Schwuz braucht Spenden: «Noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände»
Die Alarmstufe Pink wurde ausgerufen
Alarmstufe Pink: Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben.
Nach dem Insolvenzantrag (MANNSCHAFT berichtete) soll nun eine Spendenkampagne helfen.
Mithilfe einer Spendenkampagne möchte der Verein, der bisher das Schwuz trägt, als Teilnehmer am Bieterverfahren zum Kauf des insolventen Clubs teilnehmen: «Wir wollen, dass unser Schwuz weiterhin in der Hand unserer Community bleibt!» Ende Juli musste das Schwuz einen Insolvenzantrag stellen. Das Schwuz ist der älteste queere Club Deutschlands und ein fester Anlaufpunkt für die Berliner LGBTIQ-Community.
Das Ziel ist, bis zum 24. September 300'000 Euro zu sammeln, um den Kauf und den Weiterbetrieb durch den Verein in Zusammenarbeit mit weiteren finanziellen Unterstützer*innen sicherzustellen.
Die Spendenkampagne läuft unter dem Motto Mission: SchwuZschutz. Gespendet werden kann auf der Kampagnenseite. Dort finden sich noch weitere Informationen zur Kampagne. Begleitet wird die Kampagne via Instagram.
Stefan Fuerst ist Vorstandsmitglied des Schwuz-Vereins und sagt: «Das Schwuz existiert bereits seit 48 Jahren. Es gab viele Hochs und Tiefs. Doch die jetzige Situation ist einmalig. Es gilt die Alarmstufe Pink! Wenn wir jetzt nichts unternehmen, riskieren wir, dass der nächste queere Ort Berlins für immer verschwindet. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens findet ein Investorenprozess statt, bei dem geschaut wird, wer das SchwuZ weiterbetreiben könnte. Mit dem Geld wollen wir als Verein den Club aus der Insolvenz zurückkaufen. Gerne auch mit passenden Partnern, aber nur mit uns als starken Verein. Denn nur wir sind die Versicherung dafür, dass das Schwuz ein queerer Club in der Hand der Community bleibt.»
Andre Lehmann, eigentlich Bundesvorstandsmitglied des LSVD+, gehört seit wenigen Tagen ebenfalls dem Vorstand des Vereins an und betont: «Uns geht es nicht darum, einfach so weiterzumachen. Klar ist, dass es Veränderungen braucht. Diese wollen wir als Community gestalten und den Club damit langfristig wieder tragfähig machen. Eine Gruppe aus Vereinsmitgliedern und Leuten aus der Community arbeitet derzeit an neuen Konzepten und einer Zukunftsvision. Wir wollen das SchwuZ-Gefühl in die Community zurückbringen. Es lohnt sich, das Schwuz zu unterstützen, weil dort noch so viel Neues möglich ist. Am Rollberg ist noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände.“
Obwohl der beliebte Club Massnahmen zur finanziellen Sanierung eingeleitet und auch Personal abgebaut habe (zum MANNSCHAFT-Interview), habe sich die wirtschaftliche Lage dadurch nicht stabilisieren lassen, hatte Insolvenzverwalterin Susanne Berner erklärt.
Die Einnahmen reichten zuletzt nicht mehr aus, um laufende Verbindlichkeiten zu decken, teilte Berner mit. Beim Christopher Street Day Ende Juli, dem «Kern-Party-Event», lagen die Umsätze demnach rund 15 Prozent unter Plan.
Das Schwuz – kurz für «SchwulenZentrum» – wurde 1977 gegründet und ist heute im Rollbergkiez in Neukölln zu Hause. Schon seit über einem Jahr habe sich der wirtschaftliche Druck abgezeichnet, so Jäger, die seit März alleinige Geschäftsführerin ist.
Erst im Juli wurde bekannt, dass der Club «Die Busche» nach rund 40 Jahren für immer schliessen wird (MANNSCHAFT berichtete). Auch im Schwuz wurde reagiert mit Personalabbau – wohl zu spät, wie Jäger heute einräumt. Künftig sollen neue Veranstaltungsformate und Kooperationen frischen Wind bringen, ein Abo-Modell ist ebenfalls geplant.
Alberto Lejárraga hat seinen langjährigen Partner Ruben Fernandez geheiratet. Der einzige offen schwule Spieler im spanischen Männerfussball teilt Fotos der Feier (MANNSCHAFT berichtete).
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