Serienboom noch lange nicht vorbei – aber Innovation fehlt oft
Am 10. Februar startet die Berlinale, wo auch mit Filmrechten gehandelt wird
Während der Berlinale wird auch mit Filmrechten gehandelt. Ein Anruf beim Chef des European Film Markets: Welche Serien funktionieren besonders gut? Und erzählen bald viele Formate im Fernsehen und Kino von der Pandemie?
Nach Einschätzung eines Branchenexperten ist der Serienboom der vergangenen Jahre noch lange nicht vorbei. «Es ist ein allgemeiner Trend, dass die Rolle der Streamingplattformen in der Pandemie grösser geworden ist», sagte der Direktor des European Film Markets (EFM), Dennis Ruh, der dpa in Berlin.
Die Messe gehört zur Berlinale und organisiert den Handel mit Filmrechten. «Das Seriengeschäft hat stark zugenommen.» (MANNSCHAFT berichtete über aktuelle queere Serien-Geheimtipps.)
Der 38-Jährige sieht dabei einen Trend. «Bei Serienproduktionen beobachte ich eine gewisse Rückbesinnung auf eher bekannte, vom Zuschauer gelernte Formate – zum Beispiel Gerichtsdramen, Krankenhausserien oder Crime-Formate.» Innovation sei also eher nicht bei den Formaten zu beobachten, sondern bei den Erzählweisen.
Hunger nach Content Anzeichen für ein Ende des Serientrends sieht er derzeit nicht. «Der Hunger nach Content ist unglaublich gross», sagte Ruh. «Andererseits schiessen die Abonnentenzahlen bei den grossen Streamern nicht mehr durch die Decke, sondern stagnieren eher (MANNSCHAFT berichtete). Ich bin zuversichtlich, dass die Leute auch wieder den Weg ins Kino suchen. Und eben beide Formen des Filmerlebens koexistieren.»
Die Berlinale ist eines der grossen Filmfestivals der Welt und soll am 10. Februar eröffnet werden. Während das Festival in Berliner Kinos stattfindet, wird der EFM ins Internet verlegt. Dort kommen Fachleute wie Produzent*innen, Verleiher*innen, Weltvertriebe und Vertreter*innen anderer Festivals zusammen. Angemeldet sind bisher mehr als 500 Aussteller*innen aus etwa 60 Ländern. Online sollen Hunderte Filme gezeigt werden, auch Diskussionsrunden sind geplant. (MANNSCHAFT berichtete über Forderungen nach mehr Diversität im Fernsehen.)
Und was verkauft sich gut aus Deutschland? «Tatsächlich ist es so, dass Animationsfilm international unheimlich gut gehandelt wird», sagte Ruh. «Mag man gar nicht glauben.»
Geschichten zur Corona-Pandemie Oft seien es Co-Produktionen mit anderen europäischen Ländern. «Ich erinnere mich zum Beispiel an ‹Richard the Stork› – ‹Überflieger› hiess der auf Deutsch.» Animationsfilme könnten eben leicht sprachlich angepasst werden.
Wird schon viel mit Geschichten zur Corona-Pandemie gehandelt?
«Nicht, dass ich es weiträumig wahrgenommen hätte. Es kommt immer mal vor – das haben wir ja auch bei der Berlinale im letzten Jahr gesehen», sagte Ruh. Damals hatte der Film «Bad Luck Banging or Loony Porn» den Goldenen Bären gewonnen, darin waren immer mal Menschen mit Masken zu sehen. Aber es sei nicht so, dass jetzt alle Filme Corona-Masken zeigen würden. (MANNSCHAFT berichtete über das Paarungsverhalten von schwulen Männern während der Pandemie.)
«Die Frage ist natürlich: Was möchte das Publikum sehen? Möchte man sich auf der Leinwand auch noch mit der Situation auseinandersetzen?» (MANNSCHAFT berichtete, wie sich das Pornostudio CockyBoys mit der Corona-Pandemie filmisch auseinandersetzte.)
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