Hamburg International Queer Film Festival mit Fokus Ukraine
Es geht um den Kampf um Handlungsfähigkeit und das Leben selbst
Das Hamburg International Queer Film Festival findet dieses Jahr unter dem Motto «Nichts über uns ohne uns – ukrainische queere Filme» statt.
Ab dem 2. Dezember beginnt das diesjährige Hamburg International Queer Film Festival mit dem Fokus auf ukrainische Queerness, das von Bohdan Zhuk kuratiert wurde. Gezeigt werden sechs Filme mit einer Gesamtdauer von 91 Minuten, die unterschiedliche Lebenswelten in der Ukraine wiederspiegeln.
«Dieses Programm repräsentiert neue queere ukrainische Stimmen, die das Potenzial haben, eine wichtige Kraft in der ukrainischen und internationalen Filmwelt zu werden», erklärt Zhuk in einer Mitteilung. «Da die meisten Filmproduktionen durch den Krieg zum Stillstand gekommen sind, ist die Zukunft ungewiss und sie brauchen Unterstützung, damit ihre Stimmen nicht verstummen.» (MANNSCHAFT berichtete über Schauspieler Sasha Ivanov)
Zhuk eröffnet das Festival am Freitag um 21.15 Uhr im Metropolis Kino Hamburg, bevor im Anschluss die Kurzfilme gezeigt werden. Auch Schauspieler*innen und Regisseur*innen der ausgesuchten Filme werden vor Ort sein.
Das Programm wird eingeleitet von von Regisseurin Zhanna Ozirnas «Kittens», worin zwei Frauen in einer alten Lemberger Wohnung über ihre gemeinsame Zukunft sprechen, wobei Träume mit gesellschaftlichen Normen und Bräuchen kollidieren. Weiter gibt es Yura Katynskiys Kurzfilm «Aftertaste», «The Woonderful Years» von Svitlana Shymko und Halyna Yarmanova, Nastya Kanarevas Dokumentarfilm «Goodsbey Sveta», «Chacho» von Vitaliy Havura und Oksana Kazminas «The Secret, the Girl and the Boy» zu sehen.
Das ukrainische queere Kino habe keine lange Geschichte, wie Zhuk betont. In den wenigen ukrainischen Filmen aus der Sowjet-Ära, die gedreht werden durften und nicht jahrzehntelang von der strengen Zensur unterdrückt wurden, fänden sich allenfalls subtile Andeutungen oder Untertöne von Queerness oder überhaupt von Sexualität.
Jegliche Manifestation von «Andersartigkeit» seien im imperialistischen Unterdrückungsapparat kaum vorstellbar. Dasselbe Narrativ ziehe sich durch die aktuelle kolonialistische Politik Russlands gegenüber der Ukraine (MANNSCHAFT berichtete). Deshalb gäbe es Parallelen zwischen der ukrainischen Queerness und der ukrainischen Identität im weiteren Sinne, da es in beiden Fällen um den Kampf um Handlungsfähigkeit und das Leben selbst gehe.
Das Hamburg International Queer Film Festival (bis 2021 Lesbisch Schwule Filmtage) wurde 1989 von queeren Student*innen der Universität Hamburg ins Leben gerufen und hat sich seither zu Deutschlands ältestem und grösstem queerem Filmfestival entwickelt.
Anspruch der Filmtage sei es, dem Publikum «vielfältige und aktuelle internationale Filmproduktionen» zu zeigen und ein Forum «für eine gesellschaftlich engagierte, diskussionswürdige und anspruchsvolle Filmkultur» zu bieten, wie die Organisator*innen auf ihrer Homepage sagen.
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