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++ Alt-Katholisch: Ehe für alle ++ Berlin gegen Homophobie ++

Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer

Anselm Bilgri
Ex-Mönch Anselm Bilgri (R) heiratet seinen Mann Markus nun auch kirchlich (Foto: Uwe Lein/dpa)

Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 30. September 2022.

++ Anselm Bilgri ist kirchlich verheiratet ++

Der frühere Benediktinermönch (68) hat in einer katholischen Kirche seinen Mann geheiratet. Mehr als 120 Gäste verfolgten am Samstag die Zeremonie in der Kirche St. Willibrord in München. Dies wäre in der früheren religiösen Heimat des ehemaligen römisch-katholischen Klerikers nicht möglich gewesen. Doch Bilgri ist inzwischen zu den liberaleren Altkatholiken übergetreten, in der auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten können.

Die kirchliche Trauung sei ihm mit seiner Vergangenheit sehr wichtig gewesen, so Bilgri nach dem Ringwechsel. Gottes Segen habe er sich ganz besonders auch für die Zeit erbeten, in der es vielleicht «manchmal eher abwärts geht als aufwärts». Auch sein Mann sagte, er sei noch nervöser gewesen als vor der standesamtlichen Hochzeit – und fühle sich nun «ganz beseelt und ganz glücklich».

++ Berlin gegen Antisemitismus und Homophobie ++

LGBTIQ
Franziska Giffey (Foto: Sabrina Szameitat/dpa)

Berlin tritt einer weltweiten Städte-Initiative gegen Antisemitismus bei. Die Regierende Bürgermeisterin Giffey (SPD) werde dazu am Mittwoch eine entsprechende Erklärung unterzeichnen, teilte die Senatskanzlei am Freitag mit. Es ist die Initiative «Mayors United Against Antisemitism» (deutsch: «Bürgermeister*innen gemeinsam gegen Antisemitismus»).


«Die Unterstützung der Initiative ist für mich eine Selbstverständlichkeit», erklärte Giffey. «Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit wirken wir in unserer Stadt aktiv entgegen. Das gehört gerade hier in Berlin zu den Lehren unserer Vergangenheit.» Die Erklärung sei auch ein wichtiges Signal an eine Gesellschaft, die sich eindeutig und kraftvoll Antisemitismus entgegenstelle. (dpa).

++ LSVD für Antidiskriminierung ++

Mit dem Aufruf «Diskriminierungsschutz gewährleisten – die Schutzlücke schliessen» hat im März 2021 ein breites gesellschaftliches Bündnis u.a. von Vereinen, Gewerkschaften,  Religionsgemeinschaften bestehende Lücken im Bereich des öffentlichen Rechts kritisiert und ein Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) für Baden-Württemberg gefordert. Ein LADG würde laut LSVD Baden-Württemberg auch in öffentlichen Stellen – vom Bildungsbereich über Behörden bis hin zur Landespolizei – denselben Diskriminierungsschutz gewährleisten, der bereits im Arbeits- und Zivilrecht besteht. Mit einem Positionspapier fordert der LSVD nun von der Landesregierung, den Koalitionsvertrag in dieser Hinsicht vollumfänglich umzusetzen.

Ein gut ausgearbeitetes LADG wäre ein Meilenstein für Baden-Württemberg. Um einen umfassenden Diskriminierungsschutz zu gewährleisten, brauche es weitergehende Massnahmen. «Wir wünschen uns ein Land, in dem Diskriminierung proaktiv entgegengewirkt wird, in dem Menschen, die diskriminiert werden, auf eine starke Landesgesetzgebung vertrauen und sichere Strukturen vorfinden können, die sie bei der Rechtsdurchsetzung wirkungsvoll unterstützen.» Allen Menschen müsse im Rahmen des LADG der gleiche Diskriminierungsschutz gewährleistet werden, der bereits im Arbeits- und Zivilrecht vorhanden sei.


++ Studierende können Geschlechtseintrag bestimmen ++

Studierende an der Frankfurter Goethe-Universität können auf ihren Abschlusszeugnissen und Urkunden ihr jeweils selbst bestimmtes Geschlecht eintragen lassen. Das gleiche gelte für den selbst bestimmten Vornamen, teilte die Universität am Mittwoch mit. Die Hochschule sieht darin einen wichtigen Schritt zur Gleichbehandlung.

Es reiche nun aus, ein entsprechendes Formular mit einem Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität vorzulegen. Zuvor war ein Eintrag dieser Angaben etwa von trans Personen nur bei hochschulinternen Dokumenten möglich.

++ Gedenken an Messer-Mord von Dresden ++

Die Opferbeauftragten des Bundes sowie Sachsen und Nordrhein-Westfalen haben an die Messerattacke auf ein schwules Touristenpaar 2020 erinnert und sie als «brutale und sinnlose Tat» verurteilt. Das islamistische Attentat habe «unermessliches Leid verursacht», sagte der Beauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, laut Mitteilung vom Montag. Jahrestage solcher Ereignisse seien für Betroffenen oft besonders schmerzhaft. Auch deshalb sei das Gedenken wichtig. Menschen, die «stellvertretend für unsere offene, vielfältige und freie Gesellschaft getroffen wurden», seien nicht allein.

Neben Prävention, Deradikalisierung und einer effektiven Gefahrenabwehr sowie der Bekämpfung von Extremismus und terroristischer Gewalt «rücken wir die Situation der Opfer und Betroffenen in den Fokus», ergänzte seine sächsische Kollegin Kloppich. «Uns ist es wichtig, ihre Interessen entschieden zu vertreten.» Es gehe auch darum zu zeigen, «dass die Tat nicht vergessen ist und wird», sagte Auchter-Mainz, Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen.

++ Besserer Schutz für queere Geflüchtete ++

Anträge von queeren Flüchtlingen dürfen künftig nicht mehr mit der Begründung abgelehnt werden, diese könnten ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität im Herkunftsland verbergen und dadurch einer Verfolgung entgehen. Eine entsprechende Dienstanweisung an die Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) tritt an diesem Samstag (1. Oktober) in Kraft, wie das Bundesinnenministerium am Freitag mitteilte.

«Wir wollen queere Geflüchtete besser schützen», betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Niemand dürfe sich gezwungen fühlen, ein gefährliches Doppelleben zu führen. «Niemand darf sich unter Druck gesetzt sehen, die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu verbergen, um Strafen und Repressionen zu entgehen», sagte die Ministerin. Mit der neuen Dienstanweisung werde eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt.

++ 1310 Homopaare in Sachsen-Anhalt geheiratet ++

Seit 2017 haben in Sachsen-Anhalt 1310 gleichgeschlechtliche Paare den Bund fürs Leben geschlossen. Dabei gaben sich 745 Frauen- und 565 Männerpaare das Ja-Wort, wie das Statistische Landesamt in Halle (Saale) am Freitag mitteilte. Darin enthalten ist die Umwandlung von 463 Eingetragenen Lebenspartnerschaften in eine Ehe. Die Möglichkeit der gleichgeschlechtlichen Eheschliessung gibt es seit dem 1. Oktober 2017 (MANNSCHAFT berichtete).

Im 1. Halbjahr 2022 heirateten nach vorläufigen Angaben 103 gleichgeschlechtliche Paare – 60 weibliche und 43 männliche. In 7 Fällen wurde eine bereits bestehende Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt.

++ Verdienstorden für Thüringerin ++

Insgesamt wurden elf Frauen und neun Männer aus ganz Deutschland zum Tag der Deutschen Einheit mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Die Ausgewählten würden in herausragender Weise dazu beitragen, «Brücken zwischen Ländern, zwischen Menschen» zu bauen, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag in Schloss Bellevue in Berlin. «Sie alle sind der schönste Beweis, dass Menschen gemeinsam etwas verändern können, dass wir die Welt von Morgen mitgestalten können, um sie zu einem besseren, einem gerechteren Ort machen zu können.»

Die ehemalige Streetworkerin und Sozialpädagogin Kathrin Schuchardt aus Weimar sei eine der «bekanntesten Aktivistinnen für ein weltoffenes, buntes Weimar». Hier unterstütze die Mitgründerin des «Vereins für Vielfalt in Sport und Gesellschaft» etwa auch ehrenamtlich die queere Community.  Der Verdienstorden wird in acht Stufen verliehen. Die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande gelten dabei generell als Erstauszeichnung. (dpa)


Julian Isaac

New Queer Cinema: Goslarer Kaiserring für Filmemacher Isaac Julien

Ahmad Hacham Hamdi Abu Marakhia

Palästinenser (25) in Hebron enthauptet – weil er offen schwul war