Anna Rosenwasser: Wäre fast als Nationalrätin zurückgetreten
Seit bald zwei Jahren sitzt Anna Rosenwasser im Nationalrat. Anfang des Jahres steckte sie in einer Krise, für die sie nun Medien verantwortlich macht.
Seit 2023 sitzt Anna Rosenwasser für die SP im Nationalrat. Die einstige MANNSCHAFT-Kolumnistin hat mittlerweile auch zwei Bücher geschrieben. «Herz» heisst das aktuelle Werk. Darin kritisiert sie Medien als sensationshungrig, die vor allem Politikerinnen über Wochen vor sich hertrieben.
Am eigenen Leib erlebt hat Rosenwasser das Anfang des Jahres, nachdem sie sich im Sessionsrückblick mit ihrer lesbischen Parteikollegin Tamara Funiciello flapsig zur Frauenfussball-WM geäussert hatte. Rosenwasser sagte: «Ich interessiere mich nicht für Fussball, aber für Lesben, die Sport machen.»
Funiciello legte nach: «Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fussballspielen zuzuschauen.»
«Besonders geärgert hat mich aber, dass mir das Wort Lesbe als Schimpfwort ausgelegt wurde.»
Anna Rosenwasser
Sie würden den Frauenfussball nicht ernst nehmen, meinten Kritiker*innen, darunter die Nationalspielerin Meriame Terchoun.
Beide Politikerinnen haben sich später entschuldigt. Doch das eigentliche Thema, ob und wie man öffentlich über sein Begehren reden darf, hätten die Medien dabei nicht berührt, beklagt Rosenwasser im Gespräch mit Watson. «Besonders geärgert hat mich aber, dass mir das Wort Lesbe als Schimpfwort ausgelegt wurde.»
Der folgende mediale Druck und die Arbeitslast hätten Rosenwasser zugesetzt. Fast hätte sie ihr Amt als Nationalrätin niedergelegt, sagt sie in dem Interview. Doch stattdessen habe sie entschieden, das Pensum ihres parlamentarischen Mitarbeitenden aufzustocken, um sich selber etwas Luft zu verschaffen.
Rosenwasser arbeitet seit 2008 als Journalistin und Schriftstellerin. Von 2017 bis 2020 war sie Geschäftsführerin der Lesbenorganisation Schweiz und setzte sich unter anderem für den Diskriminierungsschutz und die Ehe für alle ein. Davor war Rosenwasser im Vorstand der LGBTQ-Organisation Milchjugend aktiv und hat in Schaffhausen einen queeren Jugendtreff mitgegründet.
Anna Rosenwasser wurde im Herbst 2023 in den Nationalrat gewählt. «Ich glaube, es war möglich, weil junge Menschen, Frauen und queere Menschen wählen gingen», erklärte Rosenwasser damals. «Ich wurde von so vielen Menschen gewählt, die eine junge, geoutete, linke Frau im Parlament sehen wollen.»
Im Jahr 2021 zeigte der SRF zeigt die Reportage «Anna Rosenwassers queere Welt». Eine Reporterin hatte die queere Aktivistin bei der Arbeit und auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet (MANNSCHAFT berichtete).
An diesem Mittwoch stellt Rosenwasser ihr neues Buch im Rahmen einer «Herznissage» in Luzern vor, in der kommenden Woche ist sie in Basel.
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