Wien wählt: Wie queer bleibt die Hauptstadt?

Wien
Wien ist bunt. Bleibt es bunt? (Bild: Kriss Rudolph/MANNSCHAFT)

Am Sonntag wird in Wien ein neuer Stadtrat mit Bürgermeister gewählt. Dabei geht es u.a. um die Zukunft von queeren Leuchtturmprojekten. Auch die jährliche Regenbogenparade ist auf Subventionen durch die Stadt angewiesen.

Wien ist mit zwei Millionen Einwohner*innen nach Berlin die zweitgrösste Stadt im deutschsprachigen Raum. In Wien gibt es zahlreiche queere Vereine und Organisationen. Diese werden von der Stadt massgeblich unterstützt. Am Sonntag wird in der österreichischen Hauptstadt ein neuer Gemeinderat mit dem Bürgermeister gewählt. Für die queere Community ist der Urnengang von grosser Bedeutung. Denn dabei geht es auch darum, ob und in welchem Ausmass queere Leuchtturmprojekte in den nächsten Jahren finanziell unterstützt werden.

Die rechtsextreme FPÖ verlangt, dass alle Förderungen für Queers gestrichen werden. Auch die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) lehnt viele Subventionen ab. Bislang waren die Gelder für queere Projekte kein Problem, weil im Wiener Stadtrat die queerfreundlichen Parteien SPÖ, Grüne und die liberalen Neos die Mehrheit bilden. Aus queerer Sicht ist es wichtig, dass diese drei Parteien bei den Wahlen am Sonntag wieder so stark abschneiden, dass sie im Gemeinderat auf über 50 Prozent der Stimmen kommen.

Die queerfeindliche FPÖ und die konservative ÖVP lehnen viele queere Leuchtturmprojekte ab. Sie sind gegen finanzielle Unterstützungen für das erste queere Jugendzentrum Österreichs. Das Zentrum gibt es seit dem Vorjahr und richtet sich an Jugendliche und junge Menschen im Alter von 13 bis 27 Jahren. Träger des Zentrums ist der Verein «Q:Wir – Verein zur Stärkung und Sichtbarmachung queeren Lebens in Wien» Der Verein verfolgt das Ziel, an einer inklusiven Gesellschaft zu arbeiten, in der jede Person willkommen ist, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Ohne Förderungen durch die Stadt wäre der Betrieb des Jugendzentrums in der jetzigen Form nicht möglich.

Ähnlich geht es Qwien - dem Zentrum für queere Kultur und Geschichte (MANNSCHAFT berichtete). Qwien wird gerade ausgebaut und übersiedelt an einem neuen Standort. Die offizielle Eröffnung soll im Juni stattfinden. Im neuen Zentrum wird es viele Ausstellungen und Veranstaltungen geben. Die Leitung von Qwien, Andreas Brunner, Hannes Sulzenbacher und Harriet Leischko, betont die Wichtigkeit des Projekts: «Mit dem neuen Standort schliessen wir in die internationale Liga queerer Archive und Museen auf.»

Qwien versteht sich als Archiv, Bibliothek und Forschungsstätte, die Zeugnisse queeren Lebens sammelt und bewahrt. Mit über 10'000 Titeln in der Forschungsbibliothek sowie mehr als 500 queeren Zeitschriftentiteln aus über 50 Ländern verfügt Qwien über die umfangreichste Sammlung dieser Art in Österreich und die drittgrösste Europas. FPÖ und ÖVP haben sich im Stadtrat gegen Förderungen für Qwien ausgesprochen.

Auch die jährliche Regenbogenparade, zu der jedes Jahr zahlreiche Menschen nach Wien kommen, und viele andere wichtige queere Initiativen, sind auf Subventionen durch die Stadt angewiesen. Vor der CSD-Parade gibt es am Rathausplatz jedes Jahr eine Pride-Village mit vielen queeren Vereinen und Organisationen. Hinzu kommt ein umfangreiches Programm mit queeren Veranstaltungen. Die vielen Initiativen führen dazu, dass Wien ein beliebtes Ziel von queeren Tourist*innen aus aller Welt ist, wovon auch die Wiener Wirtschaft profitiert.

Die grosse Unbekannte bei der Wahl am Sonntag ist das Abschneiden der queerfeindlichen FPÖ. Bei den Parlamentswahlen im Herbst stieg die FPÖ zur stärksten Partei auf. Umfragen zufolge könnte die FPÖ auch bei den Wiener Wahlen am Sonntag stark zulegen. Trotzdem dürfte die SPÖ mit dem queerfreundichen Bürgermeister Michael Ludwig die Nummer 1 bleiben. Die SPÖ wird aber mit einer anderen Partei zusammenarbeiten müssen. Derzeit wird Wien von einem Bündnis zwischen Sozialdemokraten und den liberalen Neos regiert. In der Vergangenheit arbeitete die SPÖ auch mit den Grünen zusammen.

Hass gegen LGBTIQ soll in Grossbritannien nicht mehr erfasst werden, findet die Opposition. Das sei Zeitverschwendung (MANNSCHAFT berichtete).

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