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LSVD: «Was geschehen kann, wenn Hass eine Gesellschaft vergiftet»

Der Lesben- und Schwulenverband zum heutigen Holocaust-Gedenktag

Holocaust-Gedenktag LSVD
27.01.2022, Berlin: Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung im Rahmen des Holocaust-Gedenktages, zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, stehen am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Am 27. Januar wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust-Gedenktag begangen. Anlass ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Henny Engels, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), äussert sich dazu in einer Pressemitteilung.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gedenkt der Millionen an Opfern des Nationalsozialismus. Ihr Leben wurde aufgrund von demagogischen Beschwörungen von «Volksfeinden» und «Volksverrätern» rücksichtslos vernichtet, schreibt Henny Engels, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), in einer Pressemitteilung.

«Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus führt uns vor Augen, was geschehen kann, wenn Hass und Hetze eine Gesellschaft vergiften, wenn eine Mehrheit gleichgültig wird gegenüber dem Leben Anderer, wenn sie Ausgrenzung und Entrechtung zulässt und unterstützt. Menschenfeindliche Ideologien wie Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Transfeindlichkeit sind stark miteinander verwoben. Denn sie leugnen, dass alle Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten ausgestattet sind. Auch heute sind Hass und Hetze weiter auf widerlichste Weise präsent. Das zeigt uns: Um Freiheit, Gleichheit und Respekt muss täglich neu gerungen werden.»

«Umso wichtiger ist es, dass die demokratische Erinnerungskultur an die NS-Verbrechen und an deren Opfer gepflegt und kontinuierlich mit Leben gefüllt wird und insbesondere auch heute die noch bestehenden Lücken angegangen werden», sagt Engels weiter. «So blieben die queeren Opfer des Nationalsozialismus über Jahrzehnte aus der Gedenkkultur ausgeschlossen. Daher setzt sich der LSVD seit langem dafür ein, dass eine der jährlichen Gedenkstunden des Bundestages an die Opfer des Nationalsozialismus auch den Menschen gewidmet wird, die während der NS-Herrschaft wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden. Wir sind zuversichtlich, dass dies in der neuen Wahlperiode endlich möglich wird.»


In Deutschland sei Ende des 19. Jahrhunderts die erste organisierte homosexuelle Bürgerrechtsbewegung der Welt entstanden, die auch hinsichtlich trans und Intergeschlechtlichkeit Pionierarbeit leistete. Auch entwickelte sich in den 1920er-Jahren eine blühende urbane Lesbenkultur, die in Europa einmalig war, so Engels. «Der Zivilisationsbruch ab 1933 konnte krasser nicht sein. Im nationalsozialistischen Deutschland fand eine Homosexuellenverfolgung ohne gleichen in der Geschichte statt, die zudem lange nachwirkte. LSBTI blieben auch nach 1945 gesellschaftlich geächtet. Nach dem Ende der NS-Diktatur dauerte es viele Jahrzehnte, bis sie als Grundrechtsträger wahrgenommen und anerkannt wurden.»

Im Rahmen eines stillen Gedenkens fand eine Kranzniederlegung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin statt (MANNSCHAFT berichtete).


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