Kanton Bern will «Konversionstherapien» verbieten
Hoffnung: Der Bund zieht nach
Der Grosse Rat des Kantons Bern hat an diesem Mittwoch eine Motion angenommen, die ein Verbot sogenannter «Konversionstherapien» fordert. Sie wurde von «Network – Gay Leadership» initiiert und ist politisch breit abgestützt.
Mit diesen schädlichen Massnahmen wurde bisher versucht, Menschen mit einer homosexuellen Veranlagung zu heterosexuellen Menschen «umzupolen». Der bernische Grosse Rat nahm die Motion für ein Verbot von Konversionsmassnahmen mit 90 Ja, 54 Nein und 3 Enthaltungen an. Nun ist der Bund gefordert, eine schweizweite Lösung umzusetzen.
Während homosexuelle Paare ihre Partnerschaft auf nationaler Ebene erst im Jahr 2007 eingetragen konnten, war dies im Kanton Zürich schon ab 2003 möglich. Es komme immer wieder vor, dass Kantone bezüglich neuer Gesetze vorangehen und der Bund nachziehe, heisst es in einer Pressemitteilung von Mittwoch. Dasselbe erhofft sich «Network – Gay Leadership» dem Schweizer Verein schwuler Führungskräfte sowie andere LGBTIQ-Organisationen nun auch mit dem Verbot von Konversionsmassnahmen.
Genf, die Waadt, Luzern oder Basel Stadt haben auch entsprechende Vorstösse angenommen (MANNSCHAFT berichtete). Nun hat auch der Grosse Rat des Kantons Bern einer entsprechenden Motion zugestimmt. Sie wurde von Network zusammen mit Anna-Magdalena Linder (Grüne) und Barbara Stucki (GLP) initiiert. Der Regierungsrat des Kantons Bern muss nun ein entsprechendes Gesetz ausarbeiten.
Auch viele Europäische Länder haben bereits ein Verbot von «Konversionsmassnahmen», darunter Frankreich und Deutschland (MANNSCHAFT berichtete). Die Schweiz drohe «zu einer Insel zu werden», in der solche Praktiken noch ausgeführt werden dürfen. Network fordert deshalb nun eine rasche nationale Umsetzung eines Verbots. Hierzu wurde am 3. Oktober 2021 im Nationalrat drei parlamentarische Initiativen von Angelo Barrile, Mitglied der Politischen Kommission von Network, Sarah Wyss und Katja Christ zum Verbot der Massnahmen auf Bundesebene eingereicht.
Sogenannte «Konversionsmassnahmen» erfolgen jeweils in der falschen Annahme, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handle, die man «heilen» könnte. Die WHO hat dies klar verneint und deshalb Homosexualität bereits 1990 aus der Liste der Krankheiten gestrichen. Homosexuelle Menschen sind nicht krank und können daher per se nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung «behandelt» werden. Versuche selbsternannter «Therapeut*innen», auf die sexuelle Entwicklung der Betroffenen durch sog. «Konversionsmassnahmen» Einfluss zu nehmen, sind aus fachlicher Sicht schädlich und führen häufig zu schweren psychischen Traumatisierungen mit teilweise lebenslangen Folgen.
Schwarzer Rauch und Dämonen – So arbeiten die «Homoheiler». Als junge Menschen haben sich Mike und Bastian in «Konversionstherapien» begeben (MANNSCHAFT+).
Das könnte dich auch interessieren
Niedersachsen
Inklusiv und ordentlich voll: CSD in Oldenburg
Annähernd 15'000 Menschen zogen am Samstag beim Pride-March durch Oldenburg. Eine freikirchliche Organisation konnte nur eine Handvoll Menschen zum Protest mobilisieren.
Von Stephan Bischoff
Pride
Deutschland
Religion
News
TIN
Deutschland
CSDs am Samstag: Hier mit Gegendemo, dort mit Polizeipräsident
Trotz Anfeindungen zieht der zweite CSD durch Eberswalde. Sorgen aber bleiben. Auch der Polizeipräsident ist vor Ort.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Kommentar
Ist die Party vorbei? Rückzug grosser Firmen als Chance für den CSD
Warum der CSD wieder politisch werden muss und wir uns an die eigene Nase fassen müssen. Ein Kommentar
Von Robin Schmerer
Pride
Queerfeindlichkeit
Berlin
Senatorin lag Lehrerbrief über homofeindliches Mobbing doch früher vor
Wann hat der Bildungssenatorin der Beschwerdebrief eines homosexuellen Lehrers an sie vorgelegen? Erst im Mai oder schon im Dezember?
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Religion
Schwul
News