Candy Licious: «Mit Bildung und Dialog das Problem Diskriminierung angehen»
Taxi 40100 kooperiert mit der Dragqueen
Vor drei Monaten machte die Wiener Dragqueen Candy Licious Diskriminierung durch Taxifahrer öffentlich (MANNSCHAFT berichtete). Nun soll sie in der Branche für mehr Sensibilität sorgen.
Sieben Mal wurde Candy Licious an einem Abend von Taxifahrern abgelehnt. Es war für die Künstlerin und Aktivistin nicht das erste Mal. Aber solche Vorfälle sollen bald der Vergangenheit angehören.
«Alle Menschen haben Wertschätzung verdient, ganz gleich wer sie sind oder was sie sein möchten», so Candy Licious. Und bei Taxi 40100 sieht man das ebenso. „Bei uns sind Taxilenker*innen aus über 20 Nationen tätig», sagt Eveline Hruza, Generalsekretärin der Taxivermittlung. Daher machen Candy Licious und Taxi 40100 nun gemeinsame Sache. «Es freut mich, dass ich für die Schulungsunterlagen der Taxischule von Taxi 40100 einen Beitrag zum Thema Diversität leisten kann», so Candy Licious.
In Taxischulen würden üblicherweise Themen wie Ortskunde, Tarif, die Betriebsordnung, die Strassenverkehrsordnung, das Kraftfahrgesetz und Arbeitsrecht unterrichtet. Themen wie Kommunikation, Deeskalationsstrategien und Diversität hingegen wurden bisher vernachlässigt, darum erweitere man die Schulungsunterlagen, so Hruza.
Derzeit werden die neuen Themengebiete in die Unterlagen eingearbeitet. Ab Spätherbst fliessen die wichtigsten Eckpunkte in den Unterricht der Taxischule von Taxi 40100 ein.
«Derzeit fertige ich einen 3-seitigen Text an, in dem ich mich vorstelle, darauf eingehe, dass es mir schon einige Male passiert ist, dass ich mit meinen Outfits als Dragqueen aus Gründen, die ich nicht genau weiss, von Taxis unterschiedlicher Unternehmen nicht mitgenommen wurde», erklärt Candy Licious gegenüber MANNSCHAFT. «Ich werde davon berichten, dass ich bereits einmal von einem Taxi rausgeschmissen wurde und auch, dass mir Dragkolleg*innen das immer wieder gesagt haben.»
Es soll darum gehen: «Was ist Diskriminierung, welche Merkmale können bei Menschen diskriminiert werden. Ich werde weiter auf das Gleichbehandlungsgesetz eingehen und warum wir nur als Gemeinschaft Vorurteile und Diskriminierung abbauen können mit dem Ziel, dass ich einfach eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte und Dienstleister eigentlich nicht nach sexueller Orientierung oder Geschlecht urteilen sollten bzw. dürfen.»
Die Unterlagen der Taxi-Schule werden also mit dem Input der Dragqueen ergänzt und überarbeitet. «Dies ist ein Novum, dass eine Dragqueen bzw. Eine queere Person über Diskriminierung in den Unterlagen für Taxifahrer*innen, in denen sonst Ortskunde und andere für Taxifahrer*innen relevante Infos stehen, Inhalt bekommt», sagt die Dragqueen stolz, die im vergangenen Jahr das Queeros-Voting der MANNSCHAFT für Österreich für sich entschieden hat (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich freue mich, dass es diese Kooperation gibt», so Candy Licious gegenüber MANNSCHAFT. «Ich bin Aktivist und auch wenn ich im letzen Jahr viel Diskriminierung erfahren habe, möchte ich mit Bildung und dem Dialog das Problem angehen – und nicht Zahn um Zahn.»
Im Jahr 1971 wurde in Österreich das Totalverbot gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte unter SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky aufgehoben (MANNSCHAFT berichtete).
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