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Schwulenfeindliche Attacke in St. Petersburg

Nach einer Filmvorführung im Rahmen des LGBT-Filmfestivals «Side-by-Side» im russischen St. Petersburg wurde ein Kinobesucher verprügelt und beleidigt.

Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Sonntag. Alexey besuchte am LGBT-Filmfestival «Side-by-Side» die Vorführung des Films «Pink Triangle», der die Verfolgung von Homosexuellen in Nazi-Deutschland thematisiert. Nach Veranstaltungsende verliess er das Gebäude und traf auf der Strasse auf zwei junge Männer. «Sie fixierten ihn mit ihren Blicken und liessen ihn nicht mehr aus den Augen», erzählt Mikhail Tumasov gegenüber Mannschaft Magazin. Er arbeitet bei der NGO «IREX Europe» und sprach nach dem Vorfall mit Alexey. Als dieser dann um die Ecke bog, kam ein dritter, grossgewachsener Mann auf ihn zu. Er habe Alexey mit «Hallo, Schwuchtel» angesprochen und ihn hart ins Gesicht geschlagen, berichtet Mikhail.

Dieses Bild von sich veröffentliche Alexey nach dem Angriff auf sozialen Medien. Über 200 Kommentare wurden schon hinterlassen, rund 40 Prozent davon seien homophob und feindschaftlich, berichtet Mikhail Tumasov von der NGO "IREX Europe" (Bildquelle: zvg)
Dieses Bild von sich veröffentliche Alexey nach dem Angriff auf sozialen Medien. Über 200 Kommentare wurden schon hinterlassen, rund 40 Prozent davon seien homophob und feindschaftlich, berichtet Mikhail Tumasov von der NGO „IREX Europe“ (Bildquelle: zvg)

Geglückte Flucht

Nach Einschätzung von Alexey soll der Angreifer ein geübter Kämpfer gewesen sein. «In Russland existieren mehrere Neo-Nazi-Gruppierungen mit professionellen Box-Clubs», so Mikhail. «Wir gehen davon aus, dass es sich beim Täter um das Mitglied einer solchen Vereinigung handelte.» Nach der Attacke rannte Alexey zurück Richtung Kino, wo er von den anderen beiden Männern angegriffen und geschlagen wurde. Er fiel zu Boden, konnte aber wieder aufstehen und weglaufen. «Hinter ihm hatte sich in der Zwischenzeit eine ganze Gruppe Männer versammelt», so Mikhail. Sie hätten dem fliehenden Alexey hinterhergerufen, dass «nur tote Schwuchteln gute Schwuchteln» seien.


Polizei kündigte Untersuchungen an

Nach einer Gesundheitskontrolle im Spital befindet sich Alexey nun wieder zuhause. «Es geht ihm den Umständen entsprechend gut», sagt Mikhail. Alexey sei optimistisch und habe ihm gesagt, dass alles, was einen nicht umbringe, nur stärker mache. Er habe den Vorfall auch der Polizei gemeldet. Diese habe angekündigt, den Angriff zu untersuchen. «Es bleibt abzuwarten, ob die Polizisten ihren Worten auch wirklich Taten folgen lassen.»

In Russland kommt es immer wieder zu homophob motivierten Übergriffen. Vor allem seit dem Erlass des sogenannten Anti-Homo-Propaganda-Gesetzes vor zwei Jahren hat die Gewalt gegenüber LGBTI-Personen zugenommen.



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