«Lügen und Verleumdungen» – FPÖ macht Stimmung gegen Pride und ESC
Rechts warnt vor «linksextremistische Tendenzen»
In Tirol macht der dortige FPÖ-Chef Markus Abwerzger Stimmung gegen die Austragung des ESC 2026, um die sich neben Wien auch Innsbruck beworben hat. Österreich sollte freiwillig auf die Durchführung verzichten, so Abwerzger. Grund sei u.a. Antisemitismus.
In einem Interview mit der Austria Presseagentur (APA) behauptet Abwerzger, durch Events wie den ESC bestehe konkrete die Gefahr, dass «anti-israelische Stimmung», «Antisemitismus» und «linksextremistische Tendenzen» gefördert werden – die Folge sei ein massives Sicherheitsproblem.
Gegen die Aussagen wendet sich nun u.a. Jayjay Kaiser, Obperson von Pride Tirol, Hosi Tirol und Fetisch Alpenland. Abwerzger, seit 2013 Landesparteiobmann der rechtsextremen FPÖ in Tirol, instrumentalisiere die Innsbruck Pride und stelle falsche Behauptungen auf. Am 26. Juli war die Community in der Tiroler Landeshauptstadt auf die Strasse gegangen (MANNSCHAFT berichtete).
U.a. behauptet der FPÖ-Mann, dass «bei der zuletzt abgehaltenen Pride Parade in der Tiroler Landeshauptstadt ein ,letzter Block' an ,Kommunisten mit Hamas-Fahnen'» aufgetaucht sei. Es sei «offensichtlich», dass «bestimmte linke Kreise», die auch mit dem Song Contest in Verbindung stünden, ein «Antisemitismusproblem» hätten. Hierzu könne man auf genug Bilder, Videos, Zeug*innen und den gesamten Polizeieinsatzkräften zurückgreifen, die klar zeigten, dass keinerlei Hamas-Flaggen gehisst oder mitgenommen worden seien.
«Dies ist auch nach EU-Menschenrechtskonvention nicht erlaubt, da die Hamas zu einer Terrororganisation und einer Menschenrechts-verletztenden Organistaion zählen. Aus genau diesem Grund haben wir mehr als genug Ordner und Polizisten auf der Parade gehabt, die durchgehend auf solche extremistische Symbole oder Fahnen geachtet haben», heisst es in einer Pressemitteilung des Vereins Pride Tirol.
Palästina-Fahnen habe man gezeigt, und das sei auch nicht verboten. «Diese sind eindeutig zu erkennen, da sie eine ganz andere Färbung als die Hamas-Flaggen haben: Schwarzer, weisser und grüner horizontaler Streifen mit rotem Dreieck auf der linken Seite der Flagge. Anders ist hierbei die Hamas-Flagge, die ein Al Quassam Brigaden-Wappen auf grünem Grund darstellt.»
Beruhend auf Erfahrungsberichten von der Pride teilt der Verein mit: «Die Demonstration ist komplett friedlich und nicht antisemitisch abgelaufen.» Darum wird Markus Abwerzger aufgefodert, «dass er uns für seine Behauptungen Zahlen, Daten und Fakten präsentiert, davor können wir ihm nur das Gegenteil beweisen».
Auch die noch junge Revolutionäre Kommunistische Partei (RKP) Tirol meldete sich am Montag zu Wort. Abwerzger «macht Schlagzeilen mit Panikmache und offensichtlichen Falschmeldungen», heisst es in einer Pressemitteilung, der auch 2 Fotos von der Pride angehängt sind, auf der die Palästina-Flagge deutlich zu sehen ist.
Darin erklärt RKP Tirol-Pressesprecher Felix Bernfeld: «Als Kommunisten und Internationalisten kämpfen wir gegen jede Ausbeutung und Unterdrückung. Deshalb traten wir Ende Juli auf der Pride nicht nur gegen LGBTIQ-Unterdrückung, sondern auch mit der Palästina-Fahne auf. Wir tragen diese Fahne mit Stolz, gerade weil die gesamte österreichische Politik seit Jahren felsenfest auf Seiten Israels steht und damit den Völkermord in Gaza unterstützt.»
Bernfeld ergänzt: «Dass Abwerzger nun von Hamas-Fahnen phantasiert, spricht für seine mangelnde Flaggenkenntnis, die scheinbar bei rot-weiss-rot aufhört.»
Und weiter: «Die RKP Tirol verlangt eine Rücknahme der Lügen von Abwerzger und eine Richtigstellung aller Medien gegenüber diesen Verleumdungen des FPÖ-Chefs. Der einzige Punkt, in dem wir Abwerzger Recht geben ist, dass wir weiter laut und sichtbar auf die Strasse gehen werden, gegen den Völkermord in Gaza, aber auch gegen die FPÖ und die Regierung, gegen Rassismus und gegen die Sparpakete. Und wir werden dafür sicher auch den ESC nutzen, falls er nach Innsbruck kommt!"
Erst hatte sich der diesjährige Sieger JJ für einen ESC 2026 «ohne Israel» ausgesprochen – dann ruderte er zurück (MANNSCHAFT berichtete).
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