Mehrere tausend Menschen beim neuen Dyke March
Cis Männer wurden gebeten, «solidarisch fernzubleiben»
Die Demo für lesbische Sichtbarkeit findet jährlich am Tag vorm CSD in Berlin statt. Diesmal war alles ein bisschen anders. Aber die Stimmung war – im Gegensatz zu 2024 – weitgehend friedlich und ausgelassen.
Rund 4‘600 Menschen sind nach Schätzungen der Polizei am Freitagabend beim neu gegründeten Community Dyke March durch Berlin gezogen, nachdem die Organisator*innen des ursprünglichen Dyke March die Ausgabe 2025 aus «gesundheitlichen Gründen» abgesagt hatten (MANNSCHAFT berichtete). Das Motto lautete diesmal «No dyke* is free until every dyke* is free», es sollte damit eine intersektionale, antikoloniale und antirassistische Ausrichtung der Demo betont werden.
Start der Veranstaltung war um 16 Uhr am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg. Danach ging es über die Adalbertstrasse, den Kottbusser Damm und die Karl-Marx-Strasse zum Treptower Park.
«Wir wollen uns solidarisch mit allen Dykes* der Welt zeigen, denn in Zeiten zunehmender Faschisierung und des Anstiegs queerfeindlicher Gewalt ist es wichtiger denn je, sichtbar zu sein und gemeinsam unsere Stimmen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt zu erheben», erklärte das Orga-Team gegenüber der Zeitung Der Tagesspiegel.
«Nationalflaggen unerwünscht» Weiter hiess es vorab, Nationalflaggen seien nicht erwünscht. «Ausnahmen gelten für Flaggen, die im Kontext von anti-kolonialen, antiimperialistischen oder widerständigen Bewegungen stehen», schrieb das Team. Die Palästina-Flagge stelle eine solche Ausnahme dar, ebenfalls zugelassen sei die Regenbogenflagge mit Davidstern, so der Tagesspiegel.
Demnach haben die Gruppen Dykes, Women & Queers against Antisemitism und das LGBTIQ-Bündnis gegen Antisemitismus den Marsch als «nicht sicher für jüdische Menschen» eingestuft.
Vorab wurde ebenfalls angekündigt, dass – anders als beim alten Dyke March – cis-männliche Teilnehmer «solidarisch fernbleiben» sollten.
Polizei mit Grossaufgebot vor Ort Wie ein Polizeisprecher auf der Plattform X mitteilte, war die Polizei mit rund 600 Kräften im Einsatz, unterstützt von Beamt*innen aus Nordrhein-Westfalen. Es habe drei freiheitsbeschränkende beziehungsweise freiheitsentziehende Massnahmen gegeben: eine wegen einer Ordnungswidrigkeit, zwei wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger oder terroristischer Organisationen.
Es gab Solidaritätsbekundungen mit Palästina und Rufe wie «Free Palestine». Im Vordergrund haben jedoch Aufrufe zu Toleranz und Vielfalt gestanden.
Einzelne Berliner LGBTIQ-Aktivist*innen, die den Marsch vom Strassenrand kritisch beobachteten und filmten, um die skandierten politischen Botschaften dokumentarisch festzuhalten, wurden aufgefordert, das bitte nicht zu tun. Was vereinzelt zu einer Diskussion zu #LesbischeSichtbarkeit führte sowie zur generellen politischen Ausrichtung des neu aufgestellten Dyke March. (Mit dpa)
Am Reichstagsgebäude hängt dieses Jahr zum Berliner CSD keine Regenbogenflagge. Aus Protest wurde sie am Freitagabend dafür vor dem Gebäude ausgerollt – in XXL (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Berlin
Hausdurchsuchung und Ermittlungen gegen Jurassica Parka
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen Jurassica Parka wegen des Verdachts auf Verbreitung und Besitz von kinderpornografischem Material. Die Dragqueen postete auf Instagram eine Stellungnahme.
Von Newsdesk Staff
Drag
Justiz
Mentale Gesundheit
People
Drogen
Pride
Manchester Pride ist insolvent: Acts und Unternehmen sehen kein Geld
Nach der Insolvenz von Manchester Pride stehen zahlreiche Künstler*innen und Dienstleistende ohne Bezahlung da. Fragen werden laut nach finanzieller Verantwortung, Transparenz und der Zukunft eines der bedeutendsten LGBTIQ-Events Europas.
Von Newsdesk Staff
LGBTIQ-Organisationen
International
International
Japans erste Premierministerin ist eine Gegnerin der Ehe für alle
Sie möchte Japans «Eiserne Lady» sein. Sanae Takaichi steht nicht nur aussen- und sicherheitspolitisch für einen Rechtskurs. Ihre Haltung zu queeren Themen und Frauenrechten sorgt für Kritik – auch in Japan selbst.
Von Newsdesk/©DPA
News
Ehe für alle
Religion
Premiere im Vatikan: Papst trifft Vertretung von Missbrauchsopfern
Papst Leo traf diese Woche erstmals eine Vertretung von «Ending Clergy Abuse». Die Menschenrechtsorganisation bezeichnete den Austausch als «historisches Treffen».
Von Newsdesk Staff
News
International