Inmitten unendlich vieler politischer Turbulenzen und einem weltweiten Kulturkampf, der auch um LGBTIQ-Rechte tobt (MANNSCHAFT berichtete), sagten mehrere prominente queere Paare 2023 öffentlich Ja zueinander. In Zeiten wie diesen kann man das durchaus als Statement sehen.

#1 Johannes Höfinger & Florian Eichner Im vergangenen Monat postete der «Bauer sucht Frau International»-Star Johannes Höfinger ein Foto mit Verlobungsring und seinem «Tigerchen» Florian Eichner. Die beiden hatten sich im Rahmen dieses RTL-Formats getroffen und gefunden.

In Österreich hatte Höfinger schon mal bei einer ähnlichen Sendung mitgemacht, nämlich bei «Bauer sucht Frau» auf ATV. «Nach der Ausstrahlung in Österreich habe ich dann auch einige Dates gehabt», erzählte er im MANNSCHAFT+-Interview. «Aber dabei war es leider so, dass viele dieser Menschen nicht mich kennenlernen wollten. Sie wollten meine öffentliche Person kennenlernen, und sie wollten meine Kontakte nutzen. Für die Sendung bei RTL dachte ich mir: In Deutschland kennt mich noch keiner, und dann mache ich da mal mit, um den Richtigen zu finden.»

Mit klassischem Online-Dating hatte Johannes vorher keinen besonderen Erfolg: «Bei Grindr kennt das jeder von uns: man schreibt mit vielen, aber trifft sich vielleicht mal mit einem Prozent der Leute. Für so ein Show-Format allerdings muss sich jemand bewerben, ein Video hinschicken, sich Zeit nehmen. Dann muss er zu mir auf den Hof kommen. Da steckt sehr viel mehr dahinter, als einfach nur in einer Dating-App herumzuschreiben.»

Der «Richtige», den er bei «Bauer sucht Frau International» fand, war dann Eichner, der in München Mode- und Designmanagement studiert und laut LinkedIn als Abteilungsleiter Vertrieb bei Peek & Cloppenburg in Wien arbeitet (MANNSCHAFT berichtete).

Als beide zuletzt an einer Mittelmeerkreuzfahrt auf der MSC- Seaview teilnahmen (mit bajuwarischen Lederhosen), posteten sie ihren ganz eigenen «Titanic»-Moment an der Reling. Dazu hiess es «Ich lieb dich!», und dann folgte ein Foto mit Verlobungsring, über das dann umgehend verschieden Medien wie styleupyourlife.at berichteten – mit der Überschrift «Johannes Höfinger hat ‹Ja› gesagt!».

#2 Ramona Bachmann & Charlotte Baret Mehr als zwei Jahre war die Schweizer Fussballerin Ramona Bachmann, die neben Thomas Hitzlsperger das Cover der aktuellen MANNSCHAFT ziert, schon mit der französischen Tänzerin Charlotte Baret liiert. Die Luzernerin spielt für die Schweizer Nationalmannschaft und ist seit Sommer 2020 bei Paris Saint-Germain. Vor einem Jahr hatten sie sich dann mit Baret verlobt (MANNSCHAFT berichtete). Im Juni 2023 gaben sich die beiden in Paris das Ja-Wort.

«Der beste Tag meines Lebens, an dem ich die Liebe meines Lebens geheiratet habe», schrieb der Nati-Star auf Instagram. Das Bild zum Post zeigt die beiden Frauen küssend und ganz in Weiss gekleidet. «Ich habe es geliebt, diesen besonderen Tag mit meiner Familie und all meinen Freunden zu feiern», so die PSG-Stürmerin weiter.

Ende Dezember soll auf La Reunion zwischen Weihnachten und Neujahr ein rauschendes Fest stattfinden. «Die Vorbereitungen laufen sehr gut», sagte die 32-Jährige zu 20 Minuten. Sie sei aber schon froh, dass sie und Charlotte einen Hochzeitsplaner hätten: «Er nimmt uns sehr viel Stress ab.»

#3 Ben Platt & Noah Galvin Der US-Schauspieler und Broadway-Star Ben Platt («Dear Evan Hansen», «The Politician») hatte seinem Kollegen Noah Galvin («The Real O’Neils») bereits im November 2022 einen Heiratsantrag gemacht. Galvin hatte Ja gesagt, aber scheinbar wurmte es ihn, nicht selbst den Antrag gestellt zu haben. Das holte er am Pfingstmontag 2023 nach und postete das Ereignis auf Instagram als Story, um Fans an dem Zweitantrag teilhaben zu lassen.

Beim Antrag wurde Galvin vom gemeinsame Labradoodle George unterstützt: «George hat gefragt», hiess es auf Instagram, wo man den Hund mit einer Rose im Maul sah.

Platt seinerseits sagte ebenfalls Ja und veröffentlichte ein Insta-Foto mit einem blauen Ring an seinem Finger: «He proposed back.»

Beide spielen gemeinsam im Film «Theater Camp» mit, der eigentlich im Sommer ins Kino kommen sollte, dann wegen des Hollywood-Streiks verschoben wurde und nun stattdessen bei Disney+ als Stream gelandet ist (MANNSCHAFT berichtete).

Wann die Hochzeit stattfinden soll, haben Platt und Galvin bisher nicht bekannt gegeben.

#4 Rebel Wilson & Ramona Agruma Die australische Schauspielerin Rebel Wilson («Pitch Perfect») hatte 2022 ihre Beziehung zu der Modedesignerin Ramona Agruma öffentlich gemacht (MANNSCHAFT berichtete). Im November 2022 wurden die beiden zum ersten Mal Eltern: ihre Tochter Royce Lillian zeigten sie der Öffentlichkeit auf Instagram.

Im Feburar 2023 verkündete das Paar dann wiederum auf Instagram seine Verlobung – laut Medienberichten fand diese in Disneyland statt, Wilson benutze für ihren Antrag einen Ring von Tiffany’s, den sie auf Social Media ihren 11 Millionen Follower*innen werbewirksam entgegenstreckte.

Einen Termin für die Hochzeit gaben die beiden Frauen bislang nicht bekannt.

#5 Brian Sims & Alex Drakos Der bärtige Brian Sims aus Pennsylvania ist zweifellos der «sexiest ex-politician» der USA, wie ihn Nachrichtenportale wie DNA nennen. Der Anwalt war lange einer der Jungstars der Demokratischen Partei und leidenschaftlicher Gegner von Donald Trump sowie der Anti-LGBTIQ-Gesetze, die die Republikaner immer wieder neu auf den Weg bringen (wollen).

Im Oktober gab der 45-Jährige mit dem Hashtag #LoveStory auf Instagram bekannt, dass er vor Alex Drakos am Strand auf die Knie gegangen sei, um einen Heiratsantrag zu machen. «He said yes!» lautete die Beschriftung zum Foto.

Freund*innen und Bekannte der beiden hätten schon länger von dem Plan gewusst, vor dem Antrag sei Sims zu Drakos Eltern gefahren, um ihre Erlaubnis einzuholen, heisst es. «Glücklicherweise waren sie genau wie meine eigenen Eltern aufgeregt und unterstützend. Ich bin dafür so unglaublich dankbar, diesen wundervollen Mann in meinem Leben zu haben – und das nun für immer.»

Drakos ist Absolvent der University of Berkley’s School of Business, engagiert sich für verschiedene LGBTIQ-Organisationen in Los Angeles und San Francisco, ausserdem für The Research Institute for Gender Therapeutics (RIGT).

#6 Max Emerson & Andrés Camilo In der vergleichsweise neuen Welt der LGBTIQ-Influecer*innen haben Model und Schauspieler Max Emerson («Glee») und Tiktoker Andrés Camilo sich mit ihrem attraktiven jugendlichen Aussehen einen lukrativen Platz kreiert. Im August gaben sie – natürlich auf allen ihren Social-Media-Kanälen – ihre Verlobung bekannt. Bei einem Event ging Emerson auf die Knie und hielt um Camilos Hand an.

«Ich wollte dir vor all diesen Menschen etwas sagen», so Emerson in seiner Ansprache. «Ich wollte sagen, dass du mein Herz jeden Tag mit Dankbarkeit füllst und das Worte nicht ausdrücken können, wie froh ich darüber bin, dich zu haben. Es gibt auf der Welt nicht genug Zeit, um mich für all die Opfer zu bedanken, die du gebracht hast, um für uns ein gemeinsames Leben zu ermöglichen.»

Und weiter: «Ich möchte dir etwas geben, dass die Tiefe meiner Gefühle ausdrückt, also all das, was ich nicht in Worte fassen kann, und zwar vor all unseren Freund*innen und unserer selbstgewählten Familie hier in New York. Ich biete dir meine Versicherung, lebenslang zusammenzubleiben und mit dir eine Familie aufzubauen.»

#7 Ty Herndon & Alex Schwartz Der Country-Musiker Ty Herndon verkündete im Februar 20223 aus Nashville, dass er sich mit einem Mann namens Alex verlobt habe und aufgeregt sei, nun die Hochzeit zu planen. Diese fand dann im August statt.

Herndon hatte in den 1990ern noch versucht, seine Homosexualität vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Er heiratete 1993 die Krankenschwester Renee Posey. 1995 wurde er in Fort Worth, Texas, verhaftet von einem Undercover-Polizisten, weil er sich diesem sexuell «genähert» hatte in einer Parkanlage. Daraufhin gab es viele Gerüchte über seine sexuelle Orientierung. Herndons Manager erklärte damals gegenüber The Advocate vorsichtig, dass er glaube, die Welt von Country-und-Western-Musik sei inzwischen bereit für eine*n homosexuelle Künstler*in.

Posey und Herndon liessen sich 2002 scheiden, aber der Musiker hatte erst 2014 sein offizielles Coming-out in einem Interview mit der US-Zeitschrift People. Im Zusammenhang mit seinem Coming-out brachte er seinen Erfolgssong «What Mattered Most» neu raus und änderte die Personalpronomen im Lied von einer weiblichen angesungenen Person in eine männliche. Er behandelt das Thema Ausgrenzung und Stigmatisierung auch auf seinem Album «House on Fire».

Nach Herndons Coming-out wagten sich etliche andere LGBTIQ-Country-Musiker*innen an die Öffentlichkeit. 2016 gründete Herndon das jährliche «Concert for Love and Acceptance» für LGBTIQ-Jugendliche in Nashville.

Wie schwer es in der Country-und-Western-Musikszene noch immer ist, offen homosexuell zu sein und darüber auch in Songs zu singen, behandelt Brian D. Kenny in seinem neuen Buch «A Little Bit Country», das leider noch nicht in deutscher Übersetzung verfügbar ist. Neben der Teenager-Romanze zwischen dem Nachwuchsmusiker Emmett Maguire und dem Farmer Luke Barnes ist es vor allem die lesbische Lovestory im Hintergrund – in der Country-Szene angesiedelt – die bewegend ist. Die Geschichte enthält eine Traumrolle für Dolly Parton, sollte es je eine Verfilmung geben.

#8 Riccardo Simonetti & Steven Der deutsche Entertainer und Influencer Ricccardo Simonetti verlobte sich im Dezember nach dreijähriger Beziehung mit seinem Partner Steven und wagte den nächsten Beziehungsschritt.

Über die Identität von Steven ist nichts weiter bekannt, ausser der Name und der Tatsache, dass er Amerikaner ist (MANNSCHAFT berichtete).

«Ich habe lange darüber nachgedacht, ob und wie ich euch das sage, aber mir fehlen einfach die richtigen Worte», schrieb Simonetti auf Instagram auf Englisch und erklärte: «So, los geht’s: Wir sind verlobt.» Zum Post gab’s den Hashtag #lovewins.

Im Dezember 2020 verriet Simonetti erstmals, dass er liiert sei und Steven im Fitnessstudio kennengelernt habe: «Ich fand ihn und seinen amerikanischen Akzent sofort süss», so Simonetti damals. Bei Spaziergängen hätten sie sich näher kennengelernt und die Corona-Zeit zu zweit verbracht. Beide leben in Berlin.

#9 Zooey Zephyr & Erin Reed Im Frühjahr 2023 wurde die US-Politikerin Zooey Zephyr von der Demokratischen Partie als erste und einzige trans Kongressabgeordnete in Montana international bekannt – weil sie von der transphoben Mehrheit aus dem Parlament ausgeschlossen wurde, angeblich wegen Verstosses gegen die «guten Sitten» (MANNSCHAFT berichtete).

Anlass: Zephyr hatte während einer Debatte über ein gesetzliches Verbot von geschlechtsangleichenden Hormontherapien und chirurgischen Eingriffen bei trans Minderjährigen gesagt, die Befürworter*innen eines solchen Verbots hätten «Blut an ihren Händen». Sie bezog sich auf Studien, die besagen, dass derartige Therapien das Selbstmordrisiko bei trans Jugendlichen verringern.

Viele sahen den Ausschluss als Einschüchterungsversuch der republikanischen Mehrheitsfraktion. Zephyr wehrte sich juristisch gegen den Ausschluss aus dem Parlament, das Verfahren läuft noch.

Im Mai sorgte sie dann für positivere Schlagzeilen, als sie sich bei einem queeren Event in Missoula mit ihrer Freundin verlobte, der trans Aktivistin und Autorin Erin Reed. «Ich kann mir keine bessere Person in dieser Welt vorstellen, an deren Seite ich stehen will. Sie hat mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht», schrieb Reed anschliessend auf X. Die beiden veröffentlichten mehrere Bilder vom Moment des Antrags.

Zephyr twitterte weiter: «Ich habe meine Zukunft, meine Familie und mein Für-immer gefunden.»

Das Hochzeitsdatum wurde noch nicht bekannt gegeben.

#10 Lukas Gage & Chris Appleton Ein besonderer Fall war 2023 die Verlobung und Las-Vegas-Hochzeit von Schauspieler Lukas Gage («The White Lotus», «Love, Victor») und dem Promi-Stylisten Chris Appleton. Nachdem sie bekannt gegeben hatten, dass sie seit Februar 2023 am Daten waren, folgte Ende April die (nicht ganz so) heimliche Hochzeit, an der u.a. Kim Kardashian teilnahm. Weitere Kundinnen von Appleton sind Dua Lipa und Jennifer Lopez.

Nach nur sechs Monaten wurde die Ehe dann allerdings schon wieder geschieden. Das Branchenblatt The Hollywood Reporter spricht von einem «Quicke Marriage», wobei ein «Quickie» im Englischen schnellen, oft anonymen Sex meint.

Inzwischen kann Gage über die Trennung scheinbar lachen, berichtet der Hollywood Reporter. Gage war demnach im Dezember bei einem Event des Luxus-Uhrenmachers Longines. Dort sagte er: «Die Firma gibt’s seit 190 Jahren, sie steht für Tradition, Klasse, sich an die Zeit halten und Stil.» Dies ergänzte Gage mit den Worten: «Das ist echt interessant, weil manche Leute es nicht mal schaffen, eine Beziehung 190 Tage lang aufrecht zu erhalten.»

Dieser Spruch wurde von Umstehenden mit lauten Gelächter quittiert. Gage sagte daraufhin: «Ich mache nur Witze.»

Medienberichten zufolge hatten Gage und Appleton vor der Eheschliessung einen Vertrag unterschrieben, der all ihre Besitztümer trennt und garantiert, dass niemand Anspruch aufs Vermögen des jeweils anderen hat. Die gemeinsamen Fotos aus ihrer Zeit als Paar haben beide inzwischen von ihren Social-Media-Kanälen entfernt.

Gage ist aktuell zu sehen in der queeren Komödie «Down Low» an der Seite von Zachary Quinto. Seine Figur hilft als Masseur im Film dem älteren schwulen Mann, eine Leiche zu beseitigen. Die reichlich schräge «Gay Comedy» enthält bewegende Momente über den Unterschied zwischen verschiedenen Generationen schwuler Männer und was beide voneinander lernen können. Der Film ist u.a. über Amazon Prime verfügbar und sehr sehenswert, besonders weil die Chemie zwischen Gage und Quinto als besonders geschrieben werden kann und etliche verblüffende Wendungen der Geschichte sehr unter die Haut gehen.