«Uns wundert schon, mit welchem Hass uns einige überschütten»
Zirkus Charles Knie hatte in Bielefeld die Pride-Flagge gehisst
Während des CSD Berlin soll keine Regenbogenfahne auf dem Reichstag wehen, weil dieser laut Kanzler Merz kein Zirkuszelt sei. Der Zirkus Charles Knie hatte darauf eine Pride-Flagge gehisst – eine Leihgabe aus Bielefeld.
Als Reaktion auf die Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte Zirkus Charles Knie in Bielefeld eine Regenbogenfahne über seinem Zelt gehisst. «Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt» hatte Merz in der ARD-Talkshow «Maischberger» gesagt (MANNSCHAFT berichtete). Damit hatte er die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verteidigt, während des Christopher Street Day in Berlin nicht die Pride Fahne auf dem Reichstag zu hissen.
Das Gastspiel von Zirkus Charles Knie aus Niedersachsen in Bielefeld ist mittlerweile beendet. Nächste Station ist Limburg in Mittelhessen. Ob dort auch eine Regenbogenfahne gehisst wird, ist noch nicht klar. Die Bielefelder Flagge war eine Leihgabe der Aids-Hilfe Bielefeld, wie Pressesprecher Holger Fischer gegenüber MANNSCHAFT sagte, und wurde nach Ende des Gastspiels zurückgegeben. Ein Hochseilartist hatte sie über dem Zeltdach befestigt (MANNSCHAFT berichtete).
Der Zirkus habe dafür sehr viel positives Feedback erhalten. Auch von der Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Hasselmann, die in Bielefeld ihren Wahlkreis hat. Aber es habe auch einige wenige ablehnende Stimmen gegeben. «Wenn man bedenkt, das es sich ja nun um eine kleine harmlose Aktion gehandelt hat, die niemanden wehtut, dann wundert es schon, mit welchem Hass uns einige überschütten.» Von der ganz überwältigenden Mehrheit habe es aber tolles Feedback gegeben, so Fischer.
Dem Zirkus-Ensemble gehörten auch einige queere Menschen an, sagt Fischer. Aber der Impuls, die Fahne zu hissen, sei nicht von ihnen gekommen, sondern von der Zirkus-Leitung. «Das waren schon wir selbst.»
Der Sprecher des Zirkus Charles Knie nannte die Merz-Aussagen respektlos gegenüber der LGBTIQ-Gemeinschaft sowie der Zirkusbranche. «Wir sind ernst zu nehmen. Wir wünschen uns mehr Respekt.»
In den vergangenen Tagen gab es von verschiedenen Stellen immer wieder Kritik an Merz – auch aus den eigenen Reihen. Der Vorsitzende des Bundesverbands Lesben und Schwule in der Union (LSU), Sönke Siegmann, nannte die Wortwahl in der Taz «unglücklich». Die neue Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch, fragte gegenüber dem ZDF: «Wenn die Regenbogenfahne die Fahne auf einem Zirkuszelt ist, was sind dann queere Menschen?»
Warum selbst SPD-Ministerien keine Pride-Flagge zum CSD mehr hissen. Immerhin, das Verteidigungsministerium bekennt Farbe (MANNSCHAFT berichtete).
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