Wenn Kinder sich outen – Was Eltern richtig machen sollten
Fünf Tipps von Expert*innen
Wenn das eigene Kind sich outet, ist das ein grosser Schritt, der viel Mut erfordert. Hier ein paar Tipps von «Rat auf Draht» für Eltern für eine angemessene Unterstützung.
Leider ist es immer noch so, dass viele Kinder und Jugendliche beim Coming-out grossen Druck und Ängste verspüren, teilt Rat auf Draht mit – ein Angebot von SOS-Kinderdorf, das als Träger des österreichischen Notrufs für Kinder und Jugendliche unter der Nummer 147 fungiert. «Ihr Kind setzt einen sehr mutigen Schritt, wenn es sich outet», sagt Barbara Binder, Psychotherapeutin und Beraterin von Elternseite, «denn es setzt sich damit möglicher Kritik von Schulkolleg*innen, Freund*innen, Familie und der Gesellschaft aus.»
Daher sei es wichtig, dass man dem Kind mit Verständnis und Mitgefühl begegne und frage, wie man es unterstützen könne. Die Expertinnen des psychosozialen Beratungsangebots haben einige Tipps zusammengetragen, wie Eltern ihre Kinder bestmöglich unterstützen können.
#1 Verständnis zeigen Oft hilft schon Akzeptanz. Kinder können fürchten, die Liebe ihrer Eltern zu verlieren, wenn sie «anders» sind als erwartet. Dahinter stecken oft Scham und die Angst, die Eltern zu enttäuschen. Wenn Kinder das Gefühl haben, etwas falsch zu machen oder gar «falsch zu sein», sind Schuldgefühle die Folge.
«Sie können Ihrem Kind helfen, indem Sie Verständnis zeigen und offen aussprechen, dass es völlig in Ordnung ist, sich für das eigene Geschlecht oder auch beide Geschlechter zu interessieren», rät Binder. «Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass sie es lieben und wertschätzen und seine sexuelle Orientierung damit nichts zu tun hat. Es ist wichtig, dass Sie das Outing Ihres Kindes ernst nehmen.»
#2 Vertrauensbeweis nicht missbrauchen Wenn Ihr Kind Ihnen von seinem Outing erzählt, ist das ein grosser Vertrauensbeweis und ein Zeichen, dass es sich bei Ihnen sicher fühlt. «Lassen Sie es dieses Vertrauen spüren», sagt Binder. «Wenn Sie zufällig vom Outing erfahren, ist es besonders wichtig, keine Vorwürfe zu machen.» Offen und ehrlich über die eigene Sexualität zu sprechen, ist nicht einfach.
«Löst das Coming-out des Kindes in Ihnen Gefühle wie Angst, Ärger oder Unverständnis aus?»
Viele Kinder wissen innerlich schon lange, dass sie sich sexuell vom gleichen oder von beiden Geschlechtern angezogen fühlen. Sie trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen. Eltern sollten versuchen, sich in die Situation ihres Kindes einzufühlen und zu überlegen, welche Reaktion sie sich an seiner Stelle von ihnen wünschen würden.
#3 Reflektieren Löst das Coming-out Ihres Kindes in Ihnen Gefühle wie Angst, Ärger oder Unverständnis aus? Dann fragen Sie sich ehrlich, warum das so ist. Vielleicht fürchten Sie, dass Ihr Kind in der Zukunft Schwierigkeiten bekommt oder bei anderen Kindern auf Ablehnung stösst? Oder Sie können sich nicht vorstellen, dass Ihr Sohn mit einem Jungen oder Ihre Tochter mit einem Mädchen zusammen ist? Veränderungen brauchen Zeit, geben Sie sich diese auch.
Wie andere Menschen auf das Outing Ihres Kindes reagieren, können Sie nicht beeinflussen. Wohl aber den Umgang mit diesen Reaktionen. Wenn Ihr Kind aufgrund seines Outings Ablehnung erfährt, ist es umso wichtiger, dass Sie es annehmen, trösten und gemeinsam überlegen, was helfen kann. Wenn Ihr Kind die Erfahrung macht, dass Sie da sind, um den Rücken zu stärken und auch ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen, kann das die Beziehung enorm stärken.
#4 Kind darf selbst bestimmen Ob und vor wem sich Ihr Kind outen möchte, ist seine eigene Entscheidung. Erzählen Sie es daher nicht vorschnell weiter. Fragen Sie Ihr Kind stattdessen, wer davon wissen darf und in welchem Rahmen es darüber sprechen möchte.
#5 Unterstützung holen Wenn Sie sich mit der Situation überfordert fühlen, ist es ratsam, sich Hilfe zu holen. Die Expert*innen von Elternseite stehen Ihnen gerne zur Verfügung. Kinder und Jugendliche können sich rund um die Uhr kostenlos unter der Notrufnummer 147 melden.
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