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So queer wird’s in Wiener Museen zum Pride Month

Geschichte soll neu gedacht werden

«Science Fiction(s) - Wenn es ein Morgen gäbe»
Cara Romeros «The Zenith», 2022 (Foto: Welt Museum Wien)

Im Pride Month zeigen sich auch die Wiener Museen divers. Unter anderem haben das Belvedere und das Technikmuseum ein queeres Programm zu bieten.

Seit 2019 nimmt das Museum Belvedere den Pride Month zum Anlass, um neue Lesarten seiner Sammlungsschätze anzubieten und Begegnungsräume zu schaffen. Ausgehend von der heute als queer gelesenen Figur des Prinzen Eugen von Savoyen, des Bauherrn des Belvedere, werden Sammlung und Geschichte des Hauses auf queere Inhalte hin untersucht.

«Queering the Belvedere ist unser Beitrag zu einer Gesellschaft, die von Vielfalt und Toleranz lebt, und unser Bekenntnis zu den Forderungen der LGBTIQ-Community nach Gleichberechtigung und Teilhabe», so Generaldirektorin Stella Rollig in einer Mitteilung.

Zum diesjährigen Programm gehören unter anderem queere Filmveranstaltungen und Rundgänge, bei denen Expert*innen Drehorte und Kunst vor dem Hintergrund der LGBTIQ-Geschichte interpretieren. Dieser Ansatz wird in der Ausstellung «Über das Neue» fortgeführt. Highlight ist ebenfalls eine Drag-Lesung für Kinder am 14. Juni mit Candy Licious. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Drag Queen in Wien gelesen – unter Polizeischutz (MANNSCHAFT berichtete).


Auch das Technikmuseum ist zum Fünfjährigen der Veranstaltung wieder dabei. Dort soll abteilungsübergreifend unter dem Motto «Fokus Gender», weiter «die traditionelle Verknüpfung von Technik mit Kategorien wie Männlichkeit, Heteronormativität und Weisssein» hinterfragt werden. «Um die Dekonstruktion von Stereotypen voranzutreiben und um einen inklusiven Ort zu schaffen, in und mit dem neues Wissen generiert wird, verschreibt sich das Museum einer genderinformierten Forschungs-, Sammlungs-, Ausstellungs- und Vermittlungspraxis, welche die Vielfalt von Geschlecht und Sexualität reflektiert und miteinbezieht, um vielfältige Repräsentationen und Identifikationsangebote zu schaffen», so das Museum.

Anlässlich des Pride Month wird es ein Fassadenprojektion in Regenbogenfarben geben, aber auch ein vielfältiges Programm. Dazu zählen die Spezialführung «TMW que(e)r gelesen» über die Geschichte des Hauses aber auch eine kuratierte Playlist, eine besondere Arbeitswerkstatt sowie ein Online-Magazin und eine internationale Tagung.

Anfang Mai gab es derweil noch immer Ungewissheit über das Pride Village in Wien (MANNSCHAFT berichtete). Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) will das Pride Village in diesem Jahr «neu denken» und die Pride «noch breiter aufstellen». Die Veranstalter*innen hatten derweil bekannt gegeben, dass es dieses Jahr abermals kein Pride Village am Rathausplatz geben werde. Grund sei die nicht ausreichende Finanzierung der Stadt Wien.


Im Juni findet unterdessen im Schloss Neugebäude der erste «Queer Ball» nach klassischer Wiener Tradition statt (MANNSCHAFT berichtete). Ballorganisatorin Ortrun Gauper möchte damit ein weithin sichtbares Zeichen für mehr gesellschaftliche Toleranz und ein barrierefreies Miteinander im Alltag setzen.

Queere Kunst- und Theatergeschichte
Auch die Museen des KHM-Museumsverbands wollen queere Perspektiven der Kunstgeschichte in die Gegenwart transportieren. Zum Pride-Monat Juni dreht sich im Weltmuseum Wien alles um die aktuelle Sonderausstellung «Science Fiction(s) – Wenn es ein Morgen gäbe» und daraus resultierende queere Zukunftsszenarien, heisst es in einer Pressemitteilung. Neben einer spannenden SciFi-Lesung in Kooperation mit «Queer*Welten» und Wiener Science-Fiction Autor*innen (6. Juni, 19 Uhr) soll es an zwei Terminen auch Spezialführungen geben (11. und 25. Juni) zum Thema «Feministische/Utopien/Queere/Zukünfte».

Das Theatermuseum wiederum bittet zum bunten «Im Weissen Rössl – Sing-along» (am 17. Juni, 19 Uhr) im Rahmen von «Keine Angst vor Austropop». Bereits 2004 machte die witzige Alpenoperette von Ralph Benatzky und Erik Charell während des Festivals «Wien andersrum» an der Volksoper Wien Furore. Im Palais Lobkowitz erfährt das legendäre Format eine Neuauflage und lädt zum Mitsingen und Mitgestalten ein.

Auch die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums bieten wieder ein besonders vielfältiges Vermittlungsprogramm im Juni an. Von einem Vortrag über «Muse, Matrone, Mänade. Frauenbilder der Antike» (6. Juni, 15.30 Uhr), bis zu einer Abendführung die «Mut zum Anderssein» (15. Juni, 18.30 Uhr) macht, einer Tour entlang «Queere Lesarten» (16. Juni, 10.30 Uhr) im KHM oder erwünschtem «Crossdressing und Ritterliche Modetrends» (23. Juni, 10.30 Uhr) in der Hofjagd- und Rüstkammer.


Lucas Krzikalla

Lucas Krzikalla ist Botschafter beim CSD Leipzig

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