Wien oder Wels? Rechtsextreme streiten über den ESC
FPÖ-Bürgermeister Rabl möchte, dass der ESC im nächsten Jahr in Wels ausgetragen wird. Wels gilt als Musterstadt der rechtsextremen Freiheitlichen. Andere FPÖ-Politiker sind gegen den ESC.
In Österreich sorgt die rechtsextreme und queerfeindliche FPÖ für Verwunderung. Denn Anton Rabl will im nächsten Jahr den Eurovision Song Contest (ESC) nach Wels holen. Wels gilt in Österreich als FPÖ-Musterstadt. Seit 2015 hat die 65'000 Einwohner zählende Stadt einen Bürgermeister, der von der rechtspopulistischen Partei gestellt wird. Wels ist damit die grösste FPÖ-regierte Stadt Österreichs. FPÖ-Chef Herbert Kickl kommt immer wieder gerne nach Wels. Nun möchte sich Wels gemeinsam mit Linz als Austragungsort für den ESC bewerben.
«Wels ist bereit, gemeinsam mit Linz Europa willkommen zu heissen – mit einer perfekten Infrastruktur, einem starken Team und der gemeinsamen Leidenschaft, Musik und Menschen zu verbinden», sagt der FPÖ-Bürgermeister. Wels baut gerade für 30 Millionen Euro eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig sein soll. Die Halle eignet sich gut für Veranstaltungen wie den ESC. Hinzu kommt die zentrale Lage der Stadt an der Westbahn. Wels biete laut Rabl «alle Voraussetzungen für ein unvergessliches, klimafreundliches Musikspektakel im Herzen Europas». Gemeinsam mit Linz hat die Stadt Wels eine Arbeitsgruppe für die ESC-Bewerbung gebildet.
Auch FPÖ-Kultursprecher Wendelin Mölzer wünscht sich, dass der ESC nicht in Wien, sondern in einer anderen österreichischen Stadt wie in Wels oder Graz ausgetragen wird. «Denn dort würde der Tourismus definitiv vom Werbewert und entsprechenden Nächtigungen profitieren», meinte der FPÖ-Politiker.
«Zu befürchten aber ist, dass es wieder ein ,queeres’, links-,wokes' Spektakel in Wien werden wird, wo diverse ORF-Macher sich ein goldenes Näschen verdienen werden und wieder nur der ohnehin boomende Wiener Tourismus ein Plus an Nächtigungszahlen erlangen beziehungsweise die Hotelzimmerpreise verdoppeln kann», ätzte Mölzer.
Doch nicht alle FPÖ-Politiker*innen sehen den ESC positiv. «Der Song Contest interessiert mich überhaupt nicht», sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Denn der ESC sei «eine Bühne für eine kleine, aber schrille und laute Community. Ganz ehrlich, wenn du heute als Mann keinen Rock trägst, als Frau keinen Bart, wenn du nicht trans oder sonst was bist, bist du beim Song Contest chancenlos», meinte Kickl in der Tiroler Tageszeitung.
Auch in Innsbruck wird über eine Bewerbung für den ESC diskutiert. Dort sprach sich FPÖ-Gemeinderat Fabian Walch dagegen aus. Seiner Ansicht nach sei der ESC «schon lange kein Liederwettbewerb mehr, sondern ein Vehikel für eine besonders schrille und laute Community, die anderen ihren Willen aufzwingen will». Walch sprach von «LGBTIQ-Propaganda».
Gewinnen könne man offenbar nur mehr, «wenn mal als Frau einen Bart trägt, als Mann einen Rock» oder sonst «auf Kriegsfuss mit der Biologie» stehe.
JJ schlägt Wien als ESC-Host vor. Denn: «Mein Freund wohnt um die Ecke». Mit «Wasted Love» hat er in Basel die meisten Punkte geholt (MANNSCHAFT berichtete).
In Europa schreiben wir dem Coming-out eine grosse Bedeutung zu und erachten es sogar als notwendiges Mittel, um frei und selbstbestimmt leben zu können. In Asien, wo vieles der Gemeinschaft untergeordnet wird, hat die eigene Identität oft das Nachsehen (MANNSCHAFT-Essay).
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