Neues Schulkonzept für Vermittlung der NS-Verfolgung Homosexueller
Jährliche Lehrkräfte-Weiterbildung lädt zum Diskurs ein
Die jährliche Lehrkräfte-Fortbildung zu Holocaust und Nationalsozialismus setzt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die Verfolgung von Homosexuellen und wie dieser Themenkomplex in der Schule vermittelt werden kann.
Vom 16. bis 18. November 2023 lädt Österreichs Bildungsagentur OeAD im Rahmen seines Programms erinnern:at zur jährlichen Lehrkräftefortbildung zum Thema Holocaust und Nationalsozialismus in die Urania Wien. Gemeinsam mit dem Zentrum für Queere Geschichte Wien wird der Fokus diesmal auf die Verfolgung und Ermordung Homosexueller während der NS-Zeit sowie der schulischen Vermittlung dieses Themenkomplexes gelegt.
«Der Stand der Forschung und das allgemeine Wissen über die NS-Homosexuellenverfolgung sind auch im Jahre 2023 eher dürftig», konstatieren die Veranstalter*innen in ihrer Mitteilung. Noch immer existieren zu wenig Gedenkorte und ähnliches. Jüngste Forschungen würden unterdessen neue Einblicke geben, die während des dreitägigen Lehrgangs vorgestellt werden sollen.
Zudem gibt es Exkursionen an ausgewählte Orte, wie etwa das im Juni 2023 im Wiener Resselpark eröffnete Denkmal «Arcus». Durch diverse Vorträge soll zudem eine Diskussion mit Vertreter*innen der Bildungsverwaltung und Aktivist*innen angeregt werden, um zu verdeutlichen, dass Ausgrenzung und Diskriminierung von Homosexuellen sowie inter und trans Personen im Europa des 21. Jahrhunderts weiter aktuelle Themen sind, denen sich die Schule annehmen sollte.
«Gerade in Zeiten wie diesen ist ein aktiver Diskurs dazu vor allem unter jungen Menschen und in unseren Schulen wichtig. Unsere Bereitstellung neuer, innovativer Lernmaterialien, basierend auf Video-Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, zielt genau darauf ab und manifestiert unser Engagement für dieses zentrale Thema», wird Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek in der Mitteilung zitiert.
Alle Vorträge und Podiumsgespräche werden live via Zoom übertragen: https://zoom.us/j/96955368498.
Die während der NS-Zeit als homosexuell Verfolgten haben auch nach 1945 Diskriminierung und Verfolgung erfahren müssen. So wurden sie nach der Befreiung nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Gleichgeschlechtliche Handlungen und Beziehungen wurden zudem noch jahrzehntelang kriminalisiert, juristisch verfolgt und gesellschaftlich geächtet. Erst mit der «Kleinen Strafrechtsreform» 1971 wurde das «Totalverbot» homosexueller Handlungen in Österreich aufgehoben. Die queeren Opfer des Nationalsozialismus wurden erst 2005 als solche gesetzlich anerkannt.
Justizministerin Alma Zadić präsentierte am Montag die Details für die Entschädigungszahlungen von homosexuellen Menschen, die in der Vergangenheit zu Unrecht verurteilt wurden. Im Staatsbudget sind dafür bis zu 33 Millionen Euro vorgesehen (MANNSCHAFT berichtete).
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