Streit um Palästina-Fahne entzweit queere Community
Nachspiel einer Flaggenhissung
Der Streit um eine Palästina-Fahne an der Türkis Rosa Lila Villa in Wien entzweit die queere Community.
Der Verein TransX muss das queere Zentrum verlassen und sucht neue Räume.
Im vergangenen Oktober zog die Türkis Rosa Lila Villa, ein bekanntes queeres Zentrum in Wien, Kritik auf sich, weil dort eine Palästina-Flagge aufgehängt wurde (MANNSCHAFT berichtete). Daraufhin erhielt die Villa viele Hassmails. Schliesslich stellte das LGBTIQ-Zentrum klar, dass eine palästinensische Flagge noch keine Unterstützung für die Hamas repräsentiere. Die Bewohner*innen der Villa verurteilten in einer Stellungnahme Antisemitismus und Kriegsverbrechen.
«Das Hissen einer Staatsfahne auf der Villa bedeutet eine politische Positionierung und droht die LGBTIQ-Community zu spalten.»
«Nichts kann das schreckliche Massaker und die Geiselnahme von Zivilistinnen durch die Hamas rechtfertigen. Jeglicher terroristische Akt überall in der Welt muss stärkstens verurteilt werden. Die darauffolgende unterschiedslose Bombardierung und Vertreibung von Hunderttausenden von Zivilist*innen in Gaza kann nicht relativiert werden und muss ebenfalls stärkstens verurteilt werden», heisst es in der offiziellen Erklärung des Vereins Türkis Rosa Lila Tipp.
Allerdings ging der Streit um die Palästina-Fahne weiter. Wie jetzt bekannt wurde, muss der Verein TransX ab November die Villa verlassen. TransX ist in Österreich ein wichtiger Verein für trans Personen. TransX bedauert den Auszug aus der Villa und hat dazu eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heisst es: «Wir haben uns nach erfolglosen internen Gesprächen in einem Statement gegen diese Vereinnahmung der Villa ausgesprochen. Das Hissen einer Staatsfahne auf der Villa bedeutet für uns eine politische Positionierung und droht die LGBTIQ-Community zu spalten.»
Die Aussage von TransX «Der Nahost-Krieg ist nicht unser Krieg» sei vom Wohnverein der Villa als privilegierte, imperialistische, zionistische, ja sogar als rassistische Position gebrandmarkt worden. «TransX wurde sofort der Hinauswurf aus der Villa angedroht. Seither wurden TransX-Treffen wiederholt gestört. Der Clubraum wurde in einen Dancefloor mit ausschliesslich flackernder Beleuchtung ohne jede Sitzgelegenheit umgestaltet», kritisiert TransX. Auch habe der neue vom Wohnverein eingesetzte Tipp-Vorstand «Termine unserer Selbsthilfegruppe abgesagt und will ab November keine TransX-Treffen in der Villa gestatten.»
TransX möchte und werde aber die Angebote für trans Personen weiterführen. Daher sucht der Verein jetzt in Wien dringend nach Räumen, in denen die Clubabende und die beiden Selbsthilfegruppen (je zweimal monatlich abends) abgehalten werden können. Und das möglichst unentgeltlich.
Im Vorjahr hat sich TransX in einer Stellungnahme mit dem Titel «Das ist nicht unsere Fahne!» gegen das Hissen der Palästinenser-Fahne ausgesprochen. Als am 21. Oktober 2023 Personen des Wohnvereins die Fahne aus einem Fenster des LGBTIQ-Zentrums gehängt haben, seien andere Villa-Gruppen übergangen worden. Die Fahne sei «kein Statement aller Gruppen der Villa», betont TransX. «Der Nahost-Krieg ist nicht unser Krieg. Wir dürfen unsere Stimmen und Sympathien weder für den Vernichtungskrieg Israels gegen Palästina noch für den Terror der Hamas erheben. Wir können und müssen nichts davon verantworten», betont TransX.
Einseitige Positionierungen von queeren Gruppen seien in diesem Konflikt unpassend und können nur zur Spaltung unserer Bewegung führen. «Unsere Solidarität sollte ungeteilt allen LGBTIQ-Personen in der Region gelten. Die Villa soll ein Safe Space für alle queeren Menschen bleiben. Nationale Fahnen kriegsführender Parteien drücken das sicher nicht aus. TransX ist gegen jede Form von Gewalt», so die damalige Stellungnahme von des Vereins.
Schwedische Stars wollten Israel vom ESC im Mai 2024 ausschliessen. Auch die Queer Ikone Robyn hatte einen Offenen Brief unterzeichnet (MANNSCHAFT berichtete).
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