«Solidarität mit Israel. Was sonst?»
Die Feuerpause im Gaza-Krieg hat nicht gehalten. Israels Armee wirft den Terroristen Bruch der Vereinbarung vor und hat die Kämpfe gegen die islamistische Hamas wieder aufgenommen. Der Krieg dauert nun bald zwei Monate. Zur Frage der Solidarität – der Kommentar*
Am 7. Oktober massakrierten palästinensische Angehörige der Hamas, aber auch Männer aus dem Gazastreifen ohne besondere Einbindung in die islamistische Organisation, Dörfer und Kibbuzim in Israel. Sie durchbrachen Zäune, hatten offenbar sehr genaue Vorstellungen von den Orten, wo sie die Objekte ihrer Angriffe finden würden – und fanden sie auch. Was sie anrichteten, stellte sich im Laufe der kommenden Tage heraus: Es war ein monströses Abschlachten, ein Freudenfest des Mörderischen, ein Festival der menschenauslöschenden Absichten.
Jene, die sie trafen, waren hundertfach Teilnehmende eines Raves in der Negev-Wüste, junge Menschen, die überwiegend zur Szene der Protestierenden gegen die rechtsnationalistische Regierung Benjamin Netanjahus zählen. Es waren also keine Soldat*innen im Dienst, sondern Männer und Frauen, Alte und Kinder, Säuglinge, die abgemetzelt wurden, als läge in der Schutzlosigkeit der Angegriffenen eine besondere Attraktion, sie zu töten. Unter den Opfern, ohne dass dies identitär eine Rolle gespielt hätte, waren auch Queers, also schwule und lesbische Menschen.
Überhaupt kristallisierte sich in der Zeit nach dem 7. Oktober heraus, dass der mörderische Hamas-Mob der Judenheit die grösste Opferzahl seit Ende des Holocaust mit dem 8. Mai 1945 bereitete, über 2000 Ermordete, ausserdem sind noch über 200 Menschen als Geiseln in den Händen der Islamisten, vielmehr erwies sich, dass die Hamas mit ihren Attentaten alles zu töten beabsichtigte, was sie politisch und kulturell nicht wollen, aber wofür wir als LGBTIQ-Menschen einzustehen haben: Freiheit, Diversität, Anteilnahme, Schutz der Schwächeren und Feinsinn, um gegen Diskriminierungen schutzärmerer Menschen einzustehen.
So weit, so hoffentlich selbstverständlich. Und doch gibt es in unserer Community Solidaritätsbekundungen mit der Hamas, mit den Islamisten. «Queer for Palestine» heisst eine Community, deren Vertreter auch am Wochenende des 7. Oktober in meinem Wohnbezirk in Berlins Szeneviertel Neukölln sich an den Freudendemos beteiligten, man sah einige ihrer Transparente.
In Wien hing aus einem Fenster der Rosa Villa (MANNSCHAFT berichtete), einst eine Immobilie, die für unsereins ein Safe House sein sollte, inzwischen aber zu einem antifreiheitlichen Haus mutierte, in dem alles an Emanzipation und Liberalität dementiert wird, für das unsereins seit Jahrzehnte kämpfte. Und in der Zeitung Der Westen hiess es: «Online kursiert seit Wochen ein neuer Hashtag: #QueersforPalestine. Gleichnamige Kanäle sind auf Instagram und der Plattform X zu finden. Hinzu kommen Bilder der letzten Jahre und aus jüngster Zeit, die in LGBTIQ-Foren zu finden sind. Sie zeigen Angehörige der Community, die Schilder hochhalten, auf denen Dinge stehen wie ‹Queers for Palestine› oder ‹Gays for Gaza›.»
Und als Krone dieser queerwohlstandsverwahrlosten Äusserungen – Islamist*innen sind die Ersten, die in den Gebieten, in denen sie herrschen, Schwule und Lesben absichtsvoll zu Tode bringen – schliesslich die bekennend jüdische Philosophin, die lesbische Judith Butler, die kurze Zeit schon nach dem Massaker in einem Statement bekundete, man müsse den „Kontext“ der Hamas-Aktionen sehen, also die Besatzung Palästinas durch Israel – deshalb seien Gefühle wohlfeilen Betroffenseins antiintellektuell, womit sie gedankenlos meint.
In der Tat ist die politische Lage im Nahen Osten prekär: Israel ist ein jüdisch-demokratischer Staat, die arabischen, besser palästinensischen Nachbarn, vor allem die Hamas im Gazastreifen, wollen mit Israel nicht nachbarlich zusammenleben, sondern es ganz weghaben, was ohne Krieg nicht gehen würde. Israel hat versäumt, eine politische Annäherung zu lancieren bzw. Premier Netanjahu hat lieber mit den mörderisch operierenden Hamas-Leuten alliiert als dass er mit der gemässigen Autonomiebehörde ein Einvernehmen gesucht hätte. Aber die Schuld für die Morde bei Israel zu suchen, kommt einer politisch-moralischen Obszönität gleich: Dem Opfer vorzuwerfen, es trage die hauptseitige Schuld, weil es angefangen habe – womit auch immer -, ist eine klassische Täter-Opfer-Umkehr.
Was Israels Krieg gegen die Hamas – nicht gegen die Palästinenser – betrifft: So ist alles offen. Im Hinblick auf «Queers for Palestine» oder das Rosa Haus in Wien, so wird zu überlegen sein, ob diese Kulturen, so sie denn in den Genuss staatlicher Förderungen kommen, diese weiterhin in Anspruch nehmen können. Weshalb sollten sie aus Steuermitteln Geld bekommen, das offenbar politischen Zwecken dient, die Freiheit, unsere Freiheit, abzuschaffen? Es muss mit diesen Klartext geredet werden: Sie solidarisieren sich mit Mördern – und das kann auch strafbewehrt sein, zumindest in Deutschland.
Generalverdächtigungen helfen nicht weiter.
Damit es keine Missverständnisse gibt oder den Wunsch, eine Haltung wie die meinige zu diskreditieren: Ich solidarisiere mich zugleich mit allen Palästinensern, die innerlich den Terror der Hamas nicht mittragen – insbesondere den lesbischen und schwulen Bewohner *innen des Gazastreifens und der Westbank: Sie wissen, vom Tode bedroht durch ihre nächsten arabischen Angehörigen, durch das homophobe Regime, unter dem sie leben müssen, dass jüdische Israelis oft ihre einzigen Schutzengel sind, ihre Hilfslotsen, auf dass sie ihre sexuelle Identität leben können, meist nur in Israel. Nichts am Jüdischen ist besser als am Palästinensischen. General-verdächtigungen helfen nicht weiter.
Mit anderen Worten: Solidarität mit Israel, was sonst? Angegriffen wurde am 7. Oktober nicht nur ein jüdischer Staat, sondern auch wir selbst, die in einer Kultur des Regenbogens leben möchten. Ein schönes Beispiel für eine gelungene Aktion im Gazastreifen war die Regenbogenflagge von Yoav Atzmoni (MANNSCHAFT berichtete). Eine ergreifende Geste!
*Die Meinung der Autor*innen von Kolumnen, Kommentaren oder Gastbeiträgen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
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