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«Brüchiger Waffen­stillstand» zwischen Synodalem Ausschuss und Rom

Ein Grossteil der Katholik*innen fordert derweil weiter, dass sich die Kirche grundlegend ändert

Bischofskonferenz (Symbolbild, Foto: dpa/Friso Gentsch)

Kürzlich führte ein Machtwort des Vatikans dazu, dass die deutschen Bischöfe einen wichtigen Reformschritt zunächst verschoben. Nun haben sie der Zentrale in Rom ein Zugeständnis abgerungen.

Von Christoph Driessen, dpa

Vor zwei Monaten legte der Vatikan noch sein Veto ein (MANNSCHAFT berichtete), doch jetzt haben die katholischen Bischöfe in Deutschland doch noch einen wichtigen Reformschritt vollzogen. Bereits am Montag habe der Ständige Rat der Bischofskonferenz die Satzung des Reformgremiums Synodaler Ausschuss verabschiedet, teilte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, mit. «Die Dinge haben sich von der vergangenen Vollversammlung über das Gespräch in Rom bis jetzt weiter entwickelt», erläuterte Kopp der Deutschen Presse-Agentur.

Der Synodale Ausschuss soll einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem die Bischöfe künftig gemeinsam mit Laienvertretern aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beraten und entscheiden sollen. Der Vatikan hält davon allerdings gar nichts, denn traditionell liegt die Entscheidungsbefugnis in der katholischen Kirche allein bei den Bischöfen. Das ZdK wiederum will auf die Mitbestimmungskompetenz auf keinen Fall verzichten – dies als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Kindesmissbrauch. Dieser wird auch darauf zurückgeführt, dass die kirchliche Macht in den Händen der Priester und Bischöfe konzentriert ist – ohne wirkliche Kontrollinstanzen.


Vor der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe im Februar hatten drei hohe Kurienkardinäle aus Rom die Ratifizierung der Satzung in einem scharfen Brief faktisch verboten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, strich den Punkt von der Tagesordnung. Doch im März fuhr er dann zu Gesprächen nach Rom, und diese Mission hat nun offenbar Früchte abgeworfen.


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Die deutsche Kirche habe sich «vor allem Zeit gekauft», sagte der Theologe Daniel Bogner von der Schweizer Universität Fribourg der dpa. Der Punkt sei, dass die deutschen Bischöfe zugesichert hätten, alle Reformschritte eng mit Rom abzustimmen. Zudem sei klar, dass der Synodale Ausschuss nur ein Vorbereitungsgremium sei und noch nicht etwas Definitives. «Es wurde keine Aussage in der Sache gemacht – also ob es etwa von Rom schlussendlich akzeptiert würde, wenn die deutsche Kirche ihre Strukturen verbindlich und dauerhaft mit Elementen von Gewaltenkontrolle und geteilt wahrgenommener Leitungsverantwortung versieht», sagte Bogner. «Kurzum: Es ist nur ein diplomatischer Teilerfolg, ob diese Etappe aber zu einem substanziellen Schritt nach vorne führen kann, steht weiterhin aus.»


Der Kirchenrechtler Thomas Schüller bewertet es genauso: Bätzings Gespräche in Rom hätten einen «brüchigen Waffenstillstand» zuwege gebracht, sagte der Münsteraner Hochschullehrer – selbst Mitglied des Synodalen Ausschusses – der dpa. «Egal was im Synodalen Ausschuss beschlossen wird, es muss in Rom genehmigt werden. Rom hat also den Daumen drauf. Die Synodalen werden also wie unter Bewährung beraten, ohne zu wissen, ob sie auf römische Huld und Gnade hoffen dürfen.»

Vier konservative Bischöfe scheren aus der gemeinsamen Linie aus und wollen weiterhin nicht im Synodalen Ausschuss mitarbeiten. Das bekräftigten sie in einer gemeinsamen Erklärung auf der Website des Erzbistums Köln. Es handelt sich um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg.

Mit Erleichterung reagierte dagegen das ZdK auf den Schritt der Bischöfe. Damit seien «Unklarheiten ausgeräumt» worden, sagte die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp der dpa. «Wir arbeiten nun gemeinsam weiter auf dem Synodalen Weg. Dies sind wir den Menschen in unserer Kirche auch schuldig.»


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Umfragen zeigen immer wieder, dass eine überwältigende Mehrheit der deutschen Katholiken weitgehende Reformen erwartet. Im vergangenen Jahr belegte dies erneut die sogenannte Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung. Wie Bischof Bätzing bilanzierte:  «Ein überwältigender Anteil von 96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken äussern: „Meine Kirche muss sich grundlegend ändern, wenn sie eine Zukunft haben will.“» Damit meinen sie konkret einen positiven Umgang mit Homosexualität, mehr Mitbestimmung für Laien (Nicht-Kleriker), eine Heiratserlaubnis für Priester und eine stärkere Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche. Bätzing folgert daraus: «Reformen lösen gewiss nicht alle Probleme der katholischen Kirche, aber diese verschärfen sich, wenn Reformen ausbleiben.»

Das Problem der deutschen Bischöfe ist, dass sie jede wichtige Reform mit Rom absprechen müssen. Die katholische Weltkirche mit 1,3 Milliarden Mitgliedern deckt jedoch ein denkbar breites Meinungsspektrum ab. Die Deutschen mit ihrer Forderung nach einer liberalen Öffnung der Kirche gehören dabei zu den Progressiven. Am anderen Ende der Skala stehen ultrakonservative Katholiken etwa aus afrikanischen Ländern, die Homosexualität hart bestraft sehen wollen.

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