte die Justiz ärgern und meine Haftstrafe im Frauengefängnis absitzen. Die frühere Pension war nur ein netter Nebeneffekt»
Waltraud P.
«Ich wollte die Justiz ärgern und meine Haftstrafe im Frauengefängnis absitzen. Die frühere Pension war nur ein netter Nebeneffekt», sagte Waltraud in der Kronen Zeitung.
In Österreich gibt es eine gesetzliche Regelung, wonach Frauen derzeit früher in Pension gehen können als Männer. Waltraud betonte: «Natürlich fühle ich mich als Frau.» Sie sei bereits 24 Jahre mit einer Frau verheiratet und habe zwei Kinder. «Ich bin eben eine lesbische trans Frau», so Waltraud.
Auf eine gerichtliche Auseinandersetzung will sich Waltraud gerne einlassen: «Kein Beamter kann beurteilen, wie viel Frau ich bin. Es würde dann vielleicht ein Gegengutachten geben. Aber ich bleibe dabei: Ich bin und bleibe eine Frau.»
Der Rechtsanwalt von Waltraud betonte in der Kronen Zeitung, dass es keine klaren Kriterien gäbe, um in solchen Fällen zu entscheiden, wer eine Frau und wer ein Mann sei.
Die Geschichte sorgte in den sozialen Medien für Aufregung. Anwalt Helmut Graupner vom queeren Rechtskomittee Lambda schrieb auf Facebook: «Dieser Mann wird hoffentlich nie ein Frauengefängnis von innen sehen sondern (gemeinsam mit dem Psychiater) vor das Strafgericht gestellt.»
Sowohl die Justizvollzugsbehörden (allen voran das Justizministerium bei der Bestimmung der Haftanstalt) als auch die Pensionsversicherungsanstalt «können, und müssen bei dieser Offensichtlichkeit, die tatsächliche Geschlechtsidentität überprüfen und diese mit männlich feststellen. Tun sie das nicht, begehen sie Amtsmissbrauch», betont Graupner.
«Solche Idioten sind ein extremer Schaden für die tatsächlich Betroffenen und heizen die Transphobie an.»
Angelika Frasl, Verein Trans-Austria
Seinen Worten zufolge habe sich die Person, «die das psychiatrische Gutachten erstellt hat», strafbar gemacht. Angelika Frasl vom Verein Trans-Austria schrieb unter dem Posting von Graupner, dass sie sich frage, welcher Psychiater das Gutachten «so locker ausgestellt hat» und warum das Standesamt die Sache nicht hinterfragt habe. Frasl würde «ihn im Gefängnis in eine Einzelzelle verfrachten und das rund um die Uhr.» Frasl weiter: «Solche Idioten sind ein extremer Schaden für die tatsächlich Betroffenen und heizen die Transphobie an.»
Das Vorgehen erinnert an die Rechtsextremistin Marla Svenja Liebich aus Deutschland (MANNSCHAFT berichtete). Der Fall hatte die Debatte über das neue Selbstbestimmungsgesetz zuletzt wieder angefacht.
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