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Kein Verbot von «Konversions­therapien» – Grüne kritisieren ÖVP

Sie werfen dem grossen Koalitionspartner «Blockade» vor

Verbot von Konversionstherapien
(Symbolbild: Unsplash)

Jeder Mensch hat Recht auf den Schutz der eigenen sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, sagen die Grünen und fordern ein transinklusives Verbot von «Konversionstherapien».

Seit Monaten laufen die Verhandlungen zum Verbot der Konversionstherapie auf Regierungsebene. Bei Konversionstherapien handelt es sich laut Grünen um «rechts-reaktionäre medizinische und andere Interventionen», die darauf abzielen, die sexuelle Identität oder selbst empfundene Identität einer Person gezielt zu verändern oder zu unterdrücken. Diese Konversionstherapien kommen besonders häufig bei queeren Jugendlichen zum Einsatz.


In Neuseeland schliesst eine Schule nach dem Verbot von «Konversions­massnahmen». Die zuständige Bildungsministerin zeigt sich unbeeindruckt.


Seit 10 Monaten liege ein transinklusiver Vorschlag der Grünen bei der ÖVP, diese habe aber nun einen eigenen Antrag eingebracht. «Der heutige Vorschlag der ÖVP hätte inter und trans Personen ausgeschlossen. Das, obwohl gerade diese beiden Gruppen besonders gefährdet sind, von Konversionstherapien betroffen zu sein», sagt Katharina Schöll, Sprecherin der Grünen Andersrum Wien.


Die ÖVP verwendet einen Vorwand, um eine sachliche Lösung beim Verbot zu verhindern. Sie wollen ausschliesslich die sexuelle Orientierung, nicht aber die Geschlechtsidentität vor Konversionstherapien schützen. «Die ÖVP zeigt wieder ihr wahres Gesicht. Anstatt an Lösungen zu arbeiten, die alle queeren Jugendlichen schützt, spaltet sie lieber mitten in die Community hinein. Wir lassen uns aber nicht spalten. Vor allem nicht im Pride Month!»

«Konversionstherapien‘ sind wissenschaftlich nicht begründbare und medizinisch nicht indizierte Eingriffe in die Selbstbestimmung von jungen Menschen mit schwerwiegenden negativen Folgen für deren Entwicklung. Deshalb setzen wir uns mit unserer gesamten Kraft für ein Verbot dieser Praktiken ein», sagt Agnes Prammer, Justizsprecherin der Grünen, zur «Blockade» der ÖVP für einen umfassenden Schutz vor «Konversionstherapien».

«Es ist uns wichtig, dass weder die sexuelle Orientierung noch die Geschlechtsidentität Gegenstand solcher Pseudo-‹Behandlungen› sind. Würde man hier differenzieren und das Verbot nur auf die sexuelle Orientierung beschränken – wie es die ÖVP möchte – hätte dies zur Folge, dass trans und inter Personen dieser Tortur weiter ungeschützt ausgeliefert sind. Dafür sind wir Grüne nicht zu haben», betont Prammer.


Auch die HOSI Wien und Queer Base sind strikt gegen das Modell der ÖVP. «Dass ausgerechnet trans und inter Menschen nicht vor Quacksalbern und Pseudotherapien geschützt werden sollen, ist völlig unverständlich», sagt Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien. «Was will die ÖVP denn damit sagen? Dass es nicht so schlimm ist, wenn trans und intergeschlechtliche Menschen in Depression und schlimmstenfalls Suizid getrieben werden, aber bei anderen schon? Das wollen wir doch nicht hoffen.»

Victor Madrigal-Borloz verglich kürzlich erzwungene Konversionstherapien mit Foltermethoden. Der UNO-Experte für Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität fordert ein weltweites Verbot (MANNSCHAFT berichtete).


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