Anti-Trans-Gesetze: Suizidversuche Jugendlicher «stark gestiegen»
Zum Teil erhöhte sich die Quote um 72 Prozent
Eine neue Studie hat die Auswirkung von Anti-Trans-Gesetzen auf Jugendliche untersucht. Die Ergebnisse sind erschütternd.
Die in der Zeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlichte Studie der LGBTIQ-Jugendhilfsorganisation The Trevor Project ergab, dass die Selbstmordrate unter trans Teenagern in Staaten, die Anti-Trans-Gesetze verabschiedet haben, nach der Verabschiedung der Gesetzgebung um bis zu 72 Prozent gestiegen ist.
Allein im Jahr 2023 wurden in 49 US-Bundesstaaten schätzungsweise 508 Anti-LGBTIQ-Gesetze eingebracht, bei denen für trans Personen geschlechtsangleichende Pflege, Zugang zu Toiletten, Teilnahme am Sport und die Änderung von Geschlechtsangabe in offiziellen Dokumenten auf dem Spiel standen (MANNSCHAFT berichtete). Obwohl nicht alle vorgeschlagenen Gesetze in Kraft traten, sagten Expert*innen, dass allein die Androhung von Gesetzen die psychische Gesundheit junger trans Menschen stark beeinträchtigte.
Die neuesten Daten stammen aus einer Stichprobe von 61’240 jungen Menschen in 19 Bundesstaaten, die zwischen 2018 und 2022 Anti-Trans-Gesetze verabschiedet haben. Das Trevor Project verglich die Selbstmordversuchsraten vor und nach Inkrafttreten der Verbote.
Kurz nach Inkrafttreten der Gesetze kam es zu einem leichten Anstieg der Selbstmordversuche, gefolgt von einem grösseren Anstieg in den zwei oder drei darauffolgenden Jahren. Bei 13- bis 17-Jährigen war die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs in den vorangegangenen 12 Monaten zwei Jahre nach Inkrafttreten eines Anti-Trans-Gesetzes um 72 Prozent höher als vor Inkrafttreten des Gesetzes.
Ronita Nath, die Vizepräsidentin für Forschung der Wohltätigkeitsorganisation, sagte gegenüber NPR, dass sie dieser Studie Priorität eingeräumt hätten, weil sie «die Kausalität sehr eindeutig nachweisen» müssten, um die negativen Auswirkungen der Gesetzgebung auf die psychische Gesundheit zu beweisen. «Wir haben einen sehr starken und statistisch signifikanten Anstieg festgestellt.»
Das ist die Realität für diese jungen Menschen und es ist nicht akzeptabel
Dabei stellte sie heraus, dass trans und nicht-binäre Jugendliche «nicht von Natur aus anfällig für ein erhöhtes Suizidrisiko» seien. Aber das Risiko von psychischen Erkrankungen könne durch «die Art und Weise, wie sie von anderen misshandelt und stigmatisiert werden, erhöht werden. «Das ist die Realität für diese jungen Menschen und es ist nicht akzeptabel», sagte Nath.
In den Jahren nach dem Untersuchungszeitraum hat die Zahl der Gesetze gegen LGBTIQ erneut zugenommen. Staaten wie Missouri, Arizona, Florida und Tennessee schränken inzwischen die geschlechtsangleichende Betreuung junger trans Menschen ein oder verbieten sie. Und das, obwohl eine Umfrage im letzten Jahr zeigte, dass die Mehrheit der Amerikaner Anti-Trans-Gesetze ablehnt.
Angehörige der trans Gemeinschaft sind auch in Pakistan Diskriminierung und Bedrohungen ausgesetzt. Ein neuer Fahrdienst soll für mehr Sicherheit sorgen (MANNSCHAFT berichtete).
Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
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