«Abstrakte Bedrohungslage»: Einschränkung für Regensburger CSD
«Es kann keine dauerhafte Lösung sein, dass wir einknicken», mahnen die Organisator*innen
Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der CSD in Regensburg von einer «abstrakten Bedrohungslage» betroffen.
Der Christopher Street Day im bayerischen Regensburg findet wegen einer «abstrakten Gefährdungslage» anders statt als zunächst geplant. «Es gab ein Drohschreiben», sagte CSD-Organisator Alexander Irmisch der Deutschen Presse-Agentur. Und die Sicherheit der Teilnehmer*innen und Einsatzkräfte gehe vor.
Zuvor hatte die Mittelbayerische Zeitung über die Gefährdungslage berichtet. Nach Angaben Irmischs ermittelt das bayerische Landeskriminalamt (LKA).
Er habe darum nach einem Termin mit Polizei und Ordnungsamt entschieden, die ursprünglichen Pläne zu ändern. Die Strecke des alljährlichen Umzugs durch die Altstadt werde verkürzt. Dafür soll das Strassenfest, als «stationäre Veranstaltung», wie geplant auf dem Domplatz stattfinden.
«Das Problem ist, dass die Parade, zu der vergangenes Jahr knapp 3‘000 Teilnehmer gekommen sind, an zahlreichen engen Gassen vorbeigezogen wäre, die schlecht abzusichern sind», so Irmisch. Das Strassenfest sei dagegen leichter zu sichern, da es nur zwei Zufahrten gebe.
Weltweit zunehmende queerfeindliche Attacken
Irmisch betont, «dass das keine dauerhafte Lösung sein kann, dass wir einknicken. Aber für dieses Jahr ist es mir wichtig, dass wir das sicher hinbekommen.»
Die Demonstrationen anlässlich des Christopher Street Days sehen sich deutschlandweit ebenso wie international zunehmend queerfeindlichen Attacken ausgesetzt (MANNSCHAFT berichtete). «Wir haben eine massive Zunahme von Online-Bedrohungen», sagte Kai Bölle, Vorstandsmitglied des Vereins CSD Deutschland, kürzlich der dpa.
Zuletzt hatten wiederholt Gruppen junger Rechtsextremist*innen zu Gegenaktionen aufrufen (MANNSCHAFT berichtete). Bölle sagt: «Es hat eine neue Qualität bekommen.» Die Polizei sei bundesweit sensibilisiert und schütze die Demonstrationen.
Mitte Mai war der CSD in Gelsenkirchen ebenfalls kurz vor dem geplanten Start wegen einer abstrakten Bedrohungslage abgesagt worden.
Aus welchem Spektrum das Drohschreiben gegen den Regensburger CSD kam, sei ihm noch unklar, sagte Irmisch. «Ich kann es aktuell keinem Lager zuordnen.»
Der SPD-Mann, der auch bei SPDqueer aktiv ist, betonte, dass Gefahren für die Sicherheit nicht nur von islamistischer Seite ausgehen. «In den USA haben die Evangelikalen gerade beschlossen, dass sie die Ehe für alle wieder abschaffen wollen», sagte er. Die Gefahr bestehe demnach durch religiösen Fanatismus allgemein und durch Rechtsextremismus.
Zum Inhalt des Schreibens wollte er wegen der laufenden Ermittlungen keine Angaben machen.
Beschäftigte der Verwaltung des Deutschen Bundestages dürfen nicht zum Berliner CSD. Die Entscheidung sorgt für Kritik (MANNSCHAFT berichtete).
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