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«Verkrustetes System»: Katholische Laien fordern weiter Reformprozess

Unter anderem geht es um Segensfeiern für homosexuelle Paare

Kirche
In der katholischen Christuskirche findet die zweitägige Vollversammlung des ZdK statt (Foto: Bernd Wüstneck)

Anfang April endete der Synodale Weg, der Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland. Und jetzt? Diese Frage stellen sich die katholischen Laien in München.

Nach dem Abschluss des Synodalen Weges pochen katholische Laien auf die Einhaltung der Reformbeschlüsse. «Wir bestehen auf einer Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges in allen deutschen Diözesen», sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Freitag bei der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung in München. «Ich appelliere an die deutschen Bischöfe – an alle – ihrer Verantwortung gerecht zu werden.»

Ihr Stellvertreter Thomas Söding sieht «Quertreiber» unter den Bischöfen. Das ZdK, das den Reformprozess gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) durchgeführt hat, halte sich an die Beschlüsse – «und das erwarten wir auch von den Bischöfen».

Die Synodalversammlung hatte im März nach einem mehr als dreijährigen Prozess vorsichtige Reformen beschlossen – beispielsweise, dass offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare zugelassen und Frauen in sakramentalen Ämtern gestärkt werden sollen (MANNSCHAFT berichtete). Ausserdem soll ein synodaler Ausschuss eingerichtet werden, der vom Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) finanziert werden soll.


«Die Beschlüsse sind nicht weitreichend genug», kritisierte Stetter-Karp am Freitag erneut. Sie sieht eine «Kirche, in der führende Männer ihre Macht zementieren, Entwicklungen verweigern und die Gräben zwischen der Kirche und der Welt weiter vertiefen». Sie zeigte sich enttäuscht über die Absage Roms an eine Taufe durch Laien (MANNSCHAFT berichtete) und betonte, inzwischen sei sie «manchmal vor allem eines: wütend».

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Irme Stetter-Karp (Foto: Bernd Wüstneck)

Erschüttert zeigte sie sich über die Ergebnisse der Missbrauchsstudie im Bistum Freiburg und die Rolle des früheren Erzbischofs Robert Zollitsch. Noch immer lasse die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals zu wünschen übrig. Es klinge «wie Hohn», dass es immer noch Bistümer gebe, die keine Studie zu sexueller Gewalt in Auftrag geben wollen und dass es keine Dunkelfeldstudie gebe, dass es aus ihrer Sicht «kein flächendeckendes Interesse daran gibt, Licht ins Dunkel zu bringen», sagte die ZdK-Präsidentin. «Darüber bin ich wütend und auch erschüttert.»

Stetter-Karp fand in ihrer Rede zum Start der Vollversammlung deutliche Worte. Sie sprach von einem «verkrusteten System» und forderte «eine tiefgreifende Transformation»: «Als absolutistisches Machtsystem muss diese Kirche ein Ende finden.»


Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte die katholische Kirche in seinem Grusswort zum Start der Vollversammlung für ihren Umgang mit dem Missbrauchsskandal. Es habe «einfach viel zu lange» gedauert, bis Verantwortungsträger reagiert hätten, sagte er und bemängelte «zum Teil zu wenig Empathie gegenüber den Betroffenen».

Die Kirche könne nur mit transparenter und entschiedener Aufarbeitung Vertrauen zurückgewinnen, sagte Söder. «Die Kirche hat eine einzigartige moralische Garantenstellung» – und darum gehe man auch zu Recht besonders hart mit ihr ins Gericht.


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Zu den Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche und dem Synodalen Weg wolle er sich – auch als Protestant – nicht detailliert äussern. Er sagte aber, aus seiner Sicht sei «jede Liebe segnenswert». Und «wenn man Autobahnraststätten, Gondeln und Hamster segnen kann», dann solle das auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften gelten.

Die religionspolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag, Gabriele Triebel, warf wiederum Söder mangelnde Empathie vor. Er habe zu lange gebraucht, um eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene einzurichten.


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