«Wir stellen uns darauf ein, dass das SchwuZ im Herbst wieder öffnet»
Im Juli will der queere Berliner Tanztempel auch draussen feiern
Das Tanzverbot unter freiem Himmel gehört abgeschafft, erklärte die Clubcommission vergangene Woche. Vor dem Hintergrund des geringen Infektionsrisikos im Freien gebe es keine andere Schlussfolgerung. Auch der queere Berliner Traditionstanztempel SchwuZ will bald draussen feiern. Und spätestens 2022 auch wieder drinnen.
«Wir stellen uns darauf ein, dass es im letzten Quartal dieses Jahres losgeht», erklärt Geschäftsführer Marcel Weber gegenüber MANNSCHAFT. «Aber man muss mal gucken, wie dann die Beschränkungen sind, weil es mit 50 Leuten im SchwuZ betriebswirtschaftlich wenig Sinn ergibt. Das heisst, da muss man immer noch sehr genau abwägen, ab wann es sich lohnt, die Türen aufzusperren.»
Seit dem letzten Jahr mache man ständig Pläne, die man je nach neustem Kenntnisstand immer wieder neu bewerten müsse. «Auch jetzt planen wir tatsächlich schon unsere Wiedereröffnung im letzten Quartal. Das heisst, dass wir zumindest alles soweit vorbereiten, damit wir dann auch loslegen können. Wir wollen bereit sein.»
Man ist darüber hinaus in abschliessenden Gesprächen mit Locations wie dem Sage und dem Klunkerkranich, damit man in diesem Sommer auch der Community etwas bieten könne. „Was am Ende wohl maximal ein Nullsummenspiel wird», sagt Weber, «aber wir wollen einen Space schaffen für die Community, dass sie mal wieder zusammen kommen kann, bis wir im Herbst zumindest den Barbetrieb im SchwuZ wieder ermöglichen können, mit Tischen und Sitzplätzen.»
Was gerade am meisten fehle, ist, dass die Leute eben gerade keinen Ort haben, wo sie zusammenkommen können, ausser vielleicht illegal in Parks wie der Hasenheide, so Weber.
Was die Freiflächen betrifft, die der Senat für Berliner Clubs im Sommer zur Verfügung stellen will, zeigt sich Weber noch skeptisch. Denn was der Kultursenat anregt, sei das eine. Die Ausgestaltung liege aber bei den Bezirken.
«Das SchwuZ hat sich auf eine Fläche an der Grenze zwischen Neukölln und Treptow zumindest im Interessenbekundungsverfahren beworben. Aber das ist noch nicht in Sack und Tüten. Wir sind aber jetzt optimistisch, dass das klappen wird.» Einmal pro Monat will man die Fläche in den Sommermonaten bespielen, sprich: ab Juli ausgewählte Einzelevents anbieten, die dann schon mittags beginnen, weil abends um 22 Uhr Schluss sein muss.
Wir sind mit knapp über 100 Leuten in den Lockdown gegangen
Man will aber eben auch im SchwuZ selber vorbereitet sein. Um nicht wie kürzlich viele Restaurants und Cafés von den Öffnungen überrascht zu werden, deren frühere Mitarbeiter*innen mittlerweile in Krankenhäusern oder im Impfzentren arbeiten, versucht das SchwuZ gearde, sich in Sachen Wo*manpower einen Überblick zu verschaffen. «Wir sind mit knapp über 100 Leuten in den Lockdown gegangen, knapp über 80 sind wir noch. Das heisst aber nicht, dass die wieder alle zur Verfügung stehen, wenn es losgeht.»
«Richtige Partys», wie man sie vor dem März 2020 gefeiert hat, sieht Weber nicht vor dem ersten Quartal 2022. «Im Februar oder März können wir uns das gerade vorstellen. Das hängt aber ab von der weiteren Entwicklung der Pandemie und der Impfungen.»
Jedenfalls ist man vorbereitet: Über verschiedene Förderprogramm hat man Spender mit Desinfektionsmittel angeschafft, die Böden neu gemacht und die Toiletten umgebaut, alles unter Hygieneaspekten. «Und wir haben Hinweismonitore angebracht, mit den Do’s und Dont’s für eine klare Kommunikation für die Gäste. Wir sind sehr sehr gut vorbereitet», so der SchwuZ-Geschäftsführer.
Jetzt bleibt nur noch hoffen, dass man am Tag X die Türen wieder aufmachen kann. Ob es Ende des Jahres wieder eine Silvesterparty gibt? «Man muss das abwarten. Vielleicht gibt es eine nächste Welle, eine neue Mutation. Man kann nur spekulieren. Wir hoffen natürlich, dass wir an Silvester wieder die Korken knallen lassen können, aber das steht in den Sternen. Wir fahren weiterhinauf Sicht.» (Auch zum Jahreswechsel 2020/21 musste die Silvesterparty ausfallen – MANNSCHAFT+)
Forderung nach Abschaffung des Tanzverbots Aktuell liegt die Inzidenz in Berlin bei 26,5. Vergangene Woche hat die Clubcommission eine Forderung veröffentlicht: Vor dem Hintergrund des geringen Infektionsrisikos im Freien lasse es keine andere Schlussfolgerung zu als die Abschaffung des Tanzverbots unter freiem Himmel, so Pressesprecher Lutz Leichsenring in einer Pressemitteilung.
Schon im vergangenen Jahr hätten Veranstalter*innen und Clubs mit sicheren Veranstaltungskonzepten überzeugt. So fanden zum Tag der Clubkultur am 3. Oktober über 30 Veranstaltungen sowohl in Innenräumen als auch auf Aussenflächen statt. Durchdachte Hygienekonzepte und ein hohes Verantwortungsbewusstsein seitens der Verantwortlichen reduzierten das Ansteckungsrisiko auf ein absolutes Minimum, so Leichsenring.
In der Schweiz machte kürzlich der Bundesrat mit der angekündigten Einführung eines Covid-Zertifikates dem Nachtleben Hoffnung. Heaven-Betreiber Marco Uhlig freut sich über die Aussicht auf Normalität – hat aber auch noch einige offene Fragen (MANNSCHAFT+)
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