NRW: Zwei neue Stolpersteine für schwule NS-Opfer
Erstmals wird in Neuss an die Verurteilung eines schwulen Mannes nach §175 und an seine Ermordung erinnert
Im Dezember werden in Nordrhein-Westfalen zwei neue Stolpersteine verlegt für zwei schwule Männer, die in der NS-Zeit verfolgt, gedemütigt, entrechtet, bestraft und ermordet wurden.
In Neuss am Rhein wird am Samstag, den 11. Dezember vor dem Wohn- und Geschäftshaus in der Friedrichstrasse 27 der Stolperstein für den Handlungsgehilfen Heinz Roosen, Jahrgang 1906, verlegt. Es ist der erste Stolperstein in Neuss, durch den ein schwuler Mann gewürdigt wird und an dessen Verfolgung, Verurteilung nach §175 erinnert und an die Ermordung im KZ Sachsenhausen am 4. Juli 1942, wo er Opfer einer gezielten Mordaktion gegen Homosexuelle wurde.
Wenige Tage danach (14. Dezember) wird in Bochum am Mittag auf dem Platz vor dem Bochumer Schauspielhaus ein Stolperstein verlegt für Dr. Hans Buxbaum (Jg. 1893). Es ist in Bochum der 13. Stein, der einen schwulen Mann würdigt. Hans Buxbaum, dreifach gefährdet in der NS-Zeit als 1. Sozialdemokrat, 2. schwul, 3. jüdisch. Er war bis Januar 1933 stellvertretender Theaterintendant und Regisseur an den vereinigten Bühnen Bochum/Duisburg.
Er wurde 1933 zunächst wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen, erhielt deshalb Berufsverbot an deutschen Theatern. Er wurde 1938 in Hamburg, wo er beim jüdischen Kulturbund vorübergehend noch Anstellung fand, gewarnt, weil eine Verhaftung wegen §175 bevorstand. Daher floh Buxbaum Hals über Kopf nach England, machte dort bei der BBC Radiobeiträge gegen Hitlerdeutschland und analysierte u.a. die Widersprüche in Hitlers Reden.
Nach Ende der Diktatur kam er mit der britischen Militärverwaltung kurzzeitig nach Bochum zurück, fand eine zerstörte Stadt und kein Theater mehr vor. Er starb bereits 1947 in London.
Die unterschiedlichen Lebenswege von Heinz Roosen und Hans Buxbaum hat Jürgen Wenke im Projekt «Stolpersteine für Homosexuelle» erforscht und die Verlegung der Stolpersteine initiiert.
Wenkes Initiative und seinen Recherchen ist es auch zu verdanken, dass im KZ Buchenwald im Vorraum des Krematoriums neben den etwa 50 zum Teil jahrzehntealten Namenstafeln seit Sommer 2012 auch eine erste Tafel an homosexuelle Opfer erinnert (MANNSCHAFT+).
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