Wenn eine Zahnärztin Menschen mit HIV nicht behandeln will
Zum «Zero HIV Stigma Day» wird mehr Aufklärung gefordert
Am 21. Juli ist Zero HIV Stigma Day. Die Aids-Hilfe Wien ruft zu mehr Aufklärung auf, um Diskriminierung von Menschen mit HIV entgegenzuwirken. 2023 hatte eine Zahnärztin eine Behandlung verweigert.
In einer Pressemitteilung weist die Organisation darauf hin, dass auch im Jahr 2024 beinahe 70 Prozent aller gemeldeten Diskriminierungsfälle in Österreich im Gesundheitswesen stattfinden.
«Menschen, die mit HIV leben, haben im Gesundheitssystem mitunter noch immer erhebliche Nachteile», erklärt Dr. Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids-Hilfe Wien. «Deshalb müssen wir gemeinsam gegen Stigmatisierung und Schlechterbehandlung ankämpfen.»
Trotz eines eindeutigen Gerichtsurteils 2023 gegen eine Zahnärztin, die eine Behandlung aufgrund des HIV-Status verweigert hatte, kommt es laut Aids-Hilfe Wien weiterhin zu ähnlichen Vorfällen. Die Begründungen seien oft fadenscheinig, etwa mangelnde Schutzausrüstung – ein Argument, das wissenschaftlich längst widerlegt ist. Hall betont: «Die Einhaltung gängiger Hygienestandards reicht vollkommen aus, um eine HIV-Übertragung zu verhindern.»
Neben dem Gesundheitsbereich sieht die Aids-Hilfe Wien auch in anderen Lebensbereichen dringenden Handlungsbedarf. Besonders problematisch sei der Ausschluss von HIV-positiven Personen vom Polizeidienst sowie das Berufsverbot in der Sexarbeit. Beides steht laut den Aids-Hilfen Österreichs im klaren Widerspruch zum medizinischen Stand: Das bestätigt auch das Prinzip «U = U» (undetectable = untransmittable), dem zufolge HIV bei unterdrückter Viruslast nicht übertragbar ist.
Zudem berichtet die Aids-Hilfe Wien von Diskriminierung im privaten Umfeld: Menschen würden nach Trennungen unter Druck gesetzt, weil ehemalige Partner*innen mit der Weitergabe des HIV-Status drohen – teils auch gegenüber Arbeitgeber*innen. Auch hier bietet die Organisation Unterstützung und Beratung an.
Die Antidiskriminierungsstelle der Aids-Hilfe Wien analysiert diese Fälle systematisch im Auftrag der Aids-Hilfen Österreichs und konnte 2024 bereits zwei Schlichtungsverfahren beim Sozialministeriumsservice anstossen. Für Hall ist klar: «Erfahrungsgemäss beruhen viele Diskriminierungen – auch im privaten Bereich – auf Unwissenheit. Daher ist Aufklärung unerlässlich, um Diskriminierung zu beenden und die Gesundheit aller zu schützen.»
Der «Zero HIV Stigma Day», der jährlich am 21. Juli begangen wird, erinnert an die südafrikanische Aktivistin Prudence Mabele, eine der ersten Frauen in Südafrika, die offen mit ihrer HIV-Diagnose umging. Seit seiner Einführung 2022 will der Tag weltweit ein Bewusstsein für die fortbestehende Stigmatisierung schaffen.
Mehr: HIV-Impfstoff: Trump-Regierung stoppt Finanzierung (MANNSCHAFT berichtete)
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