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Späte Einsicht: Grindr will User schützen

[dropcap]G[/dropcap]emäss eigenen Angaben funktioniert die Dating-App Grindr in 192 Ländern und wird täglich von rund 6 Millionen Menschen genutzt. Nun haben die Verantwortlichen bei Grindr die Distanzanzeige entfernt und zwar in Ländern, in den Homosexuelle strafrechtlich verfolgt werden. Dazu gehören Russland, Nigeria, Saudi Arabien, Simbabwe und Ägypten.

Grindr wurde schon vor einem halben Jahr mehrfach in Onlineartikeln darauf aufmerksam gemacht, dass Schwule und Lesben in bestimmten Ländern mittels Dating-Apps und Triangulation geortet und verhaftet werden können. Gemäss der Website CairoScene sei das auch schon passiert. Gay Egypt warnte die ägyptische Community sogar davor, keine persönliche Informationen und Fotos öffentlich auf Grindr zu posten. «Es erstaunt mich, wie schnell Menschen in Ägypten bereit sind, persönliche Daten preiszugeben – es ist von Grund auf dumm», sagte eine anonyme Quelle zu CairoScene.

Späte Einsicht von Grindr
[quote align=’right‘]«Was mich an dieser Geschichte so massiv stört, ist, dass es über ein halbes Jahr dauerte, bis sich etwas getan hat»[/quote]Trotz viralem Aufschrei schwiegen die Betreiber von Grindr monatelang. Erst Ende August veröffentlichte Grindr ein Statement: Wer wolle, könne die Anzeige der Distanz ja ausschalten, über die das exakte Orten möglich sei. Letzte Woche änderten die Betreiber ihre Meinung und die Entfernung der Distanzanzeige wurde auf ihrer Blogseite angekündigt. «Nichts liegt uns mehr am Herzen als die Sicherheit unserer User und der Grindr Community. Wir werden weiterhin Wege finden, um die Privatsphäre unserer User zu wahren, vor allem in Ländern mit Gesetzgebung, die gegen Homosexuelle gerichtet ist.»


«Was mich an dieser Geschichte so massiv stört, ist, dass es über ein halbes Jahr dauerte, bis sich etwas getan hat», sagt Adrian E. gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Er hatte im Februar den Stein mit einer Email ins Rollen gebracht und seither aktiv Grindr-User auf die Gefahren der Distanzanzeige aufmerksam gemacht. Mit einem Video auf YouTube zeigt er, wie man die Standorte von Grindr-User bis auf das Haus genau bestimmen kann. Bis zu 600’000 User in 3’000 Städten soll er nach eigenen Angaben gewarnt haben. Seine Aktionen sind in einer Timeline festgehalten.

Foto: iStockphoto (Chalabala)


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