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Warum das Coronavirus LGBTIQ häufiger treffen kann

Und: Wegen der Ansteckungsgefahr bei Grossveranstaltungen wird in Deutschland derweil über die Absage oder eine Verschiebung der Pride Events nachgedacht

Coronavirus LGBTIQ
Foto: AdobeStock

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO den Covid-19 Virus zur Pandemie erklärt hat, schlagen US-Organisationen Alarm: LGBTIQ-Personen erkrankten häufiger am Coronavirus, heisst es in einem offenen Brief. Unterdessen sind die Veranstalter der Pride Events gezwungen, über eine Absage oder Verschiebung der CSDs nachzudenken.

Die Veranstalter des Berliner CSD überlegen, die diesjährige Parade zu verschieben oder abzusagen – andere Grossveranstaltungen der Hauptstadt wie das Myfest und Karneval der Kulturen wurden bereits abgesagt. «Wir beobachten die Lage weltweit sehr genau», erklärte am Donnerstag auch CSD-Vorstandsmitglied Ralph Ehrlich gegenüber der dpa. Man stehe in engem Kontakt mit den Behörden. Schon seit längerem ist unklar, ob der ESC dieses Jahr stattfinden kann (MANNSCHAFT berichtete).

Vom Hamburg Pride heisst es: «Wir nehmen unsere Verantwortung als Veranstalter*innen sehr ernst und beziehen eine mögliche Absage selbstverständlich in unsere Überlegungen ein.» Allerdings gehöre es auch zur eigenen Verantwortung, nicht über Dinge zu spekulieren, die sich aktuell nicht seriös bewerten lassen.

Unterdessen hat das National LGBT Cancer Network mit Sitz in New York einen offenen Brief organisiert, der von über 100 US-Organisationen unterzeichnet wurde wie GLAAD, Human Rights Campaign, der Matthew Shepard Foundation und zahlreichen HIV-Hilfsorganisationen.


LGBTIQ-Schutz ins Grundgesetz? «Starkes Signal» bei Anhörung

Der Brief listet drei Hauptgründe auf, warum LGBTIQ zusätzliche Vorsichtsmassnahmen treffen sollten, um eine Ansteckung mit der Krankheit zu vermeiden, die gerade von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Pandemie bezeichnet wurde.

Mit dem Brief sollen Organisationen und Behörden des öffentlichen Gesundheitswesens, Angehörige der Gesundheitsberufe und die Medien dafür sensibilisiert werden, dass LGBTIQ «besonders anfällig» für Coronaviren seien.

Ersten rauchen Mitglieder der LGBTIQ Community zu 50% häufiger als heterosexuelle cis Personen. Corona ist eine Atemwegserkrankung. Rauchen – und wahrscheinlich auch die Verwendung von E-Zigaretten – verringere die Immunität gegen Atemwegserkrankungen,  die Genesung von diesen Krankheiten dauere länger.


Zweitens gibt es unter LGBTIQ eine höhere Rate an Krebs und HIV, was das Immunsystem der Betroffenen beeinträchtigen kann. Zwar glauben Ärzte nicht, dass Menschen mit HIV, deren Viruslast nicht nachweisbar ist, ein signifikant höheres Risiko haben, an Corona zu erkranken. Doch wüssten viele LGBTIQ entweder nicht, dass sie sich mit HIV infiziert haben, oder sie behandeln es nicht richtig, heisst es in dem Brief.

HIV-Medikamente gegen Coronavirus?
Andererseits – darauf geht der Brief nicht ein – gibt es Meldungen wie etwa aus Thailand, dass eine Kombination aus Grippe- und HIV-Mitteln gegen den Coronavirus helfen könnte. Zwei Ärzte des Rajavithi-Krankenhauses in Bangkok erklärten auf einer Konferenz in der thailändischen Hauptstadt, dass sich bei einer 71-jährigen Frau 48 Stunden nach Verabreichung zweier Medikamentengruppen eine deutliche Besserung der Symptome eingestellt hätte. Nach einem Bericht der Bangkokpost habe es sich um einen Cocktail aus den zwei HIV-Medikamenten Lopinavir und Ritonavir und einem Grippe-Medikament gehandelt.

Schliesslich sind LGBTIQ – in den USA vermutlich eher als in Europa – beim Zugang zur Gesundheitsversorgung mit Hindernissen konfrontiert, heisst es in dem offenen Brief. Diskriminierende Einstellungen seien auch unter Mediziner*innen häufig genug anzutreffen, sodass Teile der LGBTIQ-Community einen Ärzt*inbesuch vermeiden oder verzögern. Diskriminierung am Arbeitsplatz und Obdachlosigkeit bei LGBTIQ führten dazu, dass viele queere Menschen keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung hätten.

«Jeder, der mit HIV lebt, kann jetzt Pilot werden»

Die unterzeichnenden Organisationen stellen fest, dass die geschätzten drei Millionen älteren Mitglieder der LGBTIQ-Community in den USA besonders gefährdet seien. Laut der Weltgesundheitsorganisation habe Corona eine Sterblichkeitsrate von acht bis 15 Prozent für Menschen über 70 Jahre, und ältere LGBTQ-Menschen seien möglicherweise zurückhaltender, wenn sie bei Bedarf medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

Der Brief schliesst mit einer Liste von Massnahmen, die zu ergreifen sind, um die Risiken von LGBTQ-Personen anzugehen, einschliesslich gezielter Kampagnen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, Schulung von Gesundheitspersonal zur gleichberechtigten Versorgung von LGBTIQ-Personen und der Zusammenarbeit mit LGBTIQ-Gesundheitsorganisationen. Dazu komme das entschiedene Entgegentreten bei fremdenfeindlichen Reaktionen – sie treffe die asiatisch-amerikanische Gemeinschaft stark, darum müsse man solchen fremdenfeindlichen Reaktionen entgegenwirken und Racial Profiling vermeiden.


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