«Bisexuell ist keine Unentschlossenheit» – Kennst du diese Promis?
Von Politiker*innen über Rockstars bis Hollywood-Ikonen
Bisexualität ist in der Gesellschaft oft unsichtbar. Zeit, das zu ändern. Diese acht bekannten Persönlichkeiten sind bisexuell.
#1 Billie Joe Armstrong Sohn eines Fernfahrers und einer Kellnerin. Mit seiner Schulband erreichte Billie Joe Armstrong weltweit Bekanntheit. Anfangs nannten sie sich The Sweet Children, später dann Green Day. Ihr drittes Album Dookie liess sie weltweit durchstarten. Seitdem: ausverkaufte Tourneen und Platin-Schallplatten.
#2 Mariette Lydis Mariette Lydis wurde 1887 in Baden, Österreich geboren und starb 83 Jahre später in Buenos Aires, Argentinien. Dazwischen liegt ein Leben mit drei Ehen, einigen Affären und einer künstlerischen Karriere. Sie war Illustratorin, Malerin und offen bisexuell.
Lydis ist vor allem für Illustrationen bekannt, die lesbische und bisexuelle Beziehungen zeigen. Zu ihrer Zeit ungewöhnlich und unverstanden. Kritiker*innen bezeichneten ihre Arbeiten deshalb als pervers. Heute befinden sich ihre Werke in den Sammlungen des Victoria and Albert Museum in London und des Fogg Art Museum an der Harvard Universität.
#3 Emilia Fester «Es ist keine Phase, es ist eine Identität!». Mit diesen Worten outete sich Emilia Fester vor zwei Jahren auf Instagram (MANNSCHAFT berichtete). Damit war sie die zweite offen bisexuelle Bundestagsabgeordnete nach Grünen-Chefin Ricarda Lang.
Fester studiert und arbeitet als Regieassistentin im Kinder- und Jugendtheater. Seit 2016 ist sie Parteimitglied der Grünen. Seit 2021 sitzt sie im Bundestag – mit nur 24 Jahren war sie die jüngste Abgeordnete der 20. Legislaturperiode. Ihr politischer Antrieb sei das Schaffen von Gerechtigkeit, schreibt Fester auf ihrer Website. Auch was ihre Sexualität angeht. , so Fester.
#4 Fritz Klein Fritz Klein wurde 1932 in Wien geboren. Seine Familie floh vor Krieg und Antisemitismus nach Kalifornien. So spielte sich Kleins Leben zwischen den USA und Europa ab. Er studierte Medizin in Bern und machte seinen Abschluss in New York. Dort gründete er 1974 eine Selbsthilfegruppe für Bisexuelle.
Klein selbst war bisexuell und gilt als Wegbereiter des bisexuellen Aktivismus. Seine wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich vorrangig mit Bisexualität. Ende der 1980er gründete er das Journal of Bisexuality, eine regelmässig erscheinende Fachzeitschrift. Zudem schuf er zwei Internetforen, in denen bisexuelle Menschen in den Diskurs treten konnten.
1998 gründete er das American Institute of Bisexuality und unterstützte dieses bis zu seinem Tode im Jahr 2006.
#5 Daniela Ryf Daniela Ryf blickt auf eine aussergewöhnliche Sport-Karriere zurück. Teilnahme bei den Olympischen Spielen, fünfmalige Siegerin der Ironman World Championship, achtmalige Siegerin des Ironman 70.3 Switzerland. Nach zwei Jahrzehnten Spitzensport soll in diesem Jahr Schluss sein. Ob damit auch ein Teil ihrer Identität verloren geht? Ryf verneint das. «Ich hatte wirklich das Glück, dass ich mich nie durch meinen Sport identifiziert habe. Ich glaube auch nicht, dass mir langweilig wird. Und wenn, dann suche ich eben ein neues Hobby. Es gibt noch vieles zu entdecken.»
Die eigene Sexualität zum Beispiel. Ryf ist bisexuell – oder doch pan? «Ob pansexuell, bisexuell – für mich sind diese Labels nicht so wichtig.» Gerade ist sie in einer festen Beziehung mit einer Frau. Ihr öffentliches Coming-out hatte Ryf vor drei Jahren. «Es ist wichtig, auszusprechen, wofür man offen ist. Wie sonst soll das mein Gegenüber wissen?», sagt sie Watson. «Ich will mich nicht verstecken müssen. Gleichzeitig will ich es nicht an die grosse Glocke hängen. Meine Botschaft ist: Es sollte normal sein.»
#6 Marielle Franco Marielle Franco war Soziologin und Stadträtin im brasilianischen Rio de Janeiro. Dort wurde sie 1979 geboren. Sie stammte aus dem Armenviertel Maré. Aufgrund ihrer Herkunft setzte sie sich politisch Zeit ihres Lebens für die Rechte der ärmeren Bevölkerung ein. Sie kämpfte für einen neuen Umgang mit Armut und für das Recht auf Abtreibung. Sie prangerte Polizeigewalt in den Favelas an.
Franco war offen bisexuell, schwaz, feministisch und anti-kapitalistisch. Sie lebte in einer Beziehung mit einer Frau und war Mutter einer Tochter. Sie war divers und sprach viele Brasilianer*innen an. 2016 wurde sie bei den Kommunalwahlen als erste schwarze, queere Frau in den Stadtrat gewählt, so Amnesty International. Ihr Aktivismus schien anderen jedoch ein Dorn im Auge. Am 14. März 2018 wurde ein Attentat auf sie ausgeübt. Erst vor kurzem kam es zu einer Anklage – sechs Jahre sind seit ihrem Tod bereits vergangen (MANNSCHAFT berichtete).
#7 Gottfried von Cramm Gottfried von Cramm wurde 1909 im deutschen Nettlingen geboren. Sein attraktives Äusseres und sein Können beim Tennis machten ihn zu einem der populärsten Sportlern seiner Zeit. Er war ein unangepasster Einzelgänger, der seine Bisexualität offen auslebte. Er führte eine offene Ehe mit seiner Frau Lisa. Beide gingen gleichgeschlechtliche Beziehungen ein. Dies sollte Cramm zum Verhängnis werden. Die Nazis verurteilten ihn wegen einer homoerotischen Beziehung zu einer Haftstrafe. Anschliessend wurde er von allen internationalen Tennis-Turnieren ausgeschlossen: das Ende seiner Sport-Karriere. Auch nach dem Krieg konnte er nicht mehr an seine Glanzzeiten anknüpfen.
Über die Jahre wurde aus dem Tennisspieler Cramm der Geschäftsmann Cramm, der eine zweite Ehe mit der millionenschweren Woolworth-Erbin Barbara Hutton einging. Cramm starb mit 67 Jahren bei einem Autounfall in Ägypten. Seine Biographie erschien 2021. Der Titel: Der schöne Deutsche. Das Leben des Gottfried von Cramm.
#8 Marlene Dietrich Geboren 1901 in Berlin-Schöneberg, gestorben 1992 in Paris. Die Dietrich war Schauspielerin, Stilikone und Trägerin der amerikanischen Freiheitsmedaille. Die Hauptrolle im Film «Der blaue Engel» liess sie zur Berühmtheit aufsteigen und öffnete ihr die Türen zu Hollywood. Dort festigte sie mit weiteren Filmklassikern ihren Platz als erste deutsche Filmikone, wurde sogar für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Sie trug Hosenanzüge und Krawatten, küsste Frauen und war offen bisexuell.
Während des Zweiten Weltkrieges weigerte sich Dietrich, die nationalsozialistische Propaganda zu unterstützen. Stattdessen nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an und sang für die verwundeten Alliierten im Lazarett. Nach dem Krieg stand sie vor allem als Sängerin auf den Bühnen der Welt. Doch die Alkoholsucht machte ihr zu schaffen. Ende 1975 stürzte sie von der Bühne in den Orchestergraben und brach sich den linken Oberschenkel. Sie sollte nie wieder richtig gehen können. Nach dem Unfall lebte sie zurückgezogen in Paris. In ihren letzten Jahren soll sie ihre Wohnung kaum noch verlassen haben, schrieb ihre Tochter im Buch «Meine Mutter Marlene».
Die queere Regisseurin Erica Tremblay mit indigenen Wurzeln spricht über ihren Werdegang und über die Entwicklung der Hollywood-Industrie, die bis vor zehn Jahren noch behauptete, Native Americans hätten vom Filmemachen keine Ahnung und könnten weder schreiben noch spielen (MANNSCHAFT+).
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