«Wir stehen unter Beschuss!» Neue Gewalt gegen Berliner Queers

tipsy bear berlin
Tipsy Bear Bar (Bild: Kriss Rudolph/MANNSCHAFT)

Es gab an diesem Wochenende mehrere queerfeindliche Vorfälle in Berlin, in Prenzlauer Berg und in Schöneberg.

Die Polzei berichtet über mehrere queerfeindliche Straftaten in der Nacht zum Samstag im Zusammenhang mit der Tipsy Bear Bar in Prenzlauer Berg . Nach derzeitigem Kenntnisstand soll gegen 1:45 Uhr eine sieben- bis achtköpfige Personengruppe an dem Lokal an der Eberswalder Strasse erschienen sein. Ein 17-Jähriger aus der Gruppe soll eine Regenbogenfahne vor dem Lokal aus der Halterung genommen und sie in einen Mülleimer geworfen haben. Ein junger Mann aus der Gruppe habe sich mit einem Baseballschläger in der Hand in Richtung des Lokals gewandt, sei aber geflüchtet, als die Polizei nahte.

Die Einsatzkräfte konnten einen 19-Jährigen aus der Gruppe in der Nähe ausmachen. Bei der Klärung des Sachverhalts beleidigte der junge Mann den Barbetreiber homophob. Beide Tatverdächtige wurden nach Feststellung ihrer Personalien entlassen, der 19-Jährige erhielt einen Platzverweis. Die weiteren Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin übernommen.

Der Queer-Beauftragte von Berlin, Alfonso Pantisano, berichtet von «Schlägertrupps samt Baseballschläger».

Der SPD-Politiker weist noch auf einen weiteren Vorfall hin: Der Betreiber des Romeo & Romeo im Regenbogenkiez wurde vor seinem Laden angegriffen

Am Samstagabend habe ein Mann mit Beleidigungen um sich geworfen und dann eine Bierflasche mit voller Wucht auf Hinterkopf des Angegriffenen geschlagen. Die Flasche zerbrach auf seinem Kopf.

Laut Polizei sassen gegen 22:30 Uhr drei Männer im Alter von 28, 56 und 58 Jahren an einem Tisch vor dem Café in der Motzstrasse, als ein 23-Jähriger an den Tisch herangetreten und die Männer angesprochen haben soll. Im weiteren Verlauf baten die drei Männer den jungen Mann, sich vom Tisch zu entfernen. Plötzlich habe der 23-Jährige die Männer beleidigt, woraufhin sie ihn erneut aufforderten zu gehen. Der Aufforderung kam der Tatverdächtige zunächst nach, kam dann aber zurück und soll dem 56-Jährigen eine Bierflasche gegen den Kopf geschlagen haben. Anschliessend flüchtete der mutmassliche Angreifer.

Zeugen und der Geschädigte folgten ihm, hielten ihn fest und übergaben ihn hinzugerufenen Polizeikräften, die den Mann festnahmen. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens wurde der Tatverdächtige in ein Krankenhaus mit einer psychiatrischen Abteilung gebracht und einer Ärztin vorgestellt. Der Verletzte, der ein Hämatom erlitten hatte und über Kopfschmerzen klagte, wurde von Rettungskräften zur ambulanten Behandlung in eine Klinik gebracht.

Ralph Ehrlich, ebenfalls SPD, berichtet bei Facebook: «Zum Glück hat Ufuk Erol den Angriff auf ihn mit einer Bierflasche gut überstanden. Ausser natürlich den immensen Schmerz den so ein Überfall in der Seele macht.»

René Powilleit, Landeschef der LSU Berlin, schlägt nun Alarm. «Wir stehen unter Beschuss. Jeden Tag - zu jeder Zeit», schreibt er in einer Pressemitteilung. «Die gewalttätigen Übergriffe der letzten Tage rund um die Tipsy Bear Berlin und das Romeo und Romeo sind nicht nur Angriffe auf eine Location oder eine Person. Das sind Angriffe auf unser vielfältiges Leben, auf Freiheit auf Würde.»

«Der gruppenbezogene Hass wächst, befeuert von rechts und links, von Verschwörungserzählungen, von religiös-fundamentalistischen Gruppen, von gezielter Hetze.»

René Powilleit (LSU)

Polliweit weiter: «Berlin – unsere Stadt – driftet. Der gruppenbezogene Hass wächst, befeuert von rechts und links, von Verschwörungserzählungen, von religiös-fundamentalistischen Gruppen, von gezielter Hetze. Und er bleibt nicht im Netz. Er kommt auf unsere Strassen, vor unsere Bars, an unsere Haustüren. Während man über Symbolpolitik in Form von Flaggen auf dem Reichstag diskutiert (MANNSCHAFT berichtete), werden Menschen brutal angegriffen, bedroht, und eingeschüchtert.»

Der Schutz von Menschen und deren Locations durch die Polizei sei leider unvermeidbar. «Wir fordern die Bezirksverordnetenversammlungen und die Landesregierung auf, alles zu tun, damit LGBTIQ Menschen keine Angst in unserer Stadt haben müssen.»

Zudem müsse die «Landesstrategie für queere Sicherheit und gegen Queerfeindlichkeit» sofort in die Ressortabstimmung. Wer nach Ausreden suche oder den Prozess verzögere, spiele mit der Sicherheit und der körperlichen und seelischen Unversehrtheit von Menschen. «Es geht vor allem nicht mehr darum, dass man nicht wegschaut. Die Frage ist, wie lange man noch zuschaut!»

Terrorpläne bei Swift-Konzert: Ein junger mutmasslicher Helfer angeklagt. Er soll u. a. Bombenbauanleitung aus dem Arabischen übersetzt haben (MANNSCHAFT berichtete).

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