Bevor auch in den USA die Museen wegen der Corona-Pandemie schliessen mussten, machte eine Ausstellung in Boston Schlagzeilen. Denn es ging darin um den berühmten (weissen) Gesellschaftsmaler John Singer Sargent (1856-1925), der jahrelang den schwarzen Hotelliftboy Thomas McKeller (1890-1962) als Modell benutzte – für Wand- und Deckengemälde, auf denen McKeller in hellhäutige Götter der Antike verwandelt wurde. Was war die Beziehung der beiden Männer zueinander? Wieso hat die Kunstgeschichte diese über 100 Jahre totgeschwiegen? Und wie geht man damit um in Zeiten von Rassismus- und Dekolonialisierungsdebatten, auch innerhalb der LGBTIQ-Community?
Zuerst die gute Nachricht: Auch wenn das Isabella Stewart Gardner Museum in Boston derzeit geschlossen und Reisen in die USA sowieso unmöglich sind, kann man sich den 256-Seiten-Katalog zur Ausstellung bestellen und sich über die vielschichtige Geschichte informieren. Eine Geschichte, die in vielerlei Hinsicht typisch ist für die schwuler Männer zu Beginn des 20. Jahrhunderts.